Voerde. Mit einem Gemeindefest wurde die neue Moschee im Ortskern von Möllen eingeweiht. So sehen das Gotteshaus und das Sozialgebäude von innen aus.

„Es hat viel Zeit, Arbeit und Mühe gekostet, aber wir haben es geschafft!“, sagt Hasan Gördü. Er steht unter dem Zentrum der Kuppel der neuen Moschee in Möllen. Von oben scheinen hell die Strahlen der modernen Lichtinstallation auf seinen Kopf. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für den Bau des neuen Gemeindezentrums in Möllen der türkischen Gemeinde befindet sich am Ziel eines Projektes, in das er gut 14 Jahre seines Lebens investiert hat.

So lange dauerte es vom ersten Gedanken, den ersten Plänen dafür, in Möllen eine neue Heimat für die Gemeinde, den Türkischen Kulturverein zu schaffen, ein religiös-kulturelles Zentrum, einen Versammlungsort, bis zur Fertigstellung des Bauprojektes, die jetzt mit dem ersten Gemeindefest am neuen Standort gefeiert wurde. Gördü führte eine Besuchergruppe aus Vertretern der Fraktionen im Stadtrat, der Kirchengemeinden in Voerde, Bürgermeister Dirk Haarmann und seinem Vorgänger Leonhard Spitzer durch die neuen Räumlichkeiten.

Eine Mixtur aus Pracht und Minimalismus

Beeindruckend dabei der erste Blick in die neu geschaffene „Grüne Moschee“ in Möllen. Der Boden des Gebäudes ist komplett mit einem blauen Gebetsteppich ausgelegt und beim Betreten des Gebetsraumes entfaltet sich eine gewisse Pracht, die aber gleichzeitig zurückhaltend, fast ein wenig minimalistisch ist. Die Stirnseite des Gebetsraumes, natürlich gen Mekka ausgerichtet, ist in weißem Marmor gehalten. Die hohen Milchglasfenster lassen blickdicht Licht in den Raum strömen. LED-Elemente ergänzen an der Wand die Beleuchtung.

In einer Mischung von Pracht und Minimalismus, Tradition und modernen Elementen präsentiert sich der Gebetsraum der neuen Moschee. Hier ein Blick von der Empore.
In einer Mischung von Pracht und Minimalismus, Tradition und modernen Elementen präsentiert sich der Gebetsraum der neuen Moschee. Hier ein Blick von der Empore. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die Lichtelemente an der Decke wirken modern. Besonders die Beleuchtung der Kuppel, die in unterbrochenen Kreisen angeordnet ist. „Wir waren dafür extra in der Türkei“, erzählt Hasan Gördü. „Diese Beleuchtung gibt es nur in einer anderen weiteren Moschee in Istanbul. Wir haben die Firma gefunden und hier hängt sie nun ein zweites Mal“, berichtet er. Die Lichtelemete leuchten dabei auch nach oben. „Wenn man im Dunkeln von der Empore nach unten schaut, sieht es so aus, als würden die Leuchten im Raum schweben.“

Ein Blick von unten durch die Lichtinstallation in die Kuppel der neuen Moschee. Hier sieht man die Kalligraphie-Elemente, die ein Experte in die Kuppel gemalt hat.
Ein Blick von unten durch die Lichtinstallation in die Kuppel der neuen Moschee. Hier sieht man die Kalligraphie-Elemente, die ein Experte in die Kuppel gemalt hat. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Ein Blick in die Kuppel zeigt bunte Kalligraphien in arabischer Schrift. „Wir hatten dafür einen Fachmann hier, der das auf einem hohen Gerüst liegend gemalt hat“, erzählt Gördü. Dabei wurde allerdings in der Moschee darauf geachtet, dass es nicht zu viele Verzierungen gibt. Die Gläubigen sollen hier die Welt hinter sich lassen und vor Gott treten können. „Es soll so wenig Ablenkung wie möglich geben“, sagt Gördü. Übrigens ein Grund dafür, warum Männer und Frauen in der Moschee von einander getrennt sind. Für die Frauen ist der Bereich auf der Empore gedacht, der nicht weniger beeindruckt, als der Gebetsraum für die Männer im Erdgeschoss.

„Diese Beleuchtung gibt es nur in einer anderen weiteren Moschee in Istanbul. Wir haben die Firma gefunden und hier hängt sie nun ein zweites Mal.“

Hasan Gördü
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe zum Bau der Moschee gibt einen Einblick in die Ausstattung.

Großes Engagement für den neuen Standort

Doch nicht nur die Moschee hat die Türkisch-Islamische Gemeinde Möllen neu errichtet. Direkt daneben ist ein Sozialgebäude entstanden. Zum Gemeindefest empfangen Essensdüfte die Besuchergruppe, denn die Frauen der Gemeinde kochen gerade in der Küche im Erdgeschoss. Für die Gäste geht es allerdings weiter nach oben.

Hasan Gördü, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, die für den Bau der Moschee und des Sozialgebäudes verantwortlich ist, erklärt den Besuchern in der Mitte stehend den Gebetsraum der neuen Moschee.
Hasan Gördü, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, die für den Bau der Moschee und des Sozialgebäudes verantwortlich ist, erklärt den Besuchern in der Mitte stehend den Gebetsraum der neuen Moschee. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Hier fällt der Blick zuerst auf die teilweise gefliesten Wände. Die Fliesen, berichtet Gördü, kommen ebenfalls aus der Türkei. Man habe in Deutschland ein Angebot für über 30 Euro pro Quadratmeter bekommen. Man nahm Kontakt zu einer Firma auf. „Der Chef hat zwei Container voll Fliesen selbst bezahlt, als er gehört hat, was wir damit vorhaben“, berichtet Gördü. Die Gemeinde musste lediglich die Nebenkosten des Imports tragen. Insgesamt 2500 Quadratmeter Fliesen wurden im Gebäude verbaut und das am Ende für gut ein Drittel des ursprünglich angefragten Preises.

Auch das ist ein Beispiel dafür, wie viel Engagement in die Errichtung des neuen Gemeindezentrums geflossen ist. Die 340 Mitglieder der Gemeinde sammelten Spenden, beteiligten sich durch Arbeitskraft oder mit eigenem Geld. Mehrfach rief die Gemeinde zu Spenden für den Neubau aus – und finanzierte so fast das komplette Projekt. Von den zwei bis zweieinhalb Millionen Euro Kosten für die beiden Gebäude – die Endabrechnung stehe noch aus – seien nur noch 300.000 Euro an Kreditschulden offen.

Ein Raum für alle Voerder geschaffen

Bürgermeister Dirk Haarmann (l.) betonte die Gastfreundschaft der türkischen Gemeinde in Möllen. Deren Vorsitzender Simmani Kammaci (m.) und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für den Bau des Gemeindezentrums, Hasan Gördü (r.) freuten die Worte.
Bürgermeister Dirk Haarmann (l.) betonte die Gastfreundschaft der türkischen Gemeinde in Möllen. Deren Vorsitzender Simmani Kammaci (m.) und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für den Bau des Gemeindezentrums, Hasan Gördü (r.) freuten die Worte. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Ebenfalls im ersten Stock des Sozialgebäudes können die Besucher einen Blick in die im Gebäude geschaffenen Klassenräume werfen. „Kindermoschee“, steht an einer Tür. Ein Blick hinein zeigt: Hier sieht es so aus, wie im Gruppenraum einer Kita. Ein weiterer Raum für Versammlungen befindet sich in der ersten Etage. „Uns ist wichtig, dass die Räume hier von allen Menschen und Vereinen in Möllen und in ganz Voerde genutzt werden dürfen“, sagt Simmani Kammaci, der erste Vorsitzende der Gemeinde. Will heißen: Hier könnten Fraktionssitzungen der Voerder Parteien ebenso stattfinden, wie Vorstandssitzungen von Vereinen.

„Uns ist wichtig, dass die Räume hier von allen Menschen und Vereinen in Möllen und in ganz Voerde genutzt werden dürfen.“

Simmani Kammaci
Der Vorsitzende der Gemeinde möchte, dass das neue Gemeindezentrum ein Treffpunkt für alle Menschen wird.

Und damit setzt sich eine Tradition fort, die von den Vertretern des türkischen Kulturvereins und der jetzigen Gemeinde schon am alten Standort gepflegt wurde, wie Bürgermeister Dirk Haarmann in seiner Rede betont: „Der Kulturverein hat sich immer mit Stolz und Gastfreundschaft präsentiert und zum Dialog eingeladen“, sagt er. Ein Angebot, das viele Bürger von Voerde bereits am früheren Standort angenommen hätten. Das soll sich auch am neuen Standort im Herzen von Möllen nicht ändern.