Voerde. . Die neue religiöse Mitte in Möllen: Moschee, Gemeindehaus der türkischen Gemeinde und evangelische Kirche bilden eine architektonische Einheit.
Die neue religiöse Mitte von Möllen nimmt Gestalt an. Davon überzeugte sich am Samstag eine Exkursionsgruppe des Vereins r(h)ein-kultur-welt. Ulrike Haibach Daniel und ihre Gäste besichtigten unter der sachkundigen Führung des Weseler Architekten Ludger Ebbert und des Vorsitzenden der Arbeitsgruppe des Türkischen Kulturvereins Möllen Hasan Gördü die Rohbauten der neuen Möllener Moschee und des dazugehörenden Gemeindehauses.
„Sakralbauten haben eine bestimmte Aura“
Das Ev. Gemeindehaus auf der Wilhelmstraße in Friedrichsfeld, das Gemeindezentrum und der Umbau der Westfront der kath. Kirche St. Elisabeth in Duisburg-Walsum. Ludger Ebbert hat Erfahrung im Entwerfen von Sakralbauten. „Man muss verstehen, worum es geht“ so der Architekt. „Sakralbauten haben eine bestimmte Aura. Sie entsteht durch Licht, durch die Öffnung nach oben, durch die Stufung von Schichten“. Und in diesem Sinne unterscheidet sich eine Moschee nicht von einer christlichen Kirche.
Hohe Fenster lassen das Tageslicht in den Gebetsraum fallen, eine Kuppel von acht Metern Durchmesser lenkt Blicke - und Gedanken - nach oben. Die Frauenempore nimmt den Durchbruch zwischen Decke und Kuppel halbkreisförmig auf, schafft damit zusätzliche Weite.
Die Gebetsnische ist bereits genau in der Mitte der Kopfwand des Gebetsraums gemauert: So wie im Mittelalter die Apsis einer Kirche immer nach Osten wies, ist die Möllener Moschee ist in ihrem Grundriss genau nach Mekka ausgerichtet. Von außen fällt dies durch die leichte Drehung gegenüber des Straßenverlaufs auf.
Die Bauten wurden in ihrer Farbe der evangelischen Kirche angepasst
Was aber von der Schlesierstraße noch stärker ins Auge fällt, ist die architektonische Einheit, die zwischen der Moschee mit symbolischen
Minarett links, dem neuen Gemeindehaus der türkischen Gemeinde in der Mitte und der Ev. Kirche Auf dem Bünder rechts erzielt wurde. Die Neubauten wurden in ihrer Farblichkeit durch die Verwendung beiger Klinkersteine dem bestehenden Gotteshaus angepasst. und die Entscheidung Ebberts, dem Gemeindehaus ein Tonnendach aufzusetzen, mach die Straße geradezu zum architektonischen Lehrstück: Schrägdach, Tonnendach, Kuppel und das Satteldach der benachbarten Bücherei: Alles vereint.
Vereint sind auch islamische und evangelische Gemeinde: der Zaun, der früher Kirche und Schule trennte, ist eingerissen, Gemeindehaus und Kirche liegen am selben Stück Rasen.
Das Gemeindehaus misst 730 Quadratmeter
Eine Offenheit, die auch für die spätere Nutzung des Gemeindehauses gelten soll. Mit 730 Quadratmetern Nutzfläche ist es deutlich größer als das Gebetshaus mit seinen 450 Quadratmetern. Mehrzweckraum, eine 70 Quadratmeter große Küche, Klassenräume für Jungen und Mädchen, eine Wohnung für den Iman, eine Notunterkunft. Alles barrierefrei und behindertengerecht wie das Gebetshaus auch.
Aber auch das gehört zum neuen Gemeindehaus dazu: Ein nur von außen betretbarer Raum für die rituelle Waschung der Toten. Die Gemeinde in Möllen besteht seit 1975, Möllen ist Heimat geworden. Das bedeutet auch, dass man in der Heimat, also in Voerde begraben werden möchte,
Weiterbildungsangebote für Jugendliche verbessern
Heimat. Der Begriff fällt an diesem Nachmittag häufig. Gördü spricht vom „Dorf“, wenn er von Möllen spricht. Und in einem Dorf kennt und hilft jeder jedem. Die neue Moschee finanzieren die Gemeindemitglieder vollständig aus eigener Tasche. Auch, um die Perspektiven und Weiterbildungsangebote für Jugendliche in dem Stadtteil zu verbessern. Doch wenn alles fertig ist, ist nicht nur die Moschee für alle Interessierten zugänglich. Die Räumlichkeiten im Gemeindehaus werden auch den Schulen, Kindergärten, christlichen Gemeinden und der Stadt Voerde für eigene Nutzungen angeboten, erklärt Hasan Gördü.
Das alte Gebäude ist marode
Wie groß die Notwendigkeit für die Neubauten war, zeigte sich am Samstag beim gemeinsamen Essen und Trinken im jetzigen Standort der Gemeinde am Bahndamm neben der Steag. Das Gebäude ist marode, die sanitären Anlagen, zu denen auch die Waschräume für die rituellen Waschungen vor dem Gebet zu zählen sind, sind in einem desolaten Zustand. Die neue Moschee, für die der erste Spatenstich am 22. Juni 2014 erfolgte und die in zwei Jahren eröffnet werden soll, bedeutet somit nicht nur ein Stück religiöser Heimat. „Sie ist“, so Hasan Gördü, „auch ein Stück Würde“.