Dinslaken. Walter Müller hatte kein Problem mit der Bahnstrecke vor seinem Garten. Plötzlich aber machen die Züge Lärm. Das ist der Grund für das Rattern.
Wenn Walter Müller in seinem Garten sitzt, sieht er die Züge vorbeifahren. Die Bahnlinie verläuft auf der anderen Seite des Ackers hinter seinem Gartenzaun - etwa 300 Meter entfernt. Dass hier nach dem Ausbau der Betuwe-Linie noch mehr Züge unterwegs sein werden - damit hatte er kein Problem. Bis die Bahn einen Kleintiertunnel in die Gleise gebaut hat. Seitdem sieht Walter Müller die Züge nicht nur - sondern er hört sie auch. Jedes einzelne Rad. Und das ist ein Problem, findet Walter Müller.
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„Sollen sie doch ein drittes Gleis bauen“, das hat Walter Müller immer zu den Betuwe-Plänen gesagt. Die modernen Züge würden in 300 Metern Entfernung fast lautlos vorbeirauschen. Auch einen Schallschutz brauche er eigentlich nicht - hat er immer gesagt. Eigentlich war an der Stelle in Hiesfeld auch kein durchgehender Schallschutz vorgesehen. Die Deutsche Bahn hat diesen nachträglich genehmigt. Aber ob dieser auch gegen den Lärm, den der Krötentunnel verursacht, nutzt? Der 84-Jährige hat so seine Zweifel. Auf jeden Fall ist der Schallschutz der Grund dafür, dass an der Stelle der Kleintiertunnel gebaut wurde.
„Der ICE, der vorher bei uns vorbeischlich, macht am Kleintiertunnel bei jeder Achse Rattam- Rattam-Rattam“
Ende vergangenen Jahres seien die Arbeiter angerückt und hätten zwischen Bahnübergang Holtener Straße und Bahnübergang Jägerstraße den Kleintiertunnel unter die Bahnlinie gebaut. Danach sei mehrere Tage und Nächte an den Schienen geschweißt und geschliffen worden. „Und dann war Ruhe, es fuhr sehr lange kein Zug“. Und seitdem die Züge wieder fahren, finden die Eheleute kaum eine ruhige Minute. „Der ICE, der vorher bei uns vorbeischlich, macht am Kleintiertunnel bei jeder Achse Rattam- Rattam-Rattam“, beschreibt Müller. Das Geräusch verfolge ihn in jeden Raum seines Hauses. Ins Schlafzimmer, Wohnzimmer, sogar in den Keller, auch nachts. Bei den langen Güterzügen „höre ich bei 50 bis 70 Waggons 100 bis 140mal Rattam-Rattam“.
Das sagt die Deutsche Bahn
Die Deutsche Bahn habe an der betreffenden Stelle „einen Kleintierdurchlass unterhalb der Gleise errichtet,“ erklärt die Deutsche Bahn (DB) auf Anfrage der NRZ. Denn momentan können Kleintiere „noch an jeder Stelle die Bahnstrecke kreuzen“. Wenn aber die Lärmschutzwände stehen - und auf den zwölf Kilometern Bahnstrecke durch Dinslaken ist beidseitiger Lärmschutz vorgesehen - werden diese „das Kreuzen verhindern. Daher ist der Durchlass nötig“, so eine Sprecherin. Die Tiere können die Strecke dann unterhalb der Gleise passieren
Das ist die Betuweroute
Die Bahn erweitert zwischen Dinslaken und Emmerich auf 73 Kilometern die Bahnstrecke um ein Gleis. Das Teilstück gehört zur Güterverkehrsstrecke Rotterdam-Genua. Neben einer Erhöhung der Kapazitäten verspricht sich die Bahn auch Vorteile durch eine Trennung der schnellen Fernverkehrszüge von den langsameren Zügen des Nah- und Fernverkehrs. Der in den Niederlanden gebräuchliche Name Betuweroute hat sich auch hierzulande eingebürgert. Die Route durchquert die niederländische Betuwe-Region.
Alle Infos - auch zu Sperrzeiten - stehen auf emmerich-oberhausen.de. In Dinslaken gibt es an der Otto-Lilienthal-Straße 17 außerdem ein Informationszentrum. Anmeldung per Mail an kontakt@emmerich-oberhausen.de.
Der Kleintiertunnel sei von Umweltexperten auf Basis einer vorherigen Kartierung geplant worden. Dabei seien innerhalb eines Jahres alle Tierarten entlang der Strecke registriert worden. „Abhängig von den vorgefundenen Tierarten und unter Berücksichtigung der geplanten Ausbaumaßnahmen wird dann festgelegt, wo ein Durchlass sinnvoll ist“, erläutert die DB-Sprecherin. Dabei versuche die DB auch „immer die Auswirkungen auf Dritte möglichst zu reduzieren“.
Damit ein solcher Durchlass unterhalb des Gleisbettes eingehoben werden kann, müssen allerdings „die Gleise durchtrennt werden“, so die Sprecherin. „Nach Abschluss der Arbeiten werden die Gleise dann wieder verschweißt und anschließend geschliffen.“ Dies sei „ein übliches Verfahren – Fahrgäste hören im Anschluss in der Regel keinen Unterschied.“
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Walter Müller war früher Baustellenleiter bei Thyssen und zeigt uns die Stelle an den Gleisen. „An den Schweißnähten ist nichts zu sehen,“ sagt der. Das Problem müsse tiefer liegen. Noch während er spricht, kommt ein Zug. Erst in Richtung Oberhausen: es rattert beträchtlich. Dann einer in Richtung Dinslaken - es rattert ebenfalls, aber weniger. Dass Tiere den Tunnel passieren, konnte der Senior noch nicht beobachten. Der untere Teil steht zudem noch unter Wasser. „Ist wohl nur für Enten“, scherzt Walter Müller. Eigentlich ist ihm aber nicht zum Lachen zumute. Denn er fürchtet: „Das wird wohl so bleiben.“
So geht es weiter
Der Durchlass sei „baulich fertig“, erklärt die DB-Sprecherin. Nur die Anschlussbereiche würden noch angepasst. An der betroffenen Stelle seien „bislang keine Unregelmäßigkeiten bekannt“. Standardmäßig würden jedoch „Überprüfungen der Strecke“ vorgenommen. „Auch an dieser Stelle werden Bauteams die Schweißnaht zeitnah noch einmal in Augenschein nehmen“, verspricht die DB-Sprecherin.