Dinslaken. Seit Jahren sucht Dinslaken nach einem Ersatz-Standort für die Martinikirmes. Wohin der Rummel von der Trabrennbahn wechseln soll.
Die Dinslakener Martinikirmes braucht einen neuen Standort. Nachdem sie vor zwölf Jahren von der Innenstadt zur Trabrennbahn gewechselt ist, wird auch hier bald kein Platz mehr sein - auf dem Gelände entsteht ein Wohnquartier. Nun macht Bürgermeisterin Michaela Eislöffel eine klare Ansage: Sie möchte die Martinikirmes zurück in die Innenstadt holen. Zumindest in deren Nähe: auf das MCS-Gelände. Die alten Mannesman-Werke sind der für die Kirmes „anvisierte Standort“, so die Stadt Dinslaken - zumal es jetzt eine Einigung über den Denkmalschutz gebe. Die Eignung des Geländes als Kirmesstandort wird nun konkret geprüft.
Die Vorteile einer Martinikirmes auf dem MCS-Gelände laut Stadt Dinslaken: „Hier gibt es kurze Wege, schnelle Erreichbarkeit sowie die Nähe zu den Geschäftsleuten und den Gastronomie-Betrieben der Innenstadt.“ Aktuell habe Bürgermeisterin Michaela Eislöffel den Auftrag erteilt, „die Pläne zur Sanierung des Geländes unter Berücksichtigung der neuen Auflagen zu prüfen“. Dabei geht es „auch darum zu prüfen, inwieweit die bisherigen Pläne zur Martinikirmes 1:1 umsetzbar sind oder ob gegebenenfalls noch zusätzliche Maßnahmen mit Blick auf den Denkmalschutz zu erarbeiten sind“, so Stadtsprecher Marcel Sturm.
Martinikirmes war viele Jahre in der Innenstadt etabliert
Viele Jahre war die Martinikirmes in der Innenstadt fest etabliert, zog sich ursprünglich vom Viehmarkt am Neutor bis zum Altmarkt, später standen die Karussells auch auf dem Hans-Böckler-Platz und dem Parkplatz am Neutor. Dann allerdings kam der Abriss des Hertie-Kaufhauses - und die Pläne, an der Stelle und auf dem Hans-Böckler-Platz die Neutor-Galerie zu errichten. Den Umzug zur Trabrennbahn sahen die Beschicker damals überaus kritisch. Sie fürchteten um die Atmosphäre der Martinikirmes.
Schausteller freundeten sich schnell mit Trabrennbahn an
Als der Rummel 2012 erstmals am Bärenkamp stieg, wurden die kritischen Stimmen leiser. Die Beschicker freundeten sich schnell mit dem neuen Kirmesplatz an. 2015 schaffte die Martinikirmes sogar den Sprung in die Wikipedia-Liste der größten Volksfeste Deutschlands.
MCS-Gelände - andere Größe, anderer Aufbau
Insgesamt ist das MCS-Gelände mit rund acht Hektar etwa halb so groß wie das Trabrennbahn-Areal. Allerdings werden Teile der Trabrennbahn (wie das Geläuf selbst) nicht für die Kirmes selbst sondern als Parkplatz oder Standort für Sanitäter genutzt. Welche Teile des MCS-Geländes sich - wenn überhaupt - als Kirmesstandort anbieten, muss nun geprüft werden.
Allein der Hallenkomplex auf dem MCS-Areal umfasst eine Fläche von knapp vier Hektar - die Zechenwerkstatt würde 15 Mal hineinpassen - hinzu kommen die Verwaltungsgebäude entlang der Karlstraße/ Thyssenstraße. Das Eckgebäude an der Thyssenstraße/Karlstraße steht zudem nun unter Denkmalschutz, ebenso wie die beiden ersten großen Hallen parallel zur Karlstraße und das Gebäude der E-Schaltzentrale am Bahndamm. In den Hallen sieht es aus, als sei nach der letzten Schicht am 14. März 2013 die Zeit stehen geblieben: Auf Schreibtischen stehen Kaffeetassen, in Schränken warten Akten, Kugelschreiber und Klebe-Etiketten liegen bereit. Große Löcher im Hallenboden sind von ehemaligen Maschinenstandorten geblieben. Ein Paradies für Lost-Place-Fotografen - und Diebe.
Das ist die Geschichte des MCS-Geländes
Seit 1911 wurden auf dem Industriegelände an der Thyssenstraße Stahlflaschen hergestellt, die Ära der Mannesmannröhren-Werke AG endete im Jahr 2000. Für das insolvente Dinslakener Werk, das mittlerweile in „Mannesmann Cylinder Systems“ (MCS) umbenannt worden war, wurde zuerst ein Investor aus London, dann aus dem Iran gefunden. Dennoch kam das endgültige Aus für MCS 2013. 2019 konnte die Stadt, die dringend Gewerbeflächen benötigt, das Gelände erwerben. Nur durch die öffentliche Hand sei eine Öffnung zur Innenstadt möglich, hieß es damals.
Als die Stadt nach Auslaufen eines Rücktrittsrechts 2021 so richtig loslegen wollte, wurde sie Anfang 2022 vom Denkmalschutzverfahren ein stückweit ausgebremst: Das MCS-Gelände wurde vorläufig unter Denkmalschutz gestellt. „Als Zeichen der Hochindustrialisierung in Dinslaken könne dem Objekt grundsätzlich eine Bedeutung für die Stadtgeschichte sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse beigemessen werden“, gab die Stadt den Standprunkt der Denkmalschützer wieder. Nachdem zwischenzeitlich seitens des LVR von kompletter Unterdenkmalstellung die Rede war, folgte Anfang Juli - wie berichtet - die endgültige Einigung.
Das ist geplant
Geplant ist, das Areal zu einem modernen und nachhaltigen Gewerbestandort zu entwickeln. Es wurden bereits Gutachten eingeholt, Gefahrstoffe entsorgt, Brandlasten entfernt. Nun gehe es an die Sanierungsplanung und Konzeptentwicklung unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz. „Die denkmalgeschützten Anlagen sollen als Zeugnisse der Dinslakener Stadtgeschichte planerisch integriert werden“, so die Stadt Dinslaken.
Ein wenig Luft zur Planung in Sachen Kirmes bleibt der Stadt noch: Die Kirmes kann laut Stadtsprecher Marcel Sturm nach derzeitigem Planungsstand „auch nach 2025 noch auf dem Gelände der ehemaligen Trabrennbahn stattfinden.“