Dinslaken. . Die Kirmes ist vom Altmarkt zum Neutor und dann zur Trabrennbahn gezogen. Dort endet 2022 der Pachtvertrag. Die Stadt sucht einen neuen Standort.

Die Martinikirmes, die in diesem Jahr am Freitag, 9. November beginnt, ist in Dinslaken tief verwurzelt. Schon im 15. Jahrhundert wird sie urkundlich erwähnt, ist dem Heimatkalender des Heimatvereins Land Dinslaken zu entnehmen.

Die Kirmes war in Dinslaken immer zu Martini — zeitgleich mit dem großen Zuchtvieh-Markt. Offiziell gab es diesen seit 1819, so die Stadt Dinslaken. Die Kirmes kann also im kommenden Jahr auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken.

Der Dinslakener Martinimarkt war „weit und breit der größte und in ganz Deutschland bekannt“, schreibt Hubert van Loosen 1958 im Heimatkalender. Die Verbindung Markt und Kirmes war eine ganz praktische: Das Vieh musste um die Zeit von den Weiden, und was nicht in den Stall passte, wurde verkauft. Der Bauer kam zu Geld, bezahlte das Gesinde. „Und war der Sommer gut gewesen, dann machte man sich einen guten Tag zur Martinikirmes in Dinslaken,“ schreibt van Loosen.

Viehmarkt rund um St. Martin

Der Markt fand am Kirmesmontag am Neutor statt. 7000 Stück Zuchtvieh wurden 1907 dort zusammengetrieben und warteten, an Stangen angebunden, auf Käufer. „Ein kräftiger Handschlag und ein Schnaps in der nächsten Kneipe machten das Geschäft perfekt.“ Wer das einmal erlebt habe, werde es nie wieder vergessen.

Die Umzugspläne für die Kirmes wurden mit den Schaustellern besprochen. Auch für die Zeit nach 2022 sollen sie ins Boot geholt werden.
Die Umzugspläne für die Kirmes wurden mit den Schaustellern besprochen. Auch für die Zeit nach 2022 sollen sie ins Boot geholt werden. © Heinz Kunkel

Währenddessen schoben sich die Kirmesbesucher durch die Neu- und die Bahnstraße. Dort hatten Händler ihre Tische und Buden aufgebaut, es gab Bürsten und Schuhwichse, Schirme für Sonne und (!) Regen für eine Mark. Steinguthändler breiteten ihre „Pöttkes“ auf dem Bürgersteig aus, es gab Schönheitsmittel und Wundersalben, bei Schumacher (Lehmkuhl) konnte man durch Guckfenster die Belagerung von Port Arthur miterleben, an anderen Stellen auf den Lukas hauen.

Es gab Sänger und Bettler und ein blinder Mann hatte bei Potmann (Holtbrügge) sein Miniaturbergwerk aufgebaut: „Danket Gott für Euer Gesucht und vergesst den blinden Bergmann nicht“, habe darauf gestanden. Der eigentliche Kirmesplatz war der Altmarkt. Dort standen die größeren Stände, auch der Gänsemann war dort zu finden und „mancher hat sich hier seine Martinsgans mit nach Hause genommen“, so van Loosen. Durch Vergrößerungsgläser konnten die Besucher Spannendes aus aller Welt sehen – etwa Bilder der Cholera in Hamburg –, die Sensation war „Weidauers Riesenkinematograph“ mit „lebenden Bildern“.

2012 zog die Martinikirmes zur Trabrennbahn

Viele Jahre war die Martinikirmes in der Innenstadt fest etabliert. Wegen der Bebauung des Hans-Böckler-Platzes zog sie zur Trabrennbahn und wurde dort im Jahr 2012 erstmals eröffnet. Die anfangs skeptischen Beschicker freundeten sich schnell mit dem neuen Kirmesplatz an. 2015 schaffte die Martinikirmes den Sprung in die Wikipedia-Liste der größten Volksfeste Deutschlands.

Bis 2022 allerdings muss wieder ein neuer Standort für die Kirmes gefunden werden. Dann endet der Pachtvertrag mit dem Trabrennverein. Auf dem Gelände soll Wohnbebauung entstehen. Die Suche nach einem neuen Standort werde gemeinsam mit dem Schaustellerverband unternommen, versichert Stadtsprecher Marcel Sturm.

Der Termin für die Martinikirmes 2019 indes steht schon fest: Sie findet vom 8. bis 12. November 2019 statt – auf der Trabrennbahn.