Dinslaken. Nach zwei Jahren steht fest, welche Teile des MCS-Geländes als Denkmal geschützt werden müssen. Ist dort nun Platz für die Martinikirmes?

Das ist eine gute Nachricht für die Stadt Dinslaken: Das MCS-Gelände kann nun überplant werden. Die riesige Industriebrache in der Innenstadt liegt seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf. Die Stadt konnte das Gelände der alten Mannesmann Röhrenwerk zwar vor fünf Jahren kaufen. Allerdings bremste der Landschaftsverband Rheinland (LVR) alle weiteren Planungen aus, indem er das komplette Ensemble 2022 vorläufig unter Denkmalschutz stellte. Seither laufen Gutachten und Gespräche. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde das gesamte Ensemble ein Denkmal. Nach zwei Jahren steht nun fest, dass doch nicht sämtliche Gebäude denkmalwürdig sind.

„Die Stadt Dinslaken und ihre Flächenentwicklungsgesellschaft Din Fleg können die Planungen zur Entwicklung des MCS-Geländes fortsetzen“, verkündet daher die Stadtverwaltung. Nach „eingehender Prüfung des Denkmalwertes“ sei festgelegt worden, welche Bauten in die Denkmalliste einzutragen sind. Nicht alle Teile des Areals sind betroffen. „Als denkmalwerte Bausubstanz gelten das Verwaltungsgebäude auf der Ecke Thyssenstraße/Karlstraße sowie zwei Hallenteile entlang der Karlstraße“, so die Stadt Dinslaken.

„Ein ehemaliger Ort der industriellen Stadtgeschichte hat damit eine Chance auf einen wirtschaftlichen und städtebaulichen Neuanfang“

Dominik Bulinski, Planungsdezernent der Stadt Dinslaken

„Nachdem diese Fläche viele Jahre lang als Privateigentum brachgelegen hat, kann sie durch die öffentliche Hand nun für eine künftige moderne Nutzung weiter vorbereitet werden. Sie kann damit wieder zu einem bedeutsamen Teil der Zukunft unserer lebenswerten Stadt beitragen. Es ist eine Notwendigkeit, Flächen für Gewerbe zu entwickeln und hier können wir die Chance nutzen“, erläutert Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. Bau- und Planungsdezernent Dominik Bulinski ergänzt: „Ein ehemaliger Ort der industriellen Stadtgeschichte hat damit eine Chance auf einen wirtschaftlichen und städtebaulichen Neuanfang. Davon kann die gesamte Stadt profitieren.“

Gebäude werden in Denkmalliste eingetragen

Die alten MCS-Hallen wurden oft von Lost Place-Fotografen und Dieben heimgesucht.
Die alten MCS-Hallen wurden oft von Lost Place-Fotografen und Dieben heimgesucht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die als denkmalschutzwürdig eingestuften Anlagenteile stammen aus der hochindustriellen Gründungsphase bis 1914, so die Stadtverwaltung. Sie werden nun in die Denkmalliste der Stadt eingetragen und Bestandteil der zukünftigen Entwicklung. „Damit besteht Klarheit über die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Areals und die Planungen für die fast acht Hektar große Industriebrache an der Thyssenstraße können fortgesetzt werden“, so die Stadt. Nun werde die Sanierungsplanung für die Flächenaufbereitung mit den Fachbehörden wieder aufgenommen und Konzepte unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz entwickelt. „Die denkmalgeschützten Anlagen sollen als Zeugnisse der Dinslakener Stadtgeschichte planerisch integriert werden“, so die Stadt.

Die letzte Schicht bei MSC Technologies im April 2013 bedeutete das Aus für den Firmenstandort nach 116 Jahren. 110 Mitarbeiter wurden entlassen. Die Gebäude wurden zum Hotspot für Lost Place-Fotografen: Die Hallen und Büros sahen auch nach Jahren noch so aus, als seien sie gerade eben mitten in der Produktion verlassen worden. Auf den Schreibtischen lagen Notizen und Akten, an den Wänden hingen alte Kalender, Kaffeetassen standen herum. Immer wieder suchten auch Diebe die Werkshallen auf.

Das Verwaltungsgebäude und zwei Hallen an der Karlstraße werden in die Denkmalliste der Stadt Dinslaken eingetragen.
Das Verwaltungsgebäude und zwei Hallen an der Karlstraße werden in die Denkmalliste der Stadt Dinslaken eingetragen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Nach mehrjährigen Verhandlungen gelang es der Stadt Dinslaken in Zusammenarbeit mit der DIN Fleg 2019, das Betriebsgelände zu erwerben - auch im Austausch gegen zwei Grundstücke an der Hünxer Straße. Seitdem wurden bereits vorbereitende Maßnahmen und gutachterliche Untersuchungen für eine Flächenaufbereitung vorgenommen, so die Stadt.

Das Gelände war in der Vergangenheit immer wieder auch als Ersatzstandort für die Martinikirmes im Gespräch. Diese soll in diesem Jahr letztmalig an der Trabrennbahn stattfinden. Bislang wurde kein Nachfolgestandort bekannt gegeben. Ob sich das MCS-Gelände nach den neuen Erkenntnissen dafür eignet, dazu hat sich die Stadt noch nicht geäußert. (aha)