Voerde. RWE plant, auf dem Gelände des alten Steinkohlekraftwerks in Möllen Wasserstoff zu erzeugen. Wie sich dadurch das Landschaftsbild ändern würde.

Mit der geplanten Nachnutzung des brachliegenden Industriegeländes an der Frankfurter Straße in Möllen als Standort zur Erzeugung von Wasserstoff wird sich das Landschaftsbild deutlich verändern. Auch nach der Sprengung des Kühlturms Anfang Dezember 2023, ist das Ensemble des vor sieben Jahren stillgelegten Kraftwerks Voerde heute noch weithin sichtbar.

Auf dem Gelände befinden sich östlich der Frankfurter Straße drei riesige Schornsteine: Der Kamin der Rauchgasentschwefelungsanlage, der im äußersten Norden des Geländes nahe der Ahrstraße steht, misst 230 Meter, der höchste kommt auf 250 Meter und der „Kleinste“ der Baugiganten auf rund 224 Meter. Zu den massivsten Kraftwerksbauten gehören zudem die etwa 80 Meter hohen Kesselhäuser.

In einigen Jahren soll von all dem nichts mehr zu sehen sein, seit Sommer 2023 läuft auf dem etwa 60 Hektar großen Industrieareal der Rückbau – mit der Sprengung des 165 Meter hohen Kühlturms Anfang Dezember vergangenen Jahres als erstes Abriss-„Highlight“. Der Koloss, von dem nur noch Geröll übrig ist, soll nach aktuellem Planungsstand durch rund 40 Meter hohe, moderne Zellenkühler ersetzt“ werden, wie RWE-Sprecher Olaf Winter auf NRZ-Anfrage erläutert.

Die Ansicht zeigt, wie sich das Landschaftsbild durch die deutlich niedrigeren Gebäude und Anlagen verändern würde. Der Ausgangspunkt der Abbildung liegt mitten auf dem Kraftwerksgelände in Blickrichtung Norden, so dass der kleinste der drei Schornsteine darauf nicht zu sehen ist.
Die Ansicht zeigt, wie sich das Landschaftsbild durch die deutlich niedrigeren Gebäude und Anlagen verändern würde. Der Ausgangspunkt der Abbildung liegt mitten auf dem Kraftwerksgelände in Blickrichtung Norden, so dass der kleinste der drei Schornsteine darauf nicht zu sehen ist. © FFS | Grafik: Marc Büttner

Der Essener Energiekonzern will auf dem Gelände bekanntlich nach derzeitigem Stand „Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff (Elektrolyseur), zur Stromspeicherung sowie ein dekarbonisierungsfähiges Gaskraftwerk (H2-ready) auf der Basis von Erdgas sowie perspektivisch Wasserstoff errichten“, so die Kurzbeschreibung der Stadt. Die Gebäudehöhen der Wasserstofferzeugungsanlagen für die Elektrolyse-Gebäude werden, so ist in der aktuellen Beschlussvorlage der Verwaltung für die Politik zum Vorhaben „Energiepark Voerde“ zu lesen, zirka 25 Meter betragen.

Wasserstofferzeugung in Voerde: maximale Bauhöhen festgesetzt

In der Drucksache geht es unter anderem auch um Festlegungen in dem neu auf den Weg zu bringenden Bebauungsplan. „Exakte Bauwerkhöhen oder Kubaturen der künftigen Anlagen“ stünden noch nicht fest, führt RWE-Sprecher Winter weiter aus und fügt aber an: „Durch die Festsetzungen im Bebauungsplan Nr. 150 ,Energiepark Voerde‘ ist jedoch gesichert, dass die Gebäudehöhen deutlich niedriger ausfallen als im Bebauungsplan Nr. 109 ,Kraftwerk Voerde‘.“

Die Rede ist von einer maximal zulässigen Höhe baulicher Anlagen von 56 Metern (im Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Wasserstofferzeugung und Stromspeicher) beziehungsweise 85 Metern (Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Gaskraftwerk und Stromspeicher). Ausnahmsweise – auf fünf Prozent der jeweiligen Fläche – ist eine Überschreitung möglich: die maximal erlaubte Gesamthöhe liegt bei 66 beziehungsweise 115 Metern.

„Die Stadt Voerde und RWE legen großen Wert auf die Akzeptanz der Bürger. Bei den Planungen wurde deshalb darauf geachtet, dass sich das Landschaftsbild mit dem Standortumbau verbessert“, erklärt Olaf Winter. Der RWE-Sprecher verweist auf eine vom Energiekonzern erstellte Grafik, die zeige, „wie stark sich die Silhouette des Kraftwerkstandortes verringert“.

Zwar laufen auf dem Gelände des früheren Steinkohlekraftwerks an der Frankfurter Straße seit einem Jahr die Rückbauarbeiten mit auch von außen gut sichtbaren Ergebnissen – eine Investitionsentscheidung für die Umsetzung des künftig dort geplanten Projekts hat das Unternehmen nach wie vor nicht getroffen. Hinsichtlich des wasserstofffähigen Gaskraftwerks (H2ready) gelte: „Erst wenn die Anbindung des Standortes an ein Wasserstoffnetz gesichert ist und die Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Betrieb der Kraftwerke ermöglichen, können wir eine Investitionsentscheidung treffen. Die Bundesregierung hat angekündigt, mit der Kraftwerkstrategie zeitnah die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb solcher Kraftwerke vorzustellen“, erläutert RWE-Sprecher Winter.

Keine neue Entwicklung vermeldet RWE auch beim zentralen Bestandteil des Bauvorhabens: der Erzeugung von Wasserstoff auf dem Gelände. Hierzu erklärt Winter: „Eine Investitionsentscheidung für die geplante Elektrolyse-Anlage können wir erst treffen, wenn wir eine Förderzusage haben, wenn die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts gegeben ist und wenn wir Abnahmeverträge für den grünen Wasserstoff abgeschlossen haben.“