Voerde. Im Hafen Emmelsum sollen große Logistikhallen gebaut werden. Noch können Bürger ihre Einwendungen abgeben. Welche Hilfe sie dabei bekommen.
Der Countdown läuft: Knapp vier Wochen sind es noch, dann endet die Frist zur möglichen Abgabe von Einwendungen und Bedenken zur geplanten Ansiedlung eines Logistikparks im Hafen Emmelsum. Das Vorhaben ist hochumstritten. Die Gegner argumentieren unter anderem mit den negativen Folgen für den Klima- und Umweltschutz, für die Artenvielfalt, mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen und enormen Flächenverbrauch. Die massive Kritik ist auch trotz der zwischenzeitlich „abgespeckten“ Planung – dazu gehört etwa die Verkleinerung der Hallensegmente von 75.000 auf 50.000 Quadratmeter – nicht verstummt. Im Gegenteil. Die Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“, die mit der Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen federführend zu den aktiven Kritikern der Ansiedlung auf der großen Freifläche neben dem Aluminiumhersteller Trimet gehört, spricht von „Greenwashing“. Auf kleinen Flyern ruft sie die Bevölkerung dazu auf, ihren Einwand zu schreiben. Dabei bietet sie gleichsam ihre Unterstützung an.
Abgabe der Stellungnahmen bei der Stadt Voerde noch bis einschließlich 8. Juli möglich
2000 dieser Handzettel wurden gedruckt, sie liegen in einigen Geschäften aus und werden zudem an private Haushalte über die Briefkästen verteilt. Die aktuellen Unterlagen zur geplanten Ansiedlung eines Logistikparks hat die Stadt im Zuge des laufenden Planverfahrens vor zwei Wochen öffentlich ausgelegt – noch bis einschließlich Montag, 8. Juli, besteht die Möglichkeit für die Bürgerschaft, die Pläne einzusehen und ihre Einwendungen bei der Stadt einzureichen. „Es handelt sich um ein sehr wichtiges Bürgerrecht. Viele nehmen es nicht wahr, weil sie sich nicht trauen. Für viele ist das hohe Politik“, begründet Frank Parting von der Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ den Beweggrund, der Bevölkerung beim Verfassen ihrer Einwendungen eine Unterstützung anzubieten. Der Appell: „Traut euch, wehrt euch. Für ein lebens- und liebenswertes Voerde, jetzt und in Zukunft.“
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Der aufkommenden Frage, was das bringen soll, weil die „doch sowieso“ machen, „was sie wollen“, treten die Gegner der Logistikhallen-Ansiedlung massiv entgegen: „Natürlich bringt das was, wer seine Stimme nicht erhebt, wird nicht gehört“, ist auf den Flyern zu lesen. „Wir wollen den Leuten helfen, indem wir ihnen Bausteine an die Hand geben“, erklärt Frank Parting im Gespräch mit der NRZ weiter. Auch sei es wichtig zu zeigen, „wir sind noch da“. Präsenz demonstrierte die Initiative am vergangenen Freitag noch auf dem Bauernmarkt in Spellen. Eine weitere Gelegenheit, mit Vertretern von „Emmelsum-Biotop-Retten!“ in den Dialog zu treten, bietet sich zudem noch auf den Wochenmärkten in Friedrichsfeld am Samstag, 29. Juni, 9 bis 12 Uhr, und in Spellen am Freitag, 5. Juli, 14 bis 18 Uhr. In Voerde werden sie am Samstag, 6. Juli, von 13 bis 17 Uhr auf dem Rathausplatz vor der Bäckerei Ernsting stehen.
Argumente der Gegner zielen auf Landschaftszerstörung, Klima, Artenschutz und Verkehr
Auf der Webseite der Initiative, die sich nicht zuletzt durch die insgesamt 2773 gesammelten Unterschriften gegen das Vorhaben in ihrem Anliegen stark getragen sieht, findet sich unter anderem ein Muster-Anschreiben für eine Einwendung zur Ansiedlung des Logistikparks im Hafen Emmelsum. Die Weichenstellung dafür erfolgt über die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des neuen Bebauungsplans. Die Entscheidung darüber fällt der Stadtrat. Auch nennen die Gegner des Vorhabens auf ihrer Webseite inhaltliche Bausteine nebst kurzer Zusammenfassung, die als Anregung dienen können: Es geht um die Themen Landschaftszerstörung, Klima, Artenschutz und Verkehr.
Auslegungsfrist und Stellungnahmen
Die umfangreichen Unterlagen zum geplanten Bau eines Logistikparks im Hafen Emmelsum sind noch bis einschließlich Montag, 8. Juli, im Rathaus der Stadt Voerde (Zimmer 232) einsehbar. Es gelten folgende Zeiten: Montag bis Donnerstag 8.30 bis 16 Uhr und Freitag von 8.30 bis 12 Uhr sowie zusätzlich nach vorheriger Terminvereinbarung mit dem Fachdienst 6.1 (Telefon 02855/80-457 oder -769) der Stadt Voerde.
Im Internet sind die Planunterlagen unter https://www.voerde.de/bauleitplanung oder über das zentrale Internetportal des Landes NRW unter https://www.bauleitplanung.nrw.de oder das Bauportal NRW unter https://www.bauportal.nrw/ einsehbar.
Während der Auslegungsfrist können Stellungnahmen abgegeben werden. Es besteht die Möglichkeit, diese beispielsweise schriftlich, zur Niederschrift oder per E-Mail (stadtplanung@voerde.de) vorzubringen.
Im Bereich des Hafens Emmelsum sowie zwischen Kanal und Böskenstraße sei in den vergangenen Jahren eine „fortschreitende Landschaftszerstörung“ zu beobachten. „Gewerbe- und Industrieanlagen haben die ursprüngliche niederrheinische Landschaft und damit ein Stück vertrauter Heimat verschwinden lassen. Jetzt soll auch noch die letzte verbleibende Grünfläche in diesem Raum zum größten Teil verschwinden“, kritisieren die Gegner des Baus weiterer großer Logistikhallen auf Voerder Stadtgebiet. Auch verweisen sie auf die Flächenversiegelungen durch den Bau eines Logistikzentrums an der vorgesehenen Stelle und die deutliche Zunahme besonders des Lkw-Verkehrs. „Beide Faktoren sorgen für eine Verstärkung der Klimakrise durch unmittelbare Förderung der Erwärmung oder durch gesteigerte CO₂-Emissionen“, argumentieren die Gegner. Das Verkehrsaufkommen vor allem auf der Frankfurter Straße und der B8 besonders zu den Stoßzeiten sei schon heute sehr hoch.
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Darüber hinaus hat die Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ bereits bei der Stadt eingereichte Einwendungen auf ihrer Webseite zum Nachlesen eingestellt – darunter auch die von Frank Parting. „Die Auswirkungen auf das Klima sind unangemessen hoch und die Planung ignoriert die Klimakrise“, ist ein Fazit, das der Voerder darin zieht. Sollte der Stadtrat am Ende den Weg für die Ansiedlung ebnen, erwägen die Gegner, dagegen vorzugehen. Neben einer möglichen Klage soll auch ein Bürgerbegehren als Option geprüft werden, kündigt Parting an.