Voerde. In Emmelsum soll ein Logistikpark mit riesigen Hallen entstehen. Naturschützer lehnen das weiter in jeder Form ab und wollen, wenn nötig, klagen.
Zu der umstrittenen Ansiedlung eines Logistikparks mit riesigen Hallen auf einer Freifläche in Emmelsum steht eine Entscheidung der Politik nach wie vor aus. Das Thema sollte eigentlich im dritten Sitzungslauf, sprich, im September/Oktober weiter beraten werden. Doch der Punkt tauchte auf keiner der Tagesordnungen auf. Was die Gründe dafür waren, dazu gab sich die Stadtverwaltung auf NRZ-Anfrage äußerst schmallippig: Die Unterlagen zur weiteren Beratung seien noch nicht vollständig gewesen. Das Thema soll in der vierten Beratungsrunde der politischen Gremien behandelt werden.
Die beginnt in der nächsten Woche und endet am 5. Dezember mit der Sitzung des Stadtrates. Doch auch dann wird der Logistikpark kein Thema sein. Aber nicht wegen fehlender Unterlagen, wie Bürgermeister Dirk Haarmann erklärt. Vielmehr steht die Stadt ihm zufolge in einem erneuten Dialog mit dem Investor, der Düsseldorfer Firma Greenfield. Ziel sei es, eine Kompromisslösung zu finden, die mit Blick auf den Natur- und Artenschutz „noch mehr als bisher“ die Belange berücksichtigt, hier einen „weiteren Effekt“ erzielt.
Beratung über weitere Logistikhallen in Voerde voraussichtlich im Frühjahr 2024
Nach Ansicht des Bürgermeisters sind durch die geplante Änderung des Bebauungsplans, mit der die Weichen für die Realisierung des Vorhabens gestellt würden, schon „weite Teile bereits geschützt“. Aufgrund des Ansinnens, hier „noch mehr auszuhandeln“ und am Ende mit einem „ausgereiften“ und an die neuen Gegebenheiten angepassten Entwurf in die Offenlage gehen zu können, wird die Beratung über das Vorhaben erneut geschoben – voraussichtlich ins Frühjahr 2024.
Für die vehementen Kritiker des Plans steht ungeachtet einer Kompromisslösung fest: Sie wollen den Plan der Firma Greenfield für das knapp 18 Hektar große Gelände, das sich in direkter Nachbarschaft zum Aluminiumhersteller Trimet befindet, verhindern. Sollte die Voerder Politik am Ende den Weg dafür freimachen, beabsichtigen die Gegner, zu denen federführend die Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ und die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen gehören, den Klageweg zu beschreiten. Der Bürgermeister gibt sich unbeeindruckt: „Wenn wir uns davon leiten ließen, dass jemand vor Gericht ziehen will, dürften wir keine Entscheidungen mehr treffen.“
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Dass das Vorhaben im Laufe des Verfahrens „abgespeckt“, die überbaubare Fläche von knapp 16,5 auf rund 12,2 Hektar verkleinert wurde und statt sieben jetzt noch fünf Hallensegmente mit zusammen etwa fünf Hektar Hallenfläche entstehen sollen, ändert für die Gegner nichts daran, wenn nötig, dagegen zu klagen. Ihr Bestreben ist es, „das Emmelsumer Biotop zu bewahren“ und eine weitere Zerstörung der niederrheinischen Kulturlandschaft zu verhindern. Frank Parting von der Initiative „Biotop-Emmelsum-Retten!“ verweist auf die „hohe Biodiversität“ der Fläche – durch die geplante Ansiedlung werde der Raum für die Arten kleiner – und mithin die Artenvielfalt. Auch führt er die Bedeutung des Geländes als „Frischluftzone“ ins Feld.
Den Gegnern bereitet zudem die „deutlich zunehmende Verkehrsbelastung“ Sorge. Eine Realisierung des Vorhabens werde Folgen auch für die Lebensqualität haben, erklärt Günter Ladda, Chef der BIG Spellen. Der von Voerde vor einigen Jahren ausgerufene Klimanotstand ist für ihn nichts als ein „reines Lippenbekenntnis“. Dabei sehe jeder, der die Nachrichten verfolge, was auf der Welt passiert. Dem von der Stadt angebrachten Argument, dass mit dem neuen Bebauungsplan die Waldflächen auf dem Gelände künftig geschützt würden, werten die Kritiker als Versuch, „das zu verkaufen“, „Dinge schönzureden, die nicht schönzureden sind“. Parting: „Es ist Klimanotstand, da sollte das eine Selbstverständlichkeit sein.“
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Uneins sind sich Bürgermeister und Gegner des Vorhabens auch in der Frage, welche Vorteile es für die Stadt wirtschaftlich hat: „Selbstverständlich bringt Logistik Gewerbesteuereinnahmen und Beschäftigung“, urteilt Verwaltungschef Haarmann. Die Ertragssteuer aus der Hallenvermietung etwa werde dort fällig, wo die Firmen sitzen, Logistiker seien nicht in Voerde ansässig, hält Ladda dagegen. Mehr noch betont er, dass Voerde „drauf“ zahle. Ladda denkt an die „Infrastrukturschäden“ (Straßen). Die Ansiedlung bedeute: viel Flächenverbrauch und wenige Arbeitsplätze, meint Parting. In der Logistik sei vieles automatisiert. Und KI (Künstliche Intelligenz) „noch im Kommen“, ergänzt Ladda.