Wer ins Ausland verreist, sollte eine Kostenobergrenze erwägen - sonst kann es teuer werden. Abendblatt.de gibt Tipps.
Berlin. Wer jetzt verreist, kann sich jetzt vor horrenden Handy-Rechnungen schützen – wenigstens innerhalb der Europäischen Union (EU). Dafür muss der Reisende allerdings selbst aktiv werden und eine Kostensperre bei seinem Anbieter anmelden. Dann ist in der Regel bei 59,50 Euro Schluss. Die Verbindung wird gekappt. Der Datenabruf, also E-Mail-Checken oder Internet-Surfen per Handy oder mobilem Laptop, ist eine immense Kostenfalle im Ausland. Wer sich nicht kümmert, profitiert erst ab 1. Juli vom neuen Schutz. Dann bekommen alle Mobilfunkkunden automatisch einen EU-weiten Gebührendeckel.
„Wer in den kommenden Wochen in den Urlaub fährt, sollte die Chance nutzen, um auf der sicheren Seite zu sein“, rät Thomas Grund, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest. „Schockrechnungen von mehreren tausend Euro gehören damit endlich der Vergangenheit an“, betont Markus Weidner vom Online-Ratgeber Teltarif.
Der Schutz vor astronomischen Datenroaming-Gebühren innerhalb der EU ist seit 1. März in Kraft. Danach dürfen Kunden von ihren Anbietern verlangen, die Kosten auf 50 Euro netto zu deckeln. Für Deutschland macht das inklusive Mehrwertsteuer 59,50 Euro. Manche Anbieter offerieren auch mehrere Kostenlimits. Der Service ist gratis. Die Kunden bekommen eine Warnung, sobald sie 80 Prozent der festgelegten Obergrenze erreicht haben. Sind die Gebühren voll ausgeschöpft, wird die Verbindung in der Regel getrennt.
Nicht auf Flatrate verlassen
Was die Rechnung vieler Reisender regelmäßig in die Höhe treibt, ist ausgiebiges Telefonieren, Simsen oder Bilderverschicken aus dem Urlaub. Zum noch teureren Vergnügen wird aber das Abrufen von E-Mails, Bildern sowie das Surfen per Handy, erläutert Verbraucherschützer Grund. Schon das Aufrufen der Startseite eines Anbieters für Fußballergebnisse oder Nachrichten aus der Fremde kann einen Euro kosten. Wer sich größere Datenmengen aufs Handy herunterlädt, muss häufig mit bis zu 1.000 Euro Gebühren rechnen. Viele Verbraucher vergessen außerdem immer wieder, dass Flatrates und Discount-Gebühren nur daheim gelten, nirgendwo sonst.
Schwer ins Geld gehen kann auch das Abrufen von Daten mit modernen UMTS-Handys. Diese sind so eingestellt, dass sie sich auch im Ausland automatisch ins Internet einwählen können. Wer beispielsweise zu Hause sein Handy so eingerichtet hat, dass es alle 5 Minuten die neusten E-Mails anzeigt, wird das auch im Urlaub erleben – aber viel teurer. Genauso hohe Kosten produzieren Reisende, die einen Laptop dabei haben, der automatisch Updates für Programme oder das Betriebssystem lädt. Mit festgezurrtem Kostendeckel kann so etwas jetzt nicht mehr passieren.
Wer nicht allzu schnell seine neue Obergrenze testen will, sollte auf die Gebührenfalle in grenznahen Regionen achten, warnt Grund. Nur Ortskundige sind darauf gefasst, bereits in der Nähe der polnischen Ostseeküste, im Grenzgebiet zu Tschechien, Frankreich, Österreich oder den Niederlanden in die Fänge eines Auslandsnetzes zu geraten. Obwohl man meist noch zehn bis 20 Kilometer vom Nachbarstaat entfernt ist, bucht sich das stärkste ausländische Telefonnetz gern schon ins deutsche Handy ein. Das vermeintliche Inlandsgespräch wird dann ein Telefonat zu teureren Auslandsgebühren.
19 Euro fürs Mail-Checken
Ein Trost: In den 27 Mitgliedstaaten der EU können die Gebühren seit Juli vergangenen Jahres wenigstens nicht mehr völlig aus dem Ruder laufen. Dafür sorgen einheitliche Gebührendeckel. Wer EU-weit „simst“, also Kurznachrichten verschickt, muss pro SMS nur noch maximal 11 Cent zahlen (ohne Mehrwertsteuer). Ein Telefonat darf nur noch bis zu 43 Cent pro Minute kosten, eingehende Anrufe höchstens 0,19 Cent. Fürs Surfen, E-Mail, Foto oder Film herunterladen werden pro übertragenem Megabyte maximal 1 Euro berechnet.
Bei Reisen außerhalb der EU müssen Urlauber aber nach wie vor auf der Hut sein. Überall anderswo in der Welt kann es empfindlich teurer sein, also auch bei Reisen in klassische Urlaubsgebiete wie die Türkei, nach Ägypten, Tunesien, Kroatien oder auch in die Schweiz. Extrem kostspielig ist vor allem das grenzüberschreitende Datenabrufen. Aufgepasst: Kurz mal ins Internet gehen oder seine Geschäfts-Mails checken kann mit 19 Euro pro übertragenem Megabyte zu Buche schlagen.