Hamburg. Kette wirbt mit Lebensmitteln in Kleinpackungen. Verbraucherzentrale hat das Angebot überprüft – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen werden bereits fast 55 Prozent aller Wohnungen und Häuser in Hamburg von nur einem Menschen bewohnt. Im Bezirk Nord ist dieser Trend am weitesten fortgeschritten. Dort nähert sich der Anteil der Ein-Personen-Haushalte mit 62 Prozent bereits der Zweidrittelmarke.

Dass Alleinlebende auch anders einkaufen und im Supermarkt eher zu kleineren Verpackungen statt zu voluminöser Familiengröße greifen, darauf reagieren die Lebensmittelketten und ihre Lieferanten. So will der neue Chef des Hamburger Feinkostherstellers Carl Kühne Gürkchen, Senf und Würzsaucen künftig verstärkt in singlefreundliche Gläser und Flaschen füllen.

Edeka: Test in Hamburg zeigt, dass Single-Produkt oft gar nicht im Regal stehen

Edeka hat bereits seit Jahresbeginn 40 gängige Lebensmittel seiner Eigenmarke Gut & Günstig in Kleinpackungen im Sortiment. Geworben wird dafür mit dem Motto „Food Waste – So können Sie Lebensmittelverschwendung vermeiden“. Doch nun ergab ein Test der Verbraucherzentrale Hamburg: Die Singlepackungen stehen oft gar nicht in den Regalen, es gibt sie nur theoretisch.

„Bei unserer Erhebung im Juni konnten wir aber trotz intensiver Suche insgesamt nur 27 Produkte in den Regalen finden. Das sind gerade einmal zwei Drittel der versprochenen Kleinpackungen“, sagt Frederike Rauer von der Verbraucherzentrale Hamburg, über das Ergebnis einer Stichprobe in zehn Edeka-Märkten.

Edeka-Zentrale Hamburg: „Verfügbarkeit kann von Standort zu Standort variieren“

Neun der „Kleiner Kauf“-Produkte waren demnach überhaupt nicht zu entdecken. Eier, Chicken Nuggets und jungen Gouda fand sie nur in einer der zehn Filialen. Lediglich Speisequark in Singlegröße wurde demnach überall angeboten. Im Durchschnitt seien pro Filiale lediglich acht der Lebensmittel sowohl in Normal- als auch in Kleinpackungen verfügbar gewesen.

Die Edeka-Zentrale in Hamburg erklärte dazu: „Die tatsächliche Verfügbarkeit kann von Standort zu Standort variieren. Das liegt in unserer genossenschaftlichen Struktur begründet: Die Edeka-Märkte werden von selbstständigen Kaufleuten geführt, die ihr Sortiment eigenständig gestalten und sich dabei eng an der Nachfrage und den Wünschen ihrer Kundinnen und Kunden vor Ort orientieren.“

Test bei Edeka – In Kleinpackung ist ein Produkt oft verhältnismäßig teuer

Die Füllmenge der Kleinpackungen ist in der Regel um mindestens 50 Prozent geringer, so die Verbraucherschützerin. Die Edeka-Singleprodukte haben zudem einen gravierenden Nachteil: Umgerechnet auf ein Kilogramm Inhalt sind die kleineren Packungen oft teurer als die Normalgröße.

„Den höchsten Preisaufschlag von 65 Prozent gab es bei einem Naturjoghurt“, sagt Rauer. Nur in einer Filiale sei ein Kleinprodukt im Verhältnis günstiger gewesen. Und einen Vergleich der Grundpreise mache Edeka oft schwer: „Nicht immer stehen beide Packungsgrößen nebeneinander im Regal.“

Zu den Preisdifferenzen sagte ein Edeka-Sprecher: „Uns ist wichtig zu betonen, dass wir bei diesen Artikeln aufgrund der geringeren Grammatur und den im Vergleich dazu hohen Produktionskosten geringere Margen erzielen als bei den Originalartikeln.“