Hamburg. Der Hafenentwicklungsplan ist fertig. Die Politik setzt vor allem auf Klimaschutz, Digitalisierung und neue Einzelprojekte.
Lange wurde darauf gewartet. Rund zehn Jahre hat die Politik darüber diskutiert, dass Hamburg einen neuen Hafenentwicklungsplan (HEP) benötigt. Am Dienstag hat der Hamburger Senat endlich sein neues Strategiepapier für den Hafen beschlossen. „Es ist so weit“, sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD), als sie zusammen mit dem Geschäftsführer der Hamburger Port Authority (HPA), Jens Meier, vor die Presse trat, um den Plan vorzustellen. Darin sind die politischen Leitlinien für den Hafen bis 2040 festgeschrieben. Wer im HEP allerdings nach Lösungsvorschlägen sucht, wie man das schwächelnde Umschlagsgeschäft wieder flottbekommt, wird nicht fündig.
Quantitatives Wachstum des Hafens steht nicht im Zentrum des Plans. „Er liefert keine Perspektivplanung für einzelne Unternehmen“, sagte Leonhard. Stattdessen werden zahlreiche qualitative Ziele und Projekte formuliert, die einem Ziel dienen: den Hamburger Hafen bis 2040 zu einem klimaneutralen „Innovationshafen“ zu wandeln. So betonte Leonhard seine besondere Rolle für das Gelingen der Klimawende.
Hafen Hamburg: Das sind die Pläne bis 2040
Der Plan gliedert sich in zwei jeweils 116 Seiten starke Teile: einen ersten, in dem die Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Hafens beleuchtet und strategische Ziele festgeschrieben werden. Der zweite Teil greift die Erkenntnisse des ersten auf und gibt Handlungsempfehlungen sowie konkrete Vorhaben zur Erreichung der Ziele vor.
Dazu zählen Projekte zur Digitalisierung, die den Warenumschlag effizienter und klimafreundlicher machen sollen, die Dekarbonisierung, der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, ein aktives Flächenmanagement, die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, die Ausrichtung auf die zunehmende Abwicklung des Einzelhandels übers Internet (E-Commerce), sowie die Positionierung des Hafens als ein Wahrzeichen der Stadt, mit dem sich die Bürger identifizieren können.
Pilotflotte emissionsfreier Lkw soll im Hafen aufgebaut werden
Eine Vorgabe: Zur Reduktion von lokalen Emissionen (CO2, Luftschadstoffe, Lärm) während der Liegezeit der Schiffe sollen Landstromanlagen für Frachtschiffe an allen großen Containerterminals installiert werden. Auch Lkw- und Bahntransporte sollen dekarbonisiert werden. Bis 2025 soll eine Pilotflotte emissionsfreier Lkw aufgebaut und die Einführung emissionsfreier Rangierloks unterstützt werden.
Wichtig ist dem Senat ein aktives Flächenmanagement: Dazu will Leonhard die bestehenden Hafenflächen zu verschiedenen Schwerpunkten der Nutzung zusammenfassen. Im Westen, also in Waltershof, bleibt die Seeschiffsabfertigung. In der Mitte (Steinwerder) soll ein Schwerpunkt für maritime Technik und Forschung sowie für Innovationen geschaffen werden. Der östliche Teil soll Zentrum des nicht containerisierten konventionellen Umschlags werden.
Umschlagzentrum für Kurierdienste am östlichen Hafenrand
Der Süden soll Lagerungs- und Umschlagplatz für erneuerbare Energien und E-Fuels werden, mit dem geplanten Elektrolyseur in Moorburg im Zentrum.
Am östlichen Rand des Hafens nahe zur HafenCity und zur Innenstadt könnte ein großes Umschlagzentrum für Kurier-, Express- und Paketdienste entstehen, das sowohl per Bahn als auch mit kleinen Schiffen erreicht werden kann. Damit die Kurierfahrzeuge nicht die Straßen verstopfen, ist in einem begrenzten Umfang auch eine Lieferung von Paketen auf dem Wasserweg in die Innenstadt vorgesehen.
HPA-Chef Meier betonte, dass mit der Zunahme des Internethandels (E-Commerce) ein zusätzliches Geschäftsfeld im Hafen entstehen könnte. Dabei gehe es darum, Warenströme verschiedener Anbieter im Hafen zu bündeln und von hier aus weiterzuverteilen.
Anfang 2024 kommen neue Pläne für Köhlbrandquerung
Potenzial zur Förderung des Containerumschlags sieht der HEP im Rahmen der Westerweiterung des Parkhafens, um insbesondere die Erreichbarkeit für Megafrachter zu ermöglichen. Ansonsten betont der Plan den Ausbau der Hinterlandknotenpunkte im Eisenbahnverkehr, die Schaffung neuer Verbringstellen in der Deutschen Bucht zur Verklappung des Hafenschlicks sowie den Bau einer neuen Köhlbrandquerung und der Autobahnverlängerung A 26-Ost.
Leonhard betonte, dass beide Straßenbauprojekte unverzichtbar seien. Der Ersatz der Köhlbrandbrücke sei für die Entwicklungsfähigkeit des Hafens von entscheidender Bedeutung, die A 26-Ost zu Verkehrsentlastung des Süderelberaums. „Wer gegen dieses Projekt ist, dem rate ich, sich einmal an die Bundesstraße 73 zu stellen und zu versuchen, zu Fuß auf die andere Seite zu kommen“, sagte die Senatorin zur Begründung.
Kritik an Hafenplänen des Senats aus der Wirtschaft
Voraussichtlich Anfang 2024 will die Senatorin Pläne für einen Ersatz der Köhlbrandbrücke vorlegen. „Wir wollen gerne zum Ende des Jahres relativ weit sein mit einer indikativen Brückenplanung als Alternative, sodass wir dann eine informierte Entscheidung treffen können“, sagte sie. Die Entscheidung träfen dann der Bund und die Hansestadt gemeinsam. Sie betonte auf Nachfrage, dass der Hafenentwicklungsplan vom gesamten Senat verabschiedet worden sei – also auch von den Grünen, bei denen Zweifel an der Notwendigkeit der A 26-Ost verbreitet sind.
Der neue Hafenentwicklungsplan war notwendig geworden, weil der alte, bis 2025 gültige, von irrigen Prognosen für den Containerwachstum ausgegangen war.
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Nach der Vorstellung des Plans gab es sowohl Zustimmung als auch Kritik. Der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler begrüßte das Papier: „Der HEP beinhaltet ein klares Bekenntnis zur Bedeutung des Hafens für die Stadt und seiner Zukunftsfähigkeit.“ Hingegen zeigte der Unternehmensverband Hafen Hamburg zwei Schwachstellen des Strategiepapiers auf. Zum einen fehle der Vergleich mit den Wettbewerbshäfen. „Demzufolge fehlt es auch an konkreten Schlussfolgerungen, damit der Hamburger Hafen im internationalen Vergleich wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt“, heißt es in einer Stellungnahme.
Handelskammer fordert vom Senat schnelle Umsetzung
„Wir wünschen uns, dass sich die Hamburger Hafenpolitik künftig noch stärker als bisher an den Anforderungen der Hafenkunden und an den Entwicklungen in den Wettbewerbshäfen orientiert“, sagte UVHH-Präsident Gunther Bonz. Der Präses der Handelskammer, Norbert Aust, forderte: „Jetzt müssen die dringenden Herausforderungen entschlossen angepackt werden. Wir brauchen konkrete Flächenkonzepte für den Hafen und starke Initiativen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit beim Containerumschlag zu steigern. Die Köhlbrandquerung muss in einer neuen ,Hamburg-Geschwindigkeit’ realisiert werden.“