Hamburg. Ein Geheimpapier zeigt den dramatischen Mengenrückgang in allen Fahrtgebieten. Staat soll mit mehr Geld helfen.
Erst vor einer Woche hatte die Marketingorganisation des Hamburger Hafens Zahlen vorgelegt, die öffentlich nur für wenig Aufsehen sorgten: Danach ging der Containerumschlag im vergangenen Jahr um insgesamt 5,1 Prozent zurück. Doch jetzt nimmt die negative Entwicklung dramatische Züge an.
Hamburger Hafen: Geheimpapier zeigt, dass alle Fahrtgebiete gelitten haben
Ein vertrauliches Papier der Marketingorganisation, das dem Abendblatt vorliegt, zeigt, dass im vergangenen Januar der Umschlag um 26,6 Prozent eingebrochen ist. Insgesamt gingen zum Jahresanfang 596.591 Standardcontainer (TEU) über die Kaikanten. Das ist ein Viertel weniger als im Januar 2022, als noch 812.574 Stahlboxen bewegt wurden, wie die Gesellschaft den wichtigsten Managern des Hafens mitteilte.
Das Geheimpapier zeigt zudem auf, dass Import wie Export gleichermaßen gelitten haben. Leicht abgemildert wurde der Absturz lediglich durch sprunghafte Zunahmen beim Massengut: Getreide, Erze und Mineralölprodukte fanden häufiger den Weg in den Hamburger Hafen, weshalb der Gesamtumschlag im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nur um 14 Prozent zurückging.
Eine genauere Analyse des Einbruchs bei den Containermengen, die immerhin 70 Prozent des Hafenumschlags in Hamburg ausmachen, zeigt, dass praktisch alle Fahrtgebiete gelitten haben. In der Regel waren die Einbußen zweistellig.
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Hamburger Hafen: Die Hafenwirtschaft verweist auf Versäumnisse der Politik
„Im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest sind die ersten drei Monate im Hafenumschlag zwar immer schwach“, sagt Jan Ninnemann, Logistikprofessor an der Hamburg School of Business Administration. „Aber dieser Rückgang ist eklatant.“ Ninnemann nennt zwei Gründe: „Zum einen geht die Kauflust der Verbraucher aufgrund der Inflation und der hohen Energiepreise zurück. Zum anderen haben produzierende Betriebe in der Pandemie, als die Lieferketten gestört waren, alle ihre Lager gefüllt, um nicht ihre Produktion stoppen zu müssen. Deshalb gehen die Bestellungen zurück.“
Die Hafenwirtschaft verweist auf Versäumnisse der Politik. Der Hamburger Hafen gilt als teuer. Zudem wird er weit geringer vom Staat unterstützt als die Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen. „Wir fordern vom Bund und vom Land eine stärkere finanzielle Unterstützung des Hafens sowie die sofortige Abschaffung aller Wettbewerbsnachteile“, sagt der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), Gunther Bonz.