Hamburg. Noch fährt die Hamburger Reederei einen Milliardengewinn ein. Doch die Transportpreise sinken. Das hat Konsequenzen.

Nachdem die Handelsschifffahrt während der Corona-Krise wegen der hohen Transportnachfrage mit Spitzenpreisen Milliarden erwirtschaften konnte, hat sich der Wind nun gedreht: Im ersten Quartal 2023 seien die Frachtraten für Containertransporte aus China am Spotmarkt nicht mehr auskömmlich gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, am Dienstag, bei einer seiner regelmäßigen Überblicksveranstaltungen zur Lage der Branche.

Zur Untermauerung seiner Aussage präsentierte er überraschende Zahlen: Konnten noch vor einem Jahr Frachtraten von 5000 Dollar (umgerechnet 4680 Euro) pro transportiertem Standardcontainer aufgerufen werden, sanken sie im ersten Quartal dieses Jahres auf 1000 Dollar. Demgegenüber standen aber gestiegene Ausgaben für Treibstoff, Schiffsbetrieb und Management von 1324 Dollar pro Box. Jetzt müssen die Reedereien ihre Kosten senken.

Hapag-Lloyd: Frachtraten am Spotmarkt geringer als Transportkosten

Mit dem Problem kämpft auch Hapag-Lloyd. Zwar haben die Schifffahrtskaufleute vom Ballindamm mit ihren Kunden eigene Verträge und sind auf den Spotmarkt-Preis nicht angewiesen. Dennoch verdient auch Hamburgs Traditionsreederei deutlich weniger Geld. Noch knapp 1,9 Milliarden Euro waren es zwischen Januar und März. Das ist weniger als die Hälfte des Konzernergebnisses im Vorjahreszeitraum, das 4,2 Milliarden Euro betrug.

Immerhin: Er erwarte eine leichte Verbesserung der Frachtraten in den kommenden Wochen, sagte Habben Jansen und sprach von einer Normalisierung der Schifffahrtsmärkte. Tatsächlich gehen die Verspätungen in den Häfen wieder auf ein übliches Niveau zurück, und auch die Transportnachfrage ist gesunken. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass man einen Teil der Schiffe nicht mehr benötigt.

Hamburger Reederei verschrottet drei Containerfrachter

Hat Hapag-Lloyd während der Hochphase der Pandemie noch alles an Transportkapazitäten aufgeboten was schwimmen konnte, fängt jetzt auch die Hamburger Reederei an, wieder Schiffe zu verschrotten. „Aufgrund einer großen Zahl an Schiffsneubestellungen erwarten wir ein Ungleichgewicht zwischen globalem Transportangebot und Nachfrage“, sagte Habben Jansen. Daran ist seine Reederei nicht ganz unschuldig, die selbst zwölf neue Megafrachter im Orderbuch stehen hat.

Dafür hat sie drei kleinere Frachter zum Verschrotten verkauft. Sie sind rund 25 Jahre alt und mit heutigen Effizienzstandards nicht mehr vergleichbar. „Weitere Verschrottungen werden in den kommenden Monaten folgen“, so der Vorstandschef.

Die derzeit in Bau befindlichen Neubestellungen sind mit Mehrfach-Kraftstoff-Motoren ausgestattet. Sie können also auch mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, was den Schwefelausstoß um 90 Prozent und den Kohlendioxidanteil um 25 Prozent senken werde, wie Habben Jansen betonte. Zudem teste man Biotreibstoffe, mit denen man die Treibhausgase um 80 Prozent reduzieren könne.

Hapag-Lloyd: Rivale Maersk fährt mit neuartigem Treibstoff

Einen Schritt weiter geht die Reederei Maersk. Sie kündigte am Dienstag an, ab September das weltweit erste Containerschiff in Betrieb zu nehmen, das mit grünem Methanol fährt. Taufpatin des Schiffs, das am 14. September in Kopenhagen seinen Namen erhält, ist keine Geringere als die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen.

Grünes Methanol besteht aus Wasserstoff und Kohlendioxid. Es ist ein klimaneutraler Treibstoff, weil bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie vorher dem Kohlenstoffkreislauf entnommen wurde.