Hamburg. Das Ende der Party kommt nicht unerwartet: Seit Transporte auf den Weltmeeren wieder besser laufen, sinken die Preise - und die Gewinne der Reedereien. Unzufrieden ist Hapag-Lloyd dennoch nicht.
Die Normalisierung der globalen Lieferketten und die rückläufige Nachfrage nach Transporten auf See haben den Gewinn der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd zum Start 2023 einbrechen lassen. Unter dem Strich sprang im Zeitraum Januar bis März nur noch ein Konzernergebnis von 1,89 Milliarden Euro heraus, wie die Hapag-Lloyd AG am Donnerstag mitteilte. Das ist weniger als die Hälfte der 4,17 Milliarden Euro aus dem ersten Quartal des Rekordjahres 2022, aber immer noch deutlich mehr als im entsprechenden Zeitraum 2021. Der Umsatz schrumpfte um rund 30 Prozent auf 5,62 Milliarden Euro.
Die gewaltigen Verwerfungen in den globalen Lieferketten hatten Containerreedereien zu Gewinnern der Corona-Pandemie gemacht. Knappe Kapazitäten hatten die Preise für Seetransporte nach vielen Krisenjahren mit Preiskämpfen, Überkapazitäten und roten Zahlen immer weiter steigen lassen. Hapag-Lloyd ging so 2022 mit einem Nettogewinn von 17 Milliarden Euro als eines der profitabelsten Unternehmen unter den börsennotierten Gesellschaften über die Ziellinie. Vorstandschef Rolf Habben Jansen hattezur Jahresbilanz in Aussicht gestellt, dass der Gewinn dieses Jahr erheblich geringer ausfallen werde.
An der Prognose hält die Reederei fest. Demnach soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 2 und 4 Milliarden Euro liegen. Steuern fallen bei Hapag-Lloyd wie bei vielen anderen Reedereien unverhältnismäßig wenig ins Gewicht. Möglich ist das wegen der Tonnagesteuer - einer Methode zur Gewinnermittlung, die vor mehr als 20 Jahren zur Unterstützung des Schifffahrtsstandortes Deutschland eingeführte wurde. Dabei wird anstelle des tatsächlichen Gewinns ein fiktiver Gewinn pauschal nach der Größe der Schiffe ermittelt. Der ist in der Regel deutlich geringer als der tatsächliche Gewinn.
Vorstandschef: Marktfeld hat sich normalisiert
„Trotz rückläufiger Ergebnisse sind wir robust in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Das Marktumfeld hat sich normalisiert mit entsprechend niedrigerer Nachfrage und nachgebenden Frachtraten“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen. „Das wird sich zweifelsohne im Jahresverlauf auf unsere Erträge auswirken, weshalb wir unsere Kosten sehr genau im Blick haben werden.“ Zudem kommen auf die Reederei im Zuge des klimafreundlichen Umbaus der Flotte enormen Aufwendungen zu.
Der Umsatz- und Gewinneinbruch beruht vor allem auf zwei Faktoren. Zum einen lagen die transportieren Mengen mit 2,84 Millionen 20-Fuß-Standardcontainerm (TEU) um fast 5 Prozent unter dem Vorjahresniveau, „da lokale Lagerbestände abgebaut wurden und die globale Nachfrage insgesamt schwächer ausfiel“. Zudem sanken die Preise für Seetransporte, im Branchenjargon Frachtraten genannt. Hapag-Lloyd beziffert die durchschnittliche Frachtrate für das erste Quartal mit 1999 Dollar je TEU, nach 2774 Dollar ein Jahr zuvor.
Hapag-Lloyd gilt mit einer Flotte von 250 Containerschiffen und einer Transportkapazität von 1,8 Millionen TEU als fünftgrößte Reederei der Welt, hinter Cosco, CMA CGM, Maersk und dem Primus MSC. Wie Hapag-Lloyd hatte auch die erheblich größere dänische Reederei Maersk jüngst Einbrüche zu Jahresbeginn veröffentlicht. Der Umsatz sank demnach im ersten Quartal um 26 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar (rund 12,8 Mrd Euro). Vor Zinsen und Steuern schrumpfte der Gewinn (Ebit) um mehr als zwei Drittel auf 2,3 Milliarden Dollar.