Hamburg. Die „MSC Euribia“ hat einen LNG-Antrieb und bietet bis zu 6237 Passagieren Platz. Versorgung mit Landstrom in Steinwerder geplant.
Die Kreuzfahrtreederei MSC Cruises hat am 8. Juni in Kopenhagen ihr jüngstes Flottenmitglied getauft und wird ab Oktober mit diesem Schiff von Hamburg aus die sogenannte Metropolenroute mit Anläufen in England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden fahren. Zuvor sind noch einige Nordland-Kreuzfahrten ab Kiel im Angebot, dort wird am 10. Juni auch die vier Tage zuvor in Amsterdam gestartete Taufreise enden. Die Zeremonie in Kopenhagen übernahm Taufpatin Sophia Loren, es war ihre 19. Schiffstaufe.
Neues MSC-Schiff „Euribia“ hat Platz für 6237 Gäste
Das neue Schiff gehört zur sogenannten Meraviglia-Plus-Klasse und ist damit eines der größten im Markt, wenngleich ohne Rekordmaße. Die in Saint-Nazaire in Frankreich gebaute „Euribia“ ist 331,43 Meter lang, 43 Meter breit, 75,5 Meter hoch und hat in 2419 Kabinen Platz für maximal 6237 Passagiere. Die Zahl der Crewmitglieder gibt MSC mit „ungefähr 1711“ an.
Für MSC ist die „Euribia“ nach der „World Europa“ das zweite Schiff mit neuer Antriebstechnik. Sie wurde mit Dual-Fuel-Aggregaten ausgerüstet und kann entweder mit Flüssiggas (LNG) oder Marinediesel betankt werden. Der Hauptvorteil liegt in der sauberen Verbrennung im LNG-Betrieb, auch andere Reedereien wie Aida (bei „Aidanova“ und „Aidacosma“) sowie TUI Cruises (bei den noch nicht fertiggestellten Neubauten der „Mein Schiff 7“ und „Mein Schiff 8“) haben sich für diese Technologie entschieden. Allerdings wurde im vergangenen Jahr bekannt, dass fast alle Reedereien ohne entsprechende Mitteilung in der Hochphase der Energiekrise auf das teure LNG verzichtet und statt dessen günstigeren Marinediesel eingesetzt haben. 2023 soll der LNG-Betrieb aber wieder überall aufgenommen worden sein.
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Dass mit solchen Schiffen unter entsprechenden Bedingungen auch ein durchaus umweltverträglicher Betrieb möglich ist, will MSC durch eine spezielle Aktion unterstreichen: Die rund 400 Tonnen LNG, die für die Taufreise benötigt werden, hat das Unternehmen als Bio-LNG eingekauft. Dieses wird weitgehend klimaneutral unter Einsatz von Ökostrom und/oder aus organischen Abfällen hergestellt. Allerdings wird aus logistischen Gründen darauf verzichtet, das eingekaufte Bio-Gas explizit für diese Reise zu verwenden, stattdessen hat man es über ein Bilanzsystem dem gesamten Flottenverbrauch zugerechnet. Die CO2-Emissionen auf der „MSC Euribia“ seien aber auch bei fossilem LNG im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen um bis zu 25 Prozent reduziert und andere Luftemissionen wie Stickoxide praktisch eliminiert.
LNG-Antrieb als Brücke zum klimaneutralen Urlaub
Leider wird das Fahren mit Bio-LNG oder E-Fuels bis auf Weiteres noch die Ausnahme bleiben, denn weltweit konkurrieren solche Kreuzfahrtschiffe mit diversen anderen Verkehrsträgern, die fossile Energie durch erneuerbare Brennstoffe ersetzen wollen, etwa Autos und Flugzeuge. Auch ist die Produktion des Öko-Kraftstoffs bislang teurer als das üblicherweise genutzte konventionelle LNG. Allerdings hört man aus Schifffahrtskreisen, dass bei entsprechendem Angebot zumindest auf ökosensiblen Märkten wie Deutschland auch bei entsprechenden Kraftstoffzuschlägen ein Einsatz in absehbarer Zeit denkbar wäre, da viele Urlauber selbst ein Interesse daran hätten.
LNG sei der Schlüssel zur Entwicklung kohlenstoffarmer Lösungen für die Schifffahrt, da neue Technologien wie Brennstoffzellen mit LNG betrieben werden können, bis emissionsfreies Bio-LNG oder grüner Wasserstoff in großem Maßstab verfügbar sind, heißt es bei MSC Cruises. Man sei „aktiv an mehreren Projekten beteiligt, um diese Technologien in Zusammenarbeit mit Behörden, Hochschulen, Werften und der Industrie zu entwickeln und nutzbar zu machen“.
Andere Reedereien experimentieren ebenfalls mit neuartigen Kraftstoffen. Die jüngste Meldung hierzu kommt von der Royal Caribbean Group: Dort werden in den nächsten drei Monaten die „Celebrity Apex“ von Celebrity Cruises und die „Symphony of the Seas“ von Royal Caribbean International mit Biotreibstoff betankt. „Der Testlauf soll wichtige Daten und Forschungsergebnisse zu den Fähigkeiten des Kraftstoffs und Erkenntnisse zur Lieferketteninfrastruktur liefern“, heißt es dort. Hergestellt werde der Sprit unter anderem aus wiederverwertbaren Rohstoffen wie Altspeiseölen und -fetten.
Auch jenseits des Antriebs – der heutzutage ja eigentlich nur ein Kraftwerk ist, das die elektrischen Propeller ebenso versorgt wie den kompletten Hotelbetrieb an Bord – weist die „Euribia“ eine verbesserte Umwelttechnik auf. So werde der „Baltic Standard“ bei der Abwasseraufbereitung erfüllt, zudem gebe es ein durchorganisiertes Abfall- und Recyclingmanagement an Bord. Zur Energieeffizienz trägt auch ein Landstromanschluss bei, um das Schiff während der Liegezeit im Hafen emissionsfrei betreiben zu können.
„MSC Euribia“: Landstromnutzung am Terminal Steinwerder geplant
In Hamburg wird dazu allerdings nötig sein, das Terminal Steinwerder entsprechend nachzurüsten, denn für Altona – dort gibt es bislang die einzige Landstromanlage Hamburgs – ist die „Euribia“ schlicht zu groß. Laut Simone Maraschi, Geschäftsführer von Terminalbetreiber Hamburg Cruise Gate, wird in Steinwerder allerdings ab September dieses Jahres Landstrom verfügbar sein, also rechtzeitig für den Erstanlauf des neuen MSC-Schiffs. Die „Euribia“ ersetzt dann die ältere „Preziosa“, die von MSC 2013 in Dienst gestellt wurde und nur maximal 4345 Passagieren Platz bietet.
Erstmals bei MSC wurde das Schiff nicht komplett weiß lackiert, sondern mit einem speziellen Rumpfdesign versehen. Das von dem Dresdner Grafiker Alex Flämig entworfene Kunstwerk soll laut Reederei „die Bedeutung dieses empfindlichen und komplexen Ökosystems verdeutlichen“. Der Name des Schiffs sei der antiken Göttin Eurybia angelehnt, welche „die Winde, das Wetter und die Sternenbilder nutzte, um die Meere zu beherrschen“.
Allwetterschiff mit überdachtem Pool und vielen Angeboten
Für Christian Hein, Deutschland-Chef von MSC Cruises, ist das neue Schiff ein Statement in Richtung Hamburg: „Wir sind hier nicht nur mit MSC Cargo zu Hause. Hamburg wird auch weiterhin ein wichtiger Partner im Bereich Kreuzfahrt für MSC sein. Deswegen sind wir hier ganzjährig mit einem Schiff vertreten und positionieren im Winter 23/24 unser neuestes und umweltfreundlichstes Flottenmitglied in der Hansestadt. Es ist das perfekte Allwetterschiff mit überdachtem Pool sowie zahlreichen Freizeitaktivitäten für Sport, Kinderunterhaltung, Show-Entertainment, Wellness und Kulinarik.“
In der Tat bietet die „Euribia“ den Gästen einiges: Zentrum des Schiffes ist eine zweigeschossige Promenade im mediterranen Stil, über der ein LED-Himmel wechselnde Lichtstimmungen erzeugen kann. Es gibt zahlreiche Shops, zehn Restaurants sowie 21 Bars und Lounges. Im Theater – es verfügt über 954 Plätze – werde jeden Abend Live-Unterhaltung geboten.
Das Schiff hat fünf Pools sowie einen schiffseigenen AquaPark, der einer der größten und aufwendigsten auf See sei, so MSC. Im MSC Foundation Centre an Bord können Kinder mithilfe von Lernspielen zudem einiges über die Bedeutung der Umwelt lernen und Erwachsene mehr über die Programme und Anliegen der MSC Foundation erfahren.
Erste Kreuzfahrt mit „MSC Euribia“ im Oktober ab Hamburg
Die Premierenreise ab Hamburg wird am 8. Oktober starten, frühmorgens soll das Schiff an diesem Tag aus Norwegen kommend erstmals die Elbe passieren. Als einwöchiger Törn mit Rückkehr nach Hamburg kostet diese Reise aktuell ab 875 Euro, es sind aber auch Teiletappen bis Le Havre, Southampton oder Rotterdam buchbar. Anders als bei Aida Cruises, die mit der „AidaPrima“ die gleiche Route bedienen, kann man bei MSC Cruises an all diesen Orten zusteigen, sodass auch das Publikum an Bord internationaler ist. Vor allem bei Engländern sei die Metropolenroute mit Visite in Hamburg sehr beliebt, heißt es.
Mehr über Kreuzfahrten im „Kreuzfahrt Guide 2023“ vom Hamburger Abendblatt (270 Seiten, 19,50 Euro), erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18-32), auf abendblatt.de/shop und im Buchhandel.