Hamburg. HPA schreibt Neubau ihres Hauptquartiers aus – obwohl viele Fragen offen sind. Auch zur Sicherheit kritischer Infrastruktur.
Es geht um ein Filetgrundstück in der HafenCity: am Ericusgraben, neben dem Lohsepark, mit Blick auf das „Spiegel“-Gebäude, die Deutschland-Zentrale der Reederei Maersk und dahinter die Deichtorhallen. Es wäre ein idealer Standort für internationale Konzerne, die sich in Hamburg ansiedeln könnten. Gruner + Jahr wollte hierherziehen, bevor Bertelsmann auf die Idee kam, den Traditionsverlag auszuschlachten.
Derzeit wird die Brache an der Stockmeyerstraße nur als Parkplatz genutzt. Doch jetzt soll alles anders werden: kein Verlagshaus und kein internationaler Konzern, sondern die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) ist stark interessiert an dem Grundstück. Sie will hier ihre neue Zentrale errichten. Die HPA hat eine europaweite Ausschreibung für einen Neubau gestartet. Allerdings sind viele Fragen zu dem Standort noch unbeantwortet. Und die CDU-Opposition in der Bürgerschaft spricht bereits von einem Planungschaos.
Zweifellos drängt die Zeit. Derzeit hat die Verwaltung des Hamburger Hafens ihre rund 900 Büromitarbeiter auf vier Standorte in der Speicherstadt verteilt, die dem Terminalbetreiber HHLA gehören. Aber der Mietvertrag mit der HHLA läuft 2026 aus. Eine Verlängerung kommt für die HPA nicht infrage. Zunächst hieß es zur Begründung, dass die Speicher mit ihren großen fensterlosen Innenflächen für die moderne Büronutzung wenig geeignet seien.
HafenCity: Fehlplanungen bei neuer Zentrale der Hafenbehörde
Auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion teilte die HPA jetzt mit, dass sich ihre monatlichen Mietkosten auf rund 450.000 Euro beliefen. Aus „wirtschaftlicher Erwägung“ sei deshalb ein Neubau einer weiteren Anmietung der vier Gebäude vorzuziehen.
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So weit verständlich. Doch warum startet die HPA eine Ausschreibung, wenn viele Fragen noch ungeklärt sind? Da ist zum einen ein behördeninternes Gerangel um die genaue Aufteilung der Flächen. Denn nicht nur die HPA will hier ihren Standort finden, sondern auch Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat ein Auge auf den Lohsepark geworfen und will hier einen großen Schulcampus bauen, wie das Abendblatt berichtete.
Ob sich der Bau der HPA-Zentrale durch die Bauarbeiten für eine weiterführende Schule verzögern könnte, will die CDU erfahren. Keiner weiß es. Wörtlich heißt es in der Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage: „Auswirkungen durch die weiterführende Schule in der HafenCity sind derzeit nicht abschätzbar, da die Verortung des temporären Schulstandorts auf dem Baufeld noch nicht feststeht, beziehungsweise keine baulichen Details bekannt sind.“
HPA-Zentrale: Verzögerungen sind nicht ausgeschlossen
Auch auf die Frage, ob sich der Bau der HPA-Zentrale durch die Kita am Lohsepark verzögern könnte, für die auch noch eine Lösung gesucht wird, gibt es keine Antwort: „Derzeit werden Gespräche mit den Verantwortlichen geführt, die noch nicht abgeschlossen sind.“
Ungereimtheiten offenbaren sich auch bei der Bedarfsplanung: Die HPA entwirft einen Neubau bestehend aus mehreren Gebäudeteilen mit einer gesamten Geschossfläche von etwa 26.000 Quadratmetern. Doch wenn man den Nettoflächenbedarf der Behörde für ihre Büromitarbeiter der vergangenen Jahre zusammenrechnet, beläuft sich dieser nur auf etwa 15.000 Quadratmeter.
Einen öffentlichen Bedarfsplan für den viel größeren Bau kann die HPA nicht vorweisen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Hafenbehörde laut Senatsantwort nicht sagen kann, wie hoch die tatsächliche Auslastungsquote ihrer bisherigen Büroräume ist, wie aus der CDU-Anfrage hervorgeht. Spätestens seit des Corona-Lockdowns besteht nämlich eine hohe Homeoffice-Quote von bis zu 80 Prozent, wie die HPA einräumt. Sie plant aber weiterhin mit einem Bau für rund 1000 der insgesamt 1873 Mitarbeiter.
Nachbesserungen bei der Sicherheit notwendig
Damit sich der Neubau rechnet, wurde ein Business Case (Investitionsplan) hervorgezaubert, der vor allem auf einer Vermietung der übrigen Büroflächen fußt, wie eine Sprecherin der HPA einräumte: „Es ist Teil des Businessplans, einen Teil des Gebäudes zu vermieten, Hauptnutzer wird jedoch die HPA sein.“
Um ihre kritische Infrastruktur vor Cyberangriffen und anderen Systemausfällen zu schützen, müssen die Arbeitsräume der HPA von denenen übriger Mieter aber streng getrennt werden. Es bedarf also eigener Zugänge, getrennter Kabelschächte, eigener Netzwerke und einer eigenen Notstromversorgung.
Aus Kreisen der HPA-Mitarbeiter erfuhr das Abendblatt, dass diese Probleme bei den Planungen nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Es muss also nachgebessert werden, bei laufender Ausschreibung. Derzeit gibt es Gespräche zwischen der für das Projekt zuständigen HPA-Abteilung Port Estate und der IT sowie den besonders schützenswerten Bereichen Sturmflutwarndienst und Hafenstab, um deren Betrieb im Katastrophenfall sicherzustellen. Das wurde im Vorfeld versäumt.
HafenCity: Neue HPA-Zentrale dürfte mehr als 100 Millionen Euro kosten
„Hier droht Verschwendung von Steuermitteln mit Ansage“, kritisiert der hafenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese. „Die Ausschreibung muss augenscheinlich nachgebessert werden. Das Nebeneinander von kritischer Infrastruktur der HPA und den Untermietern wird zu massiven Kostensteigerungen führen.“
Die ganze Planung wirke wie ein Stück aus dem Tollhaus. „Ich frage mich, wer sich hier ein Denkmal setzen will.“ Die CDU fordert nun, dass die gesamte Planung der HPA-Zentrale auf den Prüfstand gestellt werden müsse.
Mit der Kritik der CDU konfrontiert, äußert sich die HPA nicht. Sie will nicht einmal sagen, mit welchen Kosten sie rechnet. „Die Ausschreibung läuft, deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zu Kosten- und Zeitplänen machen“, so eine Sprecherin der Hafenbehörde. Kreisen zufolge wird mit 110 bis 130 Millionen Euro gerechnet.