Hamburg. Die vegane Hamburger Burgerkette eröffnet neue Standorte und feiert eine Premiere. Worum es geht.

Noch mitten in der Pandemie hat Christian Kuper mit dem Vincent-Vegan-Restaurant am Steintorwall Neuland betreten. Erstmals mietete sich der Gründer und Geschäftsführer der veganen Burgerkette in einer Hochfrequenzlage an einem Bahnhof ein. Im September 2021 eröffnete das Geschäft. „Es läuft hier sehr gut“, sagt Kuper beim Vor-Ort-Termin mit unserer Redaktion.

Die inklusive Küche, Lager- und Gastrofläche rund 160 Quadratmeter große Filiale habe von Anfang an für ordentliche Umsätze gesorgt. Rund 40 bis 60 Kunden können im Inneren speisen, weitere 30 bis 40 draußen. Ziehen die Geschäfte nach dem Corona-Ende weiterhin an, dürfte er die Verlängerungsoption für die zweite Fünf-Jahres-Periode wohl ziehen. Die Konditionen dafür sind in jedem Fall schon festgezurrt.

Vincent Vegan – drei weitere Restaurants werden eröffnet

Der Standort am Hamburger Hauptbahnhof ist nun so etwas wie die Blaupause für die weitere Expansion geworden. Die nächste Eröffnung steht in wenigen Wochen bevor. „Anfang Juni eröffnen wir in Leipzig eine Fläche, die etwa 100 Quadratmeter groß ist. Da erhoffen wir uns viel von“, sagt Kuper, der das Unternehmen wie gehabt zusammen mit seinem Geschäftspartner Topias Rohde leitet.

Die Filiale in der sächsischen, knapp 600.000 Einwohner zählenden Stadt ist die erste außerhalb Hamburgs und Berlins und liegt im Einkaufscenter Promenaden Hauptbahnhof, das vom Shopping-Center-Betreiber ECE geführt wird. Mit dem Poppenbütteler Unternehmen unterhält man seit Jahren Geschäftsbeziehungen. Im September 2017 machte die Kette in der Europa Passage ihr erstes Schnellrestaurant auf.

Vegane Burgerkette zieht es an Bahnhöfe

Zum einst dort erzielten Rekordumsatz aus dem Februar 2020 fehlt allerdings noch ein gutes Stück. Das könne an einer niedrigen Besucherfrequenz seit der Corona-Krise liegen, aber auch an einem Kannibalisierungseffekt mit dem rund 700 Meter entfernten Laden am Hauptbahnhof, so Kuper. Zudem sei das Mittagsgeschäft weniger geworden, die Leute gingen eher abends essen.

Vincent Vegan reagiert darauf, will Einkaufszentren künftig eher den Rücken kehren und neue Restaurants an Verkehrsknotenpunkten aufmachen. Spätestens im Oktober soll ein weiterer Burgerladen eröffnen, und zwar am Bremer Hauptbahnhof. „Das ist eine Hochfrequenzlage. An dem Standort muss jeder dran vorbei, der mit der Bahn fahren möchte“, sagt Kuper. Etwa 85 Quadratmeter wird das Geschäft mit einigen Sitzplätzen groß sein.

Mit SSP Deutschland hat man ersten Franchisepartner

Die Deutsche Bahn als Vermieter sei mittlerweile ein guter Partner geworden und könnte es bald auch in anderen Bundesländern sein. Man sei in Gesprächen über weitere Standorte, „um den Norden mit unserem Konzept zu verdichten“, sagt Kuper. Die Geschäfte in Bremen und Leipzig sollen dabei in Eigenregie geführt werden – aber das soll nicht bei allen neuen Standorten so bleiben.

„In Zukunft wird für uns mitentscheidend sein, dass wir ein Franchiseunternehmen sind. Wir haben jetzt unseren ersten Franchisepartner“, sagt Kuper. Dabei handelt es sich um SSP Deutschland. Der Systemgastronom ist eine Tochter der britischen Firma Select Service Partner, die mit 35.000 Mitarbeitern in 35 Ländern rund 2600 Geschäftseinheiten betreibt.

Bald soll es Vincent Vegan am Berliner Hauptbahnhof geben

SSP Deutschland ist besonders stark an Bahnhöfen, Flughäfen und Raststätten vertreten und bündelt unter einem Dach einen Mix an verschiedenen Gastronomiemarken. Zum Portfolio gehören beispielsweise Burger King, Pizza Hut, Frittenwerk, Starbucks, Dean&David, Kamps – und künftig auch Vincent Vegan.

Vor eineinhalb Jahren habe man eine Anfrage von SSP erhalten, sagt Kuper und ergänzt: „Am Berliner Hauptbahnhof machen wir mit denen einen Flagship-Store auf.“ Anfang Dezember soll das Geschäft eröffnen. Es ist ein Pilotprojekt. Man hoffe, dass weitere Filialen folgen werden, und wolle parallel dazu andere Standorte prüfen – wenn es gut läuft. Auch Mitgesellschafter Carsten Gerlach, der einst Joey’s Pizza Service gründete, unterstütze den Schritt.

Franchisepartner führen sechs Prozent des Umsatzes ab

Für ihre Franchisepartner gibt es klare Vorgaben aus der Hamburger Zentrale. So gibt es ein digitales Franchisehandbuch, in dem zum Beispiel die Gestaltung der Räume festgelegt wird. SSP betreibt schließlich die Filiale und zahlt dafür eine Gebühr, insgesamt sechs Prozent vom Umsatz. Zudem wird für den Einstieg eine einmalige Franchisegebühr von 16.500 Euro fällig.

Auch Existenzgründer seien als Franchisenehmer willkommen. In München seien die Verhandlungen mit einem Interessenten schon relativ weit, es werde nach Flächen gesucht. Mit dem Franchisemodell will sich die Kette zum einen die Tür offen lassen für den Eintritt in den internationalen Markt. Zum anderen will sie aber auch die Risiken auf mehrere Schultern verteilen.

Ursprünglich geplantes Expansionstempo war zu hoch

Zwischen 300.000 und 400.000 Euro würden im Schnitt für eine Neueröffnung fällig. Tendenz steigend. Im Zuge der allgemeinen Preissteigerungen sind zuletzt bekanntermaßen auch die Baukosten deutlich gestiegen. „Derzeit ist völlig unklar, wie sich die Gemengelage mit Ukraine-Krieg und Energiepreisen weiter entwickelt und wie viel Geld wir zur Verfügung haben“, sagt Kuper.

Ursprünglich war sein Konzept von Beginn an auf starkes Wachstum ausgerichtet. 2018 gab der Diplom-Kaufmann bis zu 30 Läden als Zielmarke für dieses Jahr aus. Doch so schnell klappte die Expansion nicht, natürlich auch coronabedingt. Vor der Pandemie habe man bei vielen Standorten kurz vor Unterschriften unter Mietverträgen gestanden.

Vegane Ernährung gilt weiterhin als Trend

Veganismus gilt nach wie vor als Trend. Immer mehr Menschen ernähren sich ohne tierische Produkte. Auch die Schnellrestaurantgiganten McDonald’s und Burger King sprangen auf den Zug auf, führten entsprechende Gerichte ein und drängten in den Markt.

Nach Corona würden sich die Umsätze bei der Hamburger Kette nun wieder sehr gut entwickeln. Für das Plus sorgten allerdings auch Preiserhöhungen, zu denen sich Vincent Vegan – wie andere Branchenspieler auch – wegen der gestiegenen Bezugspreise genötigt sah.

Im Jahr 2023 strebt das Unternehmen mit 60 Beschäftigten von der Vollzeitkraft bis zur Aushilfe Erlöse im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich an. Das sei zu Vor-Corona-Zeit eine Verdreifachung. Allerdings gibt es nun auch mehr Läden.

Vincent Vegan: Alle bisherigen Standorte bleiben erhalten

In Hamburg ist das Mercado der dritte Standort, in Berlin folgte auf die East Side Mall und die Schönhauser Allee Arcaden im vergangenen September noch einer am Potsdamer Platz. Operativ erziele man in den Shops Gewinn, durch das Backoffice insgesamt allerdings noch nicht.

Alle sechs derzeitigen Restaurants sollen erhalten bleiben – auch wenn man die Strategie gerade ändere. „Wir sehen uns zukünftig eher in der Reisegastronomie und innerstädtischen Hochfrequenzlagen“, sagt Kuper. Dazu passen die aufgebauten Beziehungen zur Deutschen Bahn und das Franchiseabkommen mit dem Unternehmen SSP, das über gute Kontakte zu Bahnhöfen und Flughäfen weltweit verfügt.

Zudem könnten in Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen Läden in attraktiven Lagen angemietet werden. Bevorzugt dann, wenn sie über Außenplätze verfügen – wie die Filiale am Hamburger Hauptbahnhof.