Hamburg. Hamburgs Traditionsreederei erwirbt weiteres Gebäude in der City. Was bis zu 1000 Studierenden pro Jahr dort beigebracht wird.

17 Milliarden Euro Gewinn hat die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr gemacht. Nicht wenige Menschen fragen sich, was das Unternehmen mit dem vielen Geld macht. Jetzt steht es fest: Neben dem Kauf von Logistik-Unternehmen und der Beteiligung in verschiedenen Häfen baut sich die Reederei eine eigene Universität.

Für eine zweistellige Millionensumme hat sie dafür ein achtstöckiges Gebäude am Anfang des Ballindamms erworben, das künftig die Hapag-Lloyd Academy beherbergen soll. Bis zu 1000 Mitarbeiter sollen jährlich geschult werden – nicht zuletzt, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Hapag-Lloyd investiert zweistelligen Millionenbetrag in eigene Hochschule

Weiterbildungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter bieten viele Unternehmen, aber die Akademie erhält dafür von der Reederei jährlich Millionenbeträge. Und anders als ein- oder zweiwöchige Kurzprogramme sollen hier mehrjährige Seminare angeboten werden, die aufeinander aufbauen und in einer Kombination aus Online- und Präsenzvorlesungen abgehalten werden. Das Angebot richtet sich an alle Beschäftigten des Unternehmens – vom Matrosen auf einem der mehr als 250 Hapag-Lloyd-Schiffe bis hin zur Führungsebene in den Reedereizentralen.

„Für Hapag-Lloyd arbeiten, verteilt über die ganze Welt, weit mehr als 14.000 Mitarbeiter“, sagt Personal- und Digitalvorständin Donya-Florence Amer. „Wir hätten die Akademie überall aufbauen können. Für uns war aber von vornherein klar, dass sie an unserem Heimatstandort Hamburg entstehen soll.“

Neue Hochschule liegt nur wenige Schritte von der Konzernzentrale entfernt

Eine Weile habe man nach einem passenden Standort gesucht, etwa in der HafenCity. „Dann ergab sich der Glücksfall, dass wir das Canada-Haus nur wenige Schritte entfernt übernehmen konnten.“ Für Hapag-Lloyd schließt sich damit ein Kreis: 2005 hatte die Reederei ihre kanadische Wettbewerberin CP Ships übernommen. Deren Hamburg-Sitz war damals im Canada-Haus.

Für Hamburg sieht Amer einen großen Zugewinn an Internationalität. „Die Mitarbeiter kommen von überallher, um hier zu lernen und kurze Zeit zu leben.“ Eine Dekanin oder Akademie-Präsidentin hat sie auch schon gewonnen: Sie heißt Preeti Bendele und entspricht schon von ihrer Biografie her der Internationalität, die die Akademie verbreiten will.

Umbau der neuen Hochschule dauert noch bis Ende 2024

Geboren in Indien, aufgewachsen in Afrika, arbeitete Bendele viele Jahre für die Unternehmensberatung McKinsey, vor allem in Deutschland und den USA. Jetzt lebt sie im Norden Hamburgs, hat zwei erwachsene Kinder und arbeitet an den Schulungsprogrammen und dem Kreis der Dozenten, die man gewinnen will. Bis Ende 2024 dauert noch der Umbau des Canada-Hauses. Bis dahin gibt es Seminarangebote für Mitarbeiter außerhalb Hamburgs vor allem über das Internet.

Donya-Florence Amer ist die Personal- und Digitalvorständin der Hamburger Reederei.
Donya-Florence Amer ist die Personal- und Digitalvorständin der Hamburger Reederei. © Joerg Mueller/Hapag-Lloyd AG | Joerg Mueller/Hapag-Lloyd AG

Die Seminare würden zwischen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren reichen, etwa wenn man nur ein oder zwei Tage im Monat damit verbringe. „Sicher hätten wir einige der Schulungsthemen extern einkaufen können“, sagt Bendele. „Aber dann wären sie sehr allgemein gehalten. So können wir die Weiterbildung durch einen intelligenten Mix passgenau für unser Unternehmen anbieten.“

Hamburger Reederei will Mitarbeiter auf digitale Transformation einstellen

Zudem schreite die digitale Transformation schnell voran, worauf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden müssten. Neben fachlichen Kenntnissen soll die neue Akademie auch soziale Fähigkeit stärken wie den interkulturellen Dialog.

„Mit unseren zukunftsorientierten Lernangeboten investieren wir für unsere Kunden in unsere Mitarbeiter und in unser Unternehmen und machen uns gemeinsam fit für die Welt von morgen”, sagt Personalvorständin Amer. Ob Hapag-Lloyd auch dann noch Milliardengewinne macht, bleibt abzuwarten.