Hamburg. Die Hamburger Reederei kommt oft später als geplant. Maersk mit der Tochter Hamburg Süd ist dagegen besonders zuverlässig. Die Gründe.
Die Pünktlichkeit der globalen Handelsschifffahrt hat sich nach dem Auslaufen der Corona-Pandemie deutlich gebessert. Das steht außer Frage. Konnte in den Hochphasen des Lockdowns nur etwa ein Drittel der Weltflotte einigermaßen zuverlässig unterwegs sein, fahren heute mehr als zwei Drittel fahrplantreu.
Das geht aus dem neuen Global Liner Performance (GLP) Report des Branchendienstes Sea-Intelligence hervor. Dabei zeigt sich, dass einige Reedereien schneller wieder in ihre Fahrpläne zurückgefunden haben als andere. Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd hat beispielsweise noch Probleme mit der Pünktlichkeit.
Der GLP-Bericht wird regelmäßig erstellt, sodass sich die Daten miteinander vergleichen lassen. Die jüngste Untersuchung hat Zahlen bis einschließlich Februar berücksichtigt. Ihr Ergebnis: Die globale Fahrplanzuverlässigkeit stieg im Februar noch einmal stark an und liegt derzeit insgesamt bei 60,2 Prozent. Im Dezember 2022 waren es noch knapp 58 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2022 verbesserte sich die Termintreue sogar um 26 Prozent.
Reederei-Vergleich: Hapag-Lloyd-Schiffe haben ein Pünktlichkeitsproblem
Spitzenreiter bei der Pünktlichkeit der Top-14 gelisteten Reedereien sind mit Abstand die beiden größten Schifffahrtskonzerne Maersk mit einer Fahrplantreue von 64,9 Prozent und MSC (64,4 Prozent). Hamburg Süd, die zu Maersk gehört und in diesem Jahr vollkommen in ihrem Mutterkonzern aufgehen soll, war die einzige weitere und die einzige deutsche Reederei, die eine Fahrplanzuverlässigkeit von mehr als 60 Prozent aufweisen konnte. Alle anderen Reedereien bewegen sich zwischen 50 und 60 Prozent.
Das gilt auch für Hapag-Lloyd, die im GLP-Report mit einer Fahrplantreue von 55 Prozent angegeben ist. Sie liegt damit auf Platz acht und führt die untere Tabellenhälfte der Top 14 an. Das ist insofern bemerkenswert, als die Schifffahrtskaufleute vom Ballindamm für sich selbst die weltweite Qualitätsführerschaft unter den Seetransporten reklamieren.
Dazu hat Hapag-Lloyd im Rahmen seiner Strategie 2023 zehn Qualitätsversprechen definiert, die alle in der Umsetzung sind und zum Teil sehr ehrgeizige Ziele beinhalten, welche die Reederei gegenüber den übrigen Anbietern herausheben. Das fünfte Qualitätsversprechen nennt die Steigerung der Fahrplantreue als Ziel. Doch da hapert es.
Durchschnittliche Verspätung der Weltflotte beträgt 5,29 Tage
Vor allem in der Pandemie ist dieses Qualitätsversprechen nicht haltbar gewesen. Plötzliche Hafenschließungen, lange Wartezeiten vor der Abfertigung, fehlende Container und dann auch noch die Blockade im Suezkanal hatten die Fahrpläne aller Reedereien kräftig durcheinandergewirbelt. Die durchschnittliche Verspätung der Schiffe der Weltflotte in der Vor-Corona-Zeit pendelte – hervorgerufen durch äußere Einflüsse wie Stürme – um die vier Tage. Im Jahr 2021 war sie laut Sea-Intelligence fast doppelt so hoch.
Derzeit nimmt sie wieder stark ab: „Die durchschnittliche Verspätung der Schiffsankünfte verringerte sich im Februar 2023 im Vergleich zum Vormonat um 0,07 Tage und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,3 auf insgesamt 5,29 Tage“, sagt Allen Murphy, Geschäftsführer und Gründer von Sea-Intelligence. „Relativ gesehen liegt die durchschnittliche Verspätung bei Schiffsankünften jetzt näher am Niveau von 2019 als an den Höchstständen von 2021/2022.“
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„Fahrplanzuverlässigkeit hat für Hapag-Lloyd höchste Priorität“, sagt Unternehmenssprecher Nils Haupt. „Um die durchschnittlichen Verspätungen weiterhin zu reduzieren, arbeiten wir eng mit Häfen, Terminals und allen landseitigen Partnern zusammen.“
Hapag-Lloyd unpünktlicher: Reederei nennt Grund für schlechtes Abschneiden
Er benennt aber auch einen möglichen Grund, warum Hapag-Lloyd schlechter abschneidet als andere Anbieter: „Die Herausforderungen liegen vor allem in den Fahrtgebieten, in denen die drei großen Allianzen aktiv sind: Transpazifik und Fernost. In diesen Regionen verfügen andere Linienreedereien über Terminalbeteiligungen, was sich auf die Priorisierung der Liegeplätze und somit auch Wartezeiten auswirken kann.“
Anders gesagt: Weil Hapag-Lloyd in Asien keine eigenen Terminals betreibt, werden die Schiffe dort anders als die der großen Konkurrenten nicht bevorzugt abgefertigt. Tatsächlich ist der dänische Hafenbetrieb APM Terminals der Reederei Maersk allein in fünf chinesischen Häfen an Containerterminals beteiligt.
Hapag-Lloyd-Sprecher Haupt fügt hinzu, dass die Probleme mit der Fahrplantreue nicht überall bestehen. „Der Vergleich sollte etwas differenzierter angestellt werden, denn es gibt es auch Fahrtgebiete, in denen Hapag-Lloyd besser abschneidet als der Markt, zum Beispiel zwischen Lateinamerika und Asien oder Lateinamerika und Europa.“
Hamburger Reederei will Fahrplanzuverlässigkeit der Schiffe erhöhen
Bei der Reederei Maersk und deren Tochter Hamburg Süd freut man sich über die Spitzenplätze. „Unser Vorstand hatte nach den Verwerfungen durch die Pandemie höchste Priorität auf die Wiederherstellung der Fahrpantreue gelegt. Das zahlt sich jetzt aus“, sagt Unternehmenssprecher Rainer Horn. Dass Hamburg Süd davon profitiere, liege daran, dass deren Container auf Maersk-Schiffen transportiert würden. „Das ist ein Netzwerk“, sagt Horn.
Hapag-Lloyd will nun die Konkurrenten in Sachen Fahrplantreue angreifen: „Im Januar lag Hapag-Lloyd bei der Fahrplanzuverlässigkeit im Marktvergleich laut Sea-Intelligence noch im oberen Drittel. Dieses Ziel wollen wir auf Dauer wieder erreichen“, sagt Reederei-Sprecher Haupt.