Hamburg. 285 Kreuzfahrtschiffe werden Hamburg anlaufen. Acht Schiffe kommen erstmals in die Stadt, auch ein neuer Luxusliner. Eine Übersicht.

In der Corona-Pandemie lag das Kreuzfahrtgeschäft fast zwei Jahre am Boden. Im vergangenen Jahr nahm es wieder an Fahrt auf. In diesem Jahr startet die Branche durch. Kaum ein Ort merkt das so sehr wie Deutschlands Kreuzfahrtstandort Nummer eins – Hamburg.

„Die Lage hat sich insgesamt wieder stabilisiert. Die Zahlen der Anläufe und Passagiere entwickeln sich aktuell besser als ursprünglich prognostiziert“, sagte Simone Maraschi, Geschäftsführer der Cruise Gate Hamburg (CGH). Hatte er im Oktober vergangenen Jahres für dieses Jahr noch mit 280 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen in Hamburg gerechnet, sind es nun schon 285 – und es kommen ständig weitere Anmeldungen hinzu. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch 210 Schiffsanläufe.

Kreuzfahrt: im Trend liegen Weltreisen

„Auch bei den Buchungszahlen wird in der Branche ein Anstieg beobachtet. Das kurzfristige Buchungsverhalten, das sich während der Pandemie entwickelt hat, bleibt jedoch nach wie vor bestehen“, so der Chef der Hamburger Kreuzfahrtterminals.

Im Trend und immer beliebter sind Weltreisen, die in Sichtweite des Michels starten. Neben dem Hafengeburtstag im Mai gibt es wieder die Hamburg Cruise Days vom 8. bis 10. September, bei denen neun Schiffe an die Elbe kommen. Unmittelbar davor veranstaltet Hamburg die Kreuzfahrtmesse Seatrade 2023.

„Explora I“: Neuer Luxusliner steuert Hamburg an

Laut aktueller Planung kommen in diesem Jahr acht Kreuzfahrtschiffe das erste Mal nach Hamburg, darunter die unter der Flagge der Bahamas fahrende „Norwegian Dawn“ der Reederei Norwegian Cruise Line und die „Vasco da Gama“ der portugiesischen Mystic Cruises.

Das luxuriöse Entdeckerschiff „Explora I“ soll am 21. August in Hamburg einlaufen.
Das Luxusschiffs „Explora I“ soll am 21. August in Hamburg einlaufen. © Explora Journeys

Bemerkenswert ist auch der Erstanlauf des Luxusschiffs „Explora I“, des ersten Baus der noch jungen Reederei Explora Journeys mit Sitz in Genf. Sie ist ein Ableger der Reederei MSC und wird bis 2028 sechs neue Luxusschiffe in Dienst stellen. Den Anfang macht die „Explora I“, die erst im Juli von Southampton aus ihre Jungfernfahrt antritt. „Das Schiff wird am 21. August in Hamburg sein und die Stadt wird auch zukünftig ein fester Bestandteil unserer Routen“, sagte ein Explora-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

285 Kreuzfahrtschiffe starten 2023 ab Hamburg zur Seereise

Mit neun Schiffen und insgesamt 120 Anläufen in Hamburg ist Aida Cruises wieder der bedeutendste Stammgast in Hamburg und zugleich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt. Highlights sind 12-tägige Reisen der „Aidasol“ nach England, Schottland und Norwegen, die ab Hamburg unter anderem nach Newcastle, Aberdeen, zu den Orkney-Inseln, ins norwegische Bergen und nach Stavanger führen.

Mit der „Aidabella“ geht es rund um Großbritannien und nach Irland, aber auch die Lofoten, das Nordkap und Island werden angesteuert. Im Juli und September verbindet die Route von „Aidasol“ Reiseziele am Ärmelkanal mit den schönsten Orten am Golf von Biskaya.

Absolut spektakulär sind die Reisen der „Aidaaura“ im Juli und August ab Hamburg nach Island und Grönland. Ein Höhepunkt der Grönland-Kreuzfahrten ist eine 21-tägige Tour am 8. Juli ab Hamburg durch die 100 Kilometer lange Meerstraße Prinz-Christian-Sund. Über Invergordon geht es nach Seyðisfjörður und Akureyri in Island weiter durch die zu Grönland gehörende Passage Prinz-Christian-Sund nach Nuuk, Ilimanaq und Qaqortoq.

Mit der "Aidasol" auf 117-tägige Weltreise ab Hamburg

Und dann geht die „Aidasol“ im Oktober von Hamburg aus auch noch auf 117-tägige Weltreise: 43 Häfen, 20 Länder, vier Kontinente – es ist die erste Weltumrundung dieses Schiffs. Gäste genießen eine extralange Auszeit, überqueren zweimal den Äquator und besuchen Ziele wie die Kapverden und Feuerland, Tahiti und Fidschi, Mauritius und das südliche Afrika. Ein besonderer Moment für die Aida-Fans dürfte der Hamburger Hafengeburtstag vom 5. bis 7. Mai sein: In dem Zeitraum kommen mit der „Aidaaura“, der „Aidaperla“, der „Aidaprima“ und der „Aidasol“ gleich vier Schiffe der Flotte zu Besuch.

Das Kreuzfahrtschiff
Das Kreuzfahrtschiff "Aidacosma" (r.) passiert beim Verlassen des Hamburger Hafens sein Schwesterschiff "Aidasol". © dpa | Markus Scholz

Zu den Säulen der Hamburger Kreuzfahrtindustrie gehört auch die schweizerische Reederei MSC. „Uns verbindet mit dem Hamburger Hafen eine lange und enge Partnerschaft, da wir nicht nur seit Jahren erfolgreich Kreuzfahrtschiffe dort positionieren, sondern auch unsere Frachtsparte in Hamburg ein sehr wichtiges Drehkreuz betreibt“, sagt ein Sprecher.

Insgesamt 42-mal sticht ein Schiff der MSC Flotte dieses Jahr ab Hamburg in See. Am häufigsten gilt das für die „MSC Virtuosa“ die insgesamt 14-mal Hamburg anlaufen wird. Sie führt die von Aida eingeführte Metropolenrundreise fort. Ab 8. Oktober wird das baugleiche und dann neueste Schiff „MSC Euribia“ die Route übernehmen. Sie wird dann ganzjährig ab Deutschland eingesetzt und fährt mit Flüssigerdgas (LNG).

„MSC Fantasia“ macht 2023 nur einmal in Hamburg Station

Am 5. Oktober begibt sich die „MSC Preziosa“ ab Hamburg auf große Fahrt in ihr Winterquartier in Südamerika. Ab Hamburg geht es über Kopenhagen, Oslo, Southampton, Vigo, Lissabon, Funchal und Santa Cruz de Tenerife auf die Südhalbkugel. Die „MSC Fantasia“ macht in diesem Jahr nur einmal in Hamburg Station und sticht am 12. September auf ihrer einzigen Abfahrt ab Hamburg Richtung Genua in See. Das Schiff macht auf dem Weg der 11-Nächte-Kreuzfahrt Stopps in Lissabon, Cadiz, Alicante, Palma de Mallorca und Marseille.

Die
Die "MSC Fantasia" in einem norwegischen Fjord. © dpa | Eibner-Pressefoto

Bei den Schweizern steht Hamburg hoch im Kurs: „Die Nordeuropa-Routen ab Deutschland zählen jeden Sommer neben dem Mittelmeer-Programm zu unseren wichtigsten Abfahrten. Hamburg ist dabei seit vielen Jahren der ideale Ausgangspunkt zu wunderschönen Destinationen mit meist längeren Kreuzfahrten, etwa nach Spitzbergen, Island, Grönland oder Großbritannien und Irland“, sagte ein Sprecher.

Stammgast in Hamburg ist auch die „Otto Sverdrup“ der norwegischen Reederei Hurtigruten, die elfmal im Sommer und 13-mal im Winter von der Hansestadt aus die alte Postschiffroute an der norwegischen Küste in Angriff nimmt. Einmalig: Für die Winterreisen gibt Hurtigruten ein Nordlicht-Versprechen ab. Das lautet: Sollte das Nordlicht während der Winter-Expeditionsseereise in Norwegen nicht erscheinen, bietet das Unternehmen gratis eine sechstägige Postschiffreise südwärts oder eine siebentägige Postschiffreise nordwärts an.

Kreuzfahrt nach Island ist besonders beliebt

Die „Fridtjof Nansen“ fährt zudem einmal am 1. Mai ab Hamburg gen Island. Alle Reisen sind ziemlich beliebt: „Unsere Hamburg Abfahrten für dieses Jahr sind bereits sehr gut gebucht. Auf einigen Abfahrten sind nur noch wenige Kabinen verfügbar“, sagte ein Hurtigruten-Sprecher.

Insgesamt 17-mal schauen Schiffe der in Hamburg beheimateten Reederei Hapag-Lloyd Cruises vorbei: Sieben Anläufe sind für zwei der drei Expeditionsschiffe der Reederei reserviert. Die zwei großen Luxusschiffe kommen zehnmal. Die „Hanseatic spirit“, das jüngste Flottenmitglied, macht im Mai den Auftakt und startet auf eine Expeditionsreise in Richtung Schottland und Island. Es ist ihr einziger Anlauf in Hamburg in diesem Jahr.

Das Kreuzfahrtschiff Hanseatic Spirit in Tromsö in Norwegen.
Das Expeditions-Kreuzfahrtschiff "Hanseatic Spirit" in Tromsö in Norwegen. © dpa | Hinrich Bäsemann

Ab Ende September wird dann das Schwesterschiff „Hanseatic nature“ insgesamt zu sechs Reisen ab Hamburg zur Herbst- und Wintersaison in Skandinavien aufbrechen. Auch die Weihnachtsreise startet für die „Hanseatic nature“ in diesem Jahr von Hamburg aus.

„Europa 2“ erreicht Hamburg im August das erste Mal

Die „Europa“ kommt im Juni das erste Mal und bricht zu ihrer Ocean-Sun-Festival-Reise in Richtung Mare Baltikum auf. Das besondere an diesem Festival-Törn: Mit den rund 400 Passagieren reisen auch zahlreiche internationale Künstler, darunter mehrere Pianisten, ein Kammerorchester und das Münchner Rundfunkorchester.

Außerdem steuert die „Europa“ auf zwei weiteren Reisen von Hamburg aus auf verschiedenen Routen Destinationen rund um England, Irland, Schottland an. Die letzte Reise ab Hamburg führt das Luxusschiff Mitte September über Schottland und Island zum Indian Summer über den St.-Lorenz-Strom bis nach Quebec und Montreal.

Die „Europa 2“ erreicht Hamburg im August das erste Mal, sie bringt Gäste auf Reisen zu den Ostseemetropolen sowie rund um Schottland und England mit dem krönenden Abschluss der legendären Transatlantik Seeroute nach New York. Auch für Hapag-Lloyd Cruises sei der Standort an der Elbe wichtig, sagte eine Sprecherin: „Hamburg ist unser gefühlter Heimathafen. Hier arbeitet unsere Crew an Land, und wir sind dank unserer über 130-jährigen hanseatischen Geschichte fest mit der Stadt verbunden. Nicht umsonst ziert das Hamburger Stadtwappen den Bug aller unserer Schiffe und weht die rot-weiße Gösch (Bugflagge) weltweit im Wind.“

Kreuzfahrten: Hamburg erwartet bis zu einer Million Passagiere

Ebenfalls eng mit der Hansestadt verbunden ist die Reederei TUI Cruises, weil sie auch hier ihren Hauptsitz hat. Von ihrer acht Schiffe umfassenden Flotte kommen aber nur zwei, die „Mein Schiff 4“ und die „Mein Schiff 6“, im Wechsel insgesamt viermal nach Hamburg. Sie bieten im Mai Kurzreisen nach Oslo und Göteborg an. Höhepunkt ist eine Reise der „Mein Schiff 6“ vom 9. bis 23. September, 14 Nächte ab Hamburg, über Kirkwall (Orkney-Inseln), Reykjavik, Sydney (Neuschottland) und Halifax bis New York.

Bis zu eine Million Passagiere erwartet der Kreuzfahrtstandort Hamburg in diesem Jahr. Die Branche ist nach dem Corona-Knick wieder stark am Wachsen – und wird für Hamburgs Tourismus und Wirtschaft immer wichtiger.

Mehr über Schiffe und Routen im „Kreuzfahrt Guide 2023“ vom
Hamburger Abendblatt (270 S., 19,50 Euro). www.kreuzfahrtguide.com