Hamburg. Hunderte Schiffe haben sich angemeldet. Auch die Cruise Days finden wieder statt. Hamburg will den ersten Platz zurückerobern.

Nach zwei schwachen Jahren erwartet der Kreuzfahrtstandort Hamburg für das kommende Jahr eine Rückkehr zu alter Stärke. Den Fahrplänen der Reedereien zufolge kann Hamburg sogar auf einen Rekord an Schiffsanläufen hoffen. „Nach derzeitigem Stand rechnen wir mit rund 300 Schiffsanläufen, so viele hatten wir noch nie“, sagte der Geschäftsführer der Cruise Gate Hamburg (CGH), Simone Ma­raschi, dem Abendblatt.

Als Gründe nannte er, dass das internationale Kreuzfahrtgeschäft ab Hamburg wieder anziehe, die Reedereien auch im Winter Seereisen anbieten würden und mit den britischen Kreuzfahrtlinien Ambassador Cruise Lines und Swan Hellenic zwei neue Anbieter die Hansestadt anlaufen würden. Je nachdem, wie hoch die Auslastung der Schiffe sei, könnte man mit 600.000 bis zu einer Million Passagiere rechnen. Derzeit dürfen die Kreuzfahrtschiffe wegen der Corona-Pandemie nur zu 60 Prozent der Passagierkapazitäten gebucht werden.

Kreuzfahrten ab Hamburg nur mit 2G

Sollte diese Beschränkung aufgehoben werden, könnte Hamburg wieder zur Nummer eins der deutschen Kreuzfahrtstandorte aufsteigen, sagte Maraschi, der sein Amt im Corona-Jahr 2020 angetreten hatte, als das gesamte Kreuzfahrtgeschäft nach dem Ausbruch der Pandemie am Boden lag.

Eine solche Situation sei nach seinen Worten nicht noch einmal zu erwarten, weil alle Kreuzfahrten ab Hamburg inzwischen 2G-Veranstaltungen seien. Ausgenommen seien lediglich Kinder unter zwölf Jahren. Zudem würden alle Passagiere vor dem Betreten der Schiffe noch einmal getestet.

Kreuzfahrten: Hamburg verlor Platz eins

Für das laufende Jahr rechnet Ma­raschi mit insgesamt rund 100.000 Passagieren. Derzeit habe die Hansestadt nur hundert Schiffsanläufe verzeichnen können, 40 weitere stünden zum Jahreswechsel noch aus.

Damit hat Hamburg seine Spitzenposition als Kreuzfahrthafen an Kiel verloren. Wie berichtet hatte Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt in diesem Jahr dreimal so viele Kreuzfahrtpassagiere wie Hamburg. Hintergrund ist, dass Kiel deutlich schneller in die Saison zurückgekehrt war als Hamburg. Hier wurden Seereisen wieder ab Pfingsten durchgeführt. Hamburg startete erst Mitte Juli in die Saison.

Kreuzfahrten von Hamburg nach Kiel verlegt

„Aufgrund der hohen Inzidenzwerte hier hatten die Reedereien geplante Reisen ab Hamburg nach Kiel verlegt“, so Maraschi. Zudem hätten Hamburgs Behörden von den Passagieren die deutlich teureren PCR-Tests verlangt, sodass die Reedereien auch die hohen Kosten abgeschreckt hätten. Diese Einschränkungen durch die Behörden seien aber aufgehoben.

Simone Tommaso Maraschi ist seit 2020 Hamburgs Kreuzfahrtdirektor.
Simone Tommaso Maraschi ist seit 2020 Hamburgs Kreuzfahrtdirektor. © picture alliance / Eventpress | Eventpress rh

Der Kreuzfahrtkalender für 2022 sei eher so prall, dass es schon wieder zu Engpässen an den Kreuzfahrtterminals kommen könnte, da die Schiffsanläufe sich nicht gleichmäßig über die Woche verteilten, sondern an den Wochenenden ballten. Dies gelte insbesondere für die Hamburg Cruise Days, die wegen Corona von diesem Jahr aufs kommende verschoben worden seien. „Sie gehen vom 19. bis zum 21. August, und es haben sich schon wieder viele Schiffe dazu angemeldet.“ Unter anderem würde auch die beliebte „Queen Mary 2“ erwartet, die im kommenden Jahr zehnmal in Hamburg gastieren werde.

Kreuzfahrt: Landstromanlage für Steinwerder geplant

Ab dem dritten Quartal 2022 soll es neben dem Kreuzfahrtterminal Altona auch in Steinwerder eine Landstromanlage geben, mit der sich die Schiffe während ihrer Liegezeit mit Energie versorgen können. Maraschi: „Ab 2025 werden alle Kreuzfahrtterminals in Hamburg über eine Landstromversorgung verfügen. Damit sind wir wieder einmal Vorreiter. Die EU verpflichtet die Häfen ab 2030 dazu, den Schiffen Landstromanschlüsse anzubieten.“

Der CGH-Geschäftsführer kündigte an, dass es im kommenden Frühjahr eine neue Studie über die Bedeutung der Kreuzfahrtindustrie für Hamburg geben werde. Die letzten Zahlen stammen aus 2018: Demnach sorge die Branche für eine Wertschöpfung von 650 Millionen Euro in der Stadt.