Hamburg/Heide/Gülzow. Wenn das Kreuzfahrtschiff am 25. April in Hamburg anlegt, gehen zwei Norddeutsche von Bord. Aus dem Leben von zwei Crew-Mitgliedern.
Sie lieben ihren schwimmenden Arbeitsplatz, lernen gerne neue Orte kennen oder sind unterwegs auf dem Meer – aber wenn am 25. April bei der Revierfahrt elbaufwärts der Michel und die Elbphilharmonie in Hamburg am Horizont auftauchen, dann werden Natalie Thutwol und Dominik Meisterfeld unruhig werden.
Sie sind dann nach Monaten Dienst auf der Aida Perla wieder zuhause in Norddeutschland. Es warten Familie, Freunde, die eigene Wohnung und einige Wochen Leben an Land.
Aida Perla in Hamburg: Für Dominik Meisterfeld fängt nun der Urlaub an
„Ich freue mich auf meinen Urlaub“, sagt Dominik Meisterfeld. Er kam in Brunsbüttel zur Welt und lebt heute in Heide, wenn er nicht auf den Kreuzfahrtschiffen der Rostocker Reederei die Karibik, die Ostsee oder die norwegischen Fjorde bereist. In Dithmarschen sind seine Eltern, die Schwester und natürlich Freunde. „Wir verabreden uns, kochen zusammen, unternehmen etwas“, sagt Meisterfeld. Dazu gehört auch eine gute Nachbarschaft. „Meine Nachbarin freut sich schon, dass ich sie dann ab und zu irgendwo hinfahre.“ Und natürlich muss der Seemann einkaufen gehen, Bürokram erledigen, den Haushalt machen. „Ein normales Leben an Land.“
Das unterscheidet sich von den Tagen an Bord. Da hat Dominik Meisterfeld Kost und Logis frei, seine Wäsche wird gemacht, er wohnt in einer kleinen Einzelkabine. Und hat doch den ganzen Tag Trubel. Denn der 38-Jährige ist als Entertainment Manager zuständig für die gesamten Bereich Unterhaltung auf dem Schiff. Vom Basteln im Kinderclub über Rätselraten und Spiele am Pool, Skatnachmittag in der Bar bis hin zum Tanzkursus für Fortgeschrittene oder Karaoke, Freiluft-Disco oder intime Baratmosphäre mit Pianobegleitung – alles geht über den Tisch des Norddeutschen.
Nicht zu vergessen die abendliche 30-Minuten-Talkrunde „PrimeTime“, bei der Meisterfeld den Kapitän, wichtige Crewmitglieder oder Gäste im Theatrium interviewt. Oder die Präsentation von Shows, für die Aida eine Lizenz hat wie „Wer wird Millionär“ oder „Voice of the Ocean“. Und natürlich die Moderation der Shows mit Musikerinnen und Musikern, Sängerinnen und Sängern, Tänzerinnen und Tänzern aus dem Ensemble der Aida Stars sowie Gastkünstlerinnen und -künstlern, die für besondere Auftritte an Bord kommen. Für 72 Menschen aus dem Unterhaltungsbereich ist der Manager der Chef.
Programme für Aida-Schiffe entstehen im eigenen Entertainment Haus auf St. Pauli
Dabei kann Meisterfeld natürlich eigene Ideen einbringen, denn er beobachtet die Stimmung an Bord am besten. „Sind wir im Süden oder in kälteren Gegenden unterwegs, haben wir viele Seetage, sind viele Kinder und Jugendliche an Bord? Darauf stimmen wir unser Angebot auch spontan ab, wenn es notwendig ist", sagt er. Ansonsten werden alle Programme für die Aida-Schiffe im Reederei-eigenen Entertainment Haus auf St. Pauli konzipiert und geprobt. Dort werden die Künstlerinnen und Künstler gecastet, Kostüme genäht und Kulissen gebaut.
- 2022 so viele Kreuzfahrtschiffe eingelaufen wie noch nie
- Weltgrößtes Kreuzfahrtschiff zum Schnäppchenpreis verkauft
- Aida: Bambusfahrräder aus dem Norden stechen bald in See
Bevor er 2017 bei Aida anheuerte, hat der gelernte Veranstaltungskaufmann in Hotels in Spanien sowie in Rheinland-Pfalz gearbeitet. Aber ein Job an Land ist derzeit nicht geplant. „Nach der Kreuzfahrt ist vor der Kreuzfahrt. Ab 4. Juni bin ich wieder an Bord von Aida Perla.“ Dann stehen zehntätige Touren nach Norwegen ab und bis Hamburg auf dem Programm. Und regelmäßig für Dominik Meisterfeld „ein bisschen Norddeutschland“.
Crew-Mitglied auf der Aida: Gelernte Friseurin wollte die Welt sehen
Danach hat auch Natalie Thutwol Sehnsucht. Geboren in Geesthacht, ist sie seit 2016 bei Aida. „Ich habe meine Ausbildung zur Friseurin bei Peter Polzer in der Mönckebergstraße gemacht und wollte danach etwas von der Welt sehen“, sagt die 26-Jährige. „Das hat geklappt.“ Thutwol war in Norwegen, auf den Seychellen, in der Karibik. „Nach Arbeit hat sich das für mich oft nicht angefühlt. Die Sonnenuntergänge haben mich immer fasziniert. Und mit Delfinen in der Mittagspause schwimmen kann man nicht an jedem Arbeitsplatz.“
Machte die Norddeutsche den Gästen erst die Haare schön, wechselte sie 2018 an die Rezeption vom Spa, wo Massagen und Behandlungen rund um den Körper angeboten werden. Seit einem Jahr ist Thutwol dort die rechte Hand der Chefin, kümmert sich als Spa Supervisor um Organisation, Dienstpläne und gute Stimmung.
Aida Perla: Am 25. April geht die Norddeutsche in Hamburg von Bord
Aber nur noch bis zum 25. April. Dann gehen die junge Frau und ihr bayerischer Freund, der als Outdoor Guide arbeitet, in Hamburg von Bord. In Gülzow zwischen Schwarzenbek und Lauenburg wartet die Verwandtschaft. „Unsere Rückkehr aufs Schiff ist noch nicht sicher“, sagt Thutwol. „Wir wollen zusammen ziehen, uns vielleicht im Norden niederlassen. Ich habe viel von der Welt gesehen, aber ich hänge an meiner Familie. Jetzt ist die mal dran.“