Hamburg. Sparkasse kooperiert mit Hamburger Kunsthalle. Das sind die Angebote, die Kunst in die Stadtteile bringen sollen.

Es wird noch gut ein Dutzend Jahre dauern, bis sie – vom Mäusekonto einmal abgesehen – Kunden der Haspa werden könnten, wenn sie es denn wollten: Kinder der deutsch-spanischen Kita Cocori sitzen um den langen „Nachbarschaftstisch“ der Haspa-Filiale an der Grindelallee und malen eifrig. Vor ihnen stehen auf kleinen Staffeleien Drucke von impressionistischen Gemälden, die als Anregung dienen. Auch auf dem großen Monitor, der sonst Nachrichten aus dem jeweiligen Stadtteil zeigt, lassen sich berühmte Bilder darstellen.

In einem Workshop, der etwa zweieinhalb Stunden dauert, bringt die freie Kunstpädagogin Claudia Rasztar den Kindern näher, was den Impressionismus ausmacht, und unterstützt beim eigenen Experimentieren. „Ob mit Pastellkreiden, Bleistiften, Wachsmalern oder Buntstiften auf Papier – im Workshop kann alles nach Belieben ausprobiert werden“, so Rasztar.

Neue Möglichkeit für Kunsthalle, in Stadtteilen präsent zu sein

Am Mittwoch startete in der Filiale an der Grindelallee eine neue Kooperation zwischen der Hamburger Kunsthalle und der Haspa: Mit den kostenlosen Workshops will man „Kunst in die Stadtteile bringen“. Die auf mehrere Jahre angelegte Zusammenarbeit soll nach Angaben der Haspa die teilnehmenden Filialen „zu einem Ort der kulturellen Teilhabe machen“. Das Angebot wende sich ausdrücklich auch an Personen – beziehungsweise ihre Kinder –, die nicht Kunden der Sparkasse sind.

„Wir freuen uns, dass es durch die Kooperation mit der Haspa jetzt eine solch neuartige Möglichkeit für die Kunsthalle gibt, direkt in den Stadtteilen präsent zu sein“, sagte Alexander Klar, Direktor der Kunsthalle. Es sei „wertvoll“, wenn die Bürger erleben könnten, wie Kunstangebote ihnen „ganz unmittelbar in ihrem alltäglichen Lebensumfeld begegnen“, so Klar. Die Workshops richteten sich „auch an all jene, die bislang nur selten oder noch gar nicht in der Kunsthalle waren oder sich mit Kunst beschäftigt haben“.

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Mindestens 20 Veranstaltungen in 2020

Wie Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang am Mittwoch sagte, haben die Leiter mehrerer anderer Filialen bereits Interesse an den Kunst-Workshops angemeldet. Mindestens 20 solcher Veranstaltungen werde es in diesem Jahr geben, schätzt Vogelsang. Es könnten aber auch deutlich mehr werden: Bis Jahresende will die Haspa fast 90 ihrer aktuell noch knapp 130 Zweigstellen auf das neue Konzept, das sie zu einer Art Nachbarschaftstreff machen soll, umgestellt haben – „und in nahezu jeder dieser Filialen wird man sagen: ,Das wollen wir auch’“, so Vogelsang.

Aus Sicht der Haspa haben sich die derzeit rund 60 umgestalteten Geschäftsstellen zu einem „vielseitigen Ort des Austauschs“ entwickelt. In diesen Filialen fänden bereits Hunderte Veranstaltungen mit Tausenden von Teilnehmern statt, wobei die Kultur eine wichtige Rolle spiele: „Neben Ausstellungen gibt es Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen.“ Daneben kooperiere die Haspa mit verschiedenen städtischen Institutionen wie etwa mit der Polizei, die Tipps zur Einbruchsprävention gibt, mit der Feuerwehr und mit Behörden – so kann man demnächst zum Beispiel in manchen Filialen auch die Ummeldung bei mobilen Teams von städtischen Kundenzentren erledigen.

30 Millionen Euro für Umbau des Zweigstellennetzes

Nach Darstellung von Vogelsang hat sich die Umgestaltung der Zweigstellen auch wirtschaftlich gesehen als Erfolg erwiesen. Deutlich mehr Menschen als zuvor kämen vom Vorraum mit den Geldautomaten dann auch in die eigentliche Filiale herein. In den umgestalteten Standorten würden zudem tendenziell mehr Finanzgeschäfte abgeschlossen, sagte Vogelsang.

Ende 2016 hatte der Haspa-Vorstand beschlossen, 30 Millionen Euro in den Umbau des Zweigstellennetzes zu investieren. Bis Anfang 2021 sollen die 100 Filialen, die man längerfristig betreiben will, umgestaltet sein. Ihr Bestand ist dann nach Angaben von Vogelsang für mindestens zehn Jahre gesichert. Auf der anderen Seite werden bis 2023 knapp 30 Filialen geschlossen.

Interesse an Konzept auch bei anderen Sparkassen

Wie Vogelsang sagte, besteht bei anderen Sparkassen in Deutschland großes Interesse am Konzept der „Nachbarschaftsfilialen“. Ein Institut aus Süddeutschland habe konkrete Pläne, Zweigstellen nach dem gleichen Muster neu zu gestalten, allerdings nicht flächendeckend wie die Haspa.

Deren Partnerschaft mit der Hamburger Kunsthalle besteht schon seit Jahren, auch wenn die Workshops neu sind. So wurden mit Unterstützung der Haspa die Werkstätten des Bereichs „Bildung & Vermittlung“ modernisiert, das zweite Obergeschoss in der Galerie der Gegenwart im Kunsthallen-Gebäude trägt den Namen Haspa-Galerie. Derzeit sind dort Werke französischer Impressionisten wie Édouard Manet, Edgar Degas, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir zu sehen.