Hamburg. Die HfbK-Professorin wird im Hamburger Rathaus für ihre „Politik der Erinnerung“ geehrt. Aktuelle Ausstellung auf der Fleetinsel.

Bei einem Senatsempfang im Hamburger Rathaus ist die Künstlerin Michaela Melián (63) am Montagabend mit dem mit 15.000 Euro dotierten Edwin-Scharff-Preis ausgezeichnet worden. „Seit 1955 werden Künstlerinnen und Künstler, deren Werke das Kulturleben der Stadt Hamburg nachhaltig prägen, mit dem Edwin-Scharff-Preis geehrt. Mit Michaela Melián zeichnen wir eine facettenreiche Künstlerin aus, die auf einmalige Weise Kunst und Musik miteinander verbindet und uns so immer wieder neue und spannende Blickwinkel öffnet“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).

Michaela Melián studierte zunächst Musik in München und kam darüber zur Kunst. Die von ihr mitgegründete Band F. S. K. war lange Zeit Teil ihrer Arbeiten, bevor sie 2000 anfing, selbst Klangin­stallationen und Hörspiele zu produzieren.

Seit 2010 hat sie eine Professur für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste (HfbK). Für Aufsehen sorgte 2015 ihre Musik-Performance „Wassermusik“ mit Nebelhörnern auf Barkassen. Flüchtige Momente zu schaffen, die sich den Raum zu eigen machen, das zeichnet ihr Schaffen aus.

Meliáns Arbeiten waren auch schon in der Kunsthalle ausgestellt

Meliáns Arbeiten werden international gezeigt und waren auch schon in der Kunsthalle ausgestellt. Bis zum 25. Januar ist ihre Ausstellung „Dishammonia“ in der Galerie Karin Guenther auf der Fleetinsel zu sehen: Zeichnungen moderner Gebäude, die entweder vom Abriss bedroht sind oder bereits abgerissen wurden, druckte die Künstlerin auf Baumwolle und Seidentücher, darunter Deutschlandhaus, Schilleroper und City-Hof.

Zu lesen als Debattenbeitrag darüber, was ästhetisch, aber auch sozial mit einer Stadt passiert, deren Orte umgenutzt und abrasiert werden. Es ist diese „Politik des Erinnerns“, die auch die Jury in ihrer Begründung lobend erwähnt.

Die Auszeichnung bedeute ihr sehr viel, sei sie doch ein „Echohall“ auf ihre vielen Aktivitäten in Hamburg, das neben einem 100-Seelen-Dorf in Oberbayern ihren zweiten Lebensmittelpunkt bildet. Zusammen mit dem Schriftsteller Thomas Meinecke wohnt sie in einem der Grindelhochhäuser – auch diesen Ort hat sie in „Reeducation“ künstlerisch verarbeitet.

„In Hamburg gibt es ein großes Feld an Off-Spaces, die Künstler sozusagen subkutan von unten unterstützen“, sagt Michaela Melián. Das sei um so wichtiger in einem hochprofessionellen Kunstbetrieb. Als Lehrende sei es ihr wichtig, den Studierenden Freiraum für die persön­liche Entwicklung zu geben, „egal, ob sie nun Künstler, Politiker oder Kneipier werden“.