Hamburg. Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten und Dienstleistungen. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Meßmers neuer Tee.

Marcus Bunar reißt das Plastiktütchen auf, kippt den Inhalt in ein Glas und gießt das Pulver mit heißem Wasser aus einer Porzellankanne auf. Dann rührt er rund 30 Sekunden lang kräftig um. In der Flüssigkeit sind kleine Stückchen zu sehen. „Der enthaltene Matcha ist echtes Grünteepulver, das im Wasser schwebt und sich nicht auflöst“, sagt Bunar. Der Marketingleiter der Ostfriesischen Teegesellschaft (OTG) steht im Schulungsraum des Gastronomiebetriebs Meßmer Momentum in der HafenCity und blickt auf ein Produkt, mit dem das Unternehmen einen neuen Weg beschreitet.

Eigentlich ist OTG Spezialist für Teebeutel. Pro Jahr verkauft das Unternehmen, das zur Laurens Spethmann Holding gehört und im vergangenen Jahr 254 Millionen Euro umsetzte, rund zehn Milliarden Teebeutel. Meßmer, Milford und OnnO Behrends sind die bekanntesten Marken.

Matcha Latte in Plastiktütchen

Seit September steht nun in den Regalen der Supermärkte Meßmer Matcha Latte – im Plastiktütchen statt Teebeutel. „Das ist das erste Mal, dass wir Tee-Pulver anbieten“, sagt Bunar. Der zwölf Gramm schwere Portionsstick enthält nur Milchpulver, Matcha und Zucker – alles aus biologischem Anbau. „Matcha hat einen sehr charakteristischen Geschmack“, sagt Bunar. Man habe eine Rezeptur gewählt, die möglichst vielen Kunden schmecken soll. Durch Milch und Zucker sei der Geschmack sehr mild und angenehm. Obwohl in jedem Beutel immerhin 1,2 Gramm Matcha sind. Geeignet seien die Beutel zum schnellen Selbstzubereiten für zu Hause, das Büro, das Hotelzimmer und auch in Restaurants.

Sechs Portionssticks sind in einer Packung Matcha Latte
Sechs Portionssticks sind in einer Packung Matcha Latte © Andreas Laible

In Asien hat die Teesorte eine lange Tradition. Die Chinesen nutzen die immergrüne Teepflanze seit Jahrtausenden als Heilmittel. Im zwölften Jahrhundert kam Matcha nach Japan. Buddhistische Mönche schätzten die Aufputschwirkung, wodurch sie länger und konzentrierter meditieren konnten. „Der Koffeinanteil eines Glases purer Matcha Tee ist etwa doppelt so hoch wie bei einer Tasse Kaffee“, sagt Bunar. „Die Wirkung setzt aber später ein und ist kontinuierlicher.“

Je leuchtender, desto frischer

China und Japan sind die Hauptanbaugebiete. Um Matcha-Tee zu gewinnen, werden die Teesträucher mehrere Wochen vor der Ernte mit schwarzen Netzen oder Bambusmatten überspannt und beschattet. So bleibt in den Blättern mehr Chlorophyll, das für die hellgrüne Farbe sorgt. Gleichzeitig werde die Bildung von Bitterstoffen unterdrückt. Die Blätter werden als Ganzes oder ihre Spitzen abgebrochen. Anschließend werden sie gedämpft, getrocknet und ausschließlich das Blattfleisch ohne Stängel in Granitsteinmühlen zu sehr feinem Pulver gemahlen. Als Frischeformel gilt: Je leuchtender die Farbe ist, desto frischer ist der Tee.

In den USA schaffte die Teesorte vor etwa zehn Jahren durch Hollywoodstars ihren Durchbruch. Prominente wie Schauspielerin Meg Ryan wurden mit einem Becher mit Matcha-Tee gesehen – das löste eine hohe Nachfrage aus. Vor etwa fünf Jahren schwappte die Welle nach Deutschland hinüber. „2015 waren wir die ersten hierzulande, die Matcha in einen Teebeutel gebracht haben“, sagt Bunar. Das Produkt sei sehr erfolgreich, es mache mehr als ein Prozent des Meßmer-Absatzes aus. Das klingt nach nicht viel – allerdings stehen unter der Marke gut 70 Artikel im Supermarkt. Am besten läuft immer noch der Klassiker Pfefferminz, der auf etwa fünf Prozent Anteil kommt.

Köche nutzen Matcha Latte für Pralinen und Fleischmarinaden

Dabei arbeitet Meßmer ständig an neuen Sorten. Drei bis vier Tea Taster sind in enger Zusammenarbeit mit dem Marketing in der Produktentwicklung tätig. Jedes Jahr kommen etwa zehn neue Varianten in den Handel. 2016 wurde die Kuchen-/Gebäckserie gelauncht: Schoko-Kirsch-Brownie, Apfelstrudel oder Strawberry-Cheesecake sind seitdem erhältlich. Der Konsument liebe die Abwechslung, und die Verbindung von Tee mit Kuchen und Gebäck sei sehr naheliegend, sagt Bunar: „Das ist eine Möglichkeit, die Lust auf Süßes kalorienfrei zu stillen.“ In diesem September kam die Sorte Zimtschnecke neu heraus – zeitgleich mit dem Matcha Latte. Letzteren nutzen kreative Köche übrigens zum Feintuning ihrer Speisen. Smoothies, Pralinen, Keksfüllungen, Kuchen oder Fleischmarinaden erhielten damit eine Matcha-Note.

Anfang November wird das Unternehmen aus dem Handel ein erstes Feedback erhalten, wie sich die Päckchen mit Milchpulver, Zucker und Matcha verkaufen. Generell sei Grüntee ein wachsendes Segment. Bei hoher Nachfrage kann sich der Marketingmanager ein Ausweiten der Produktlinie vorstellen. Bunar: „Wir könnten noch eine rote oder gelbe Frucht hinzugeben – Himbeere oder Mango bieten sich an.“

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