Der Test: Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Nestlés Schokotäfelchen.

Es riecht nach ... After Eight. Eigentlich keine übliche Kategorie für einen Geruch. Aber wie soll man diese Mischung aus Pfefferminz und Schokolade sonst beschreiben. Vor allem, wenn man buchstäblich an der Quelle steht. Im Nestlé-Chocoladenwerk Hamburg, da wo die Mint-Täfelchen seit 50 Jahren hergestellt werden.

Endlos-Reihen der weißen Fondantcreme laufen auf Produktionsbändern durch die Maschinenstraße. Immer 15 untereinander, flach und gerade wie mit einem Lineal gezogen. „Die Konsistenz ist das Geheimnis“, sagt Werksleiter Arturo Galvan. Als nächstes wird die Masse in quadratische Täfelchen geschnitten. Der 37-Jährige, vorschriftsmäßig in Arbeitskleidung und mit Haarnetz, geht einige Schritte. Plötzlich riecht es anders. Weniger minzig, dafür mischt sich Mandelaroma darunter. „Hier produzieren wir gerade die Sonderedition“, sagt er.

Acht Wochen lang gibt es die neuenTäfelchen

Pünktlich zur Hochsaison für Liebhaber süßer Leckereien in der Herbst- und Weihnachtszeit bringt der Schweizer Lebensmittelgigant einen zweiten Typ After Eight in die Regale des Lebensmitteleinzelhandels, quasi Marzipan im Quadrat. Acht Wochen lang gibt es die Täfelchen zusätzlich zum Produktklassiker. „Wir wollen unseren Kunden Abwechslung bieten“, erklärt Nestlé-Sprecherin Ulrike Weichert das besondere Angebot. Bereits in den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen mit Geschmacksvarianten experimentiert. Etwa sechs Monate dauert es, bis die Produktentwickler eine komplett neue Rezeptur entwickelt haben. „Die Sonder-editionen kommen bei den Kunden gut an“, sagt Weichert.

Die Mint-Täfelchen aus Hamburg kennen die meisten Deutschen. Die Markenbekanntheit liegt bei 87 Prozent, heißt es bei Nestlé. Seit 1967 werden sie in dem Gebäudekomplex in Hamburg produziert. Damals hatte der englische Süßwaren-Hersteller Rowntree das Werk in Wandsbek übernommen. Das Unternehmen hatte After Eight, was übersetzt „nach Acht“ heißt, ursprünglich für den britischen Markt entwickelt. Dort werden nach dem Abendessen oft Pfefferminzpastillen gereicht, die sogenannten After Dinner Mints – der Ursprung für die Produktidee. Heute laufen mehr als eine Milliarde Schoko-Mint-Quadrate pro Jahr vom Band, nebeneinandergelegt sind das 45.000 Kilometer. After Night wird weltweit in 40 Länder exportiert.

Schmelz beim Reinbeißen

In der After-Eight-Produktionshalle arbeiten 130 Beschäftigte im Vier-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Ein Stück weiter riecht es jetzt vor allem nach Schokolade. Ein Mitarbeiter überprüft die Temperatur der dunkeln Masse, die aus Kakaobohnen aus Ghana und von der Elfenbeinküste hergestellt wird. Jedes Täfelchen wird damit überzogen. Parallel bekommt es von der Unterseite die Namensprägung. Werksleiter Galvan, studierter Maschinenbauer aus Mexiko, nimmt ein After Eight und kostet es mit kritischem Blick. „Wichtig ist, dass es beim Reinbeißen diesen charakteristischen Schmelz hat“, sagt er.

After Eight gibt es auch mit Cassis oder Orange

Daran hat sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten praktisch nichts geändert. Schon in Großmutters Süßigkeitenschrank war die grüne Pappschachtel mit der aufgedruckten Uhr ein fester Bestandteil. „Es ist das reichweitenstärkste Produkt im Schoko-Mint-Markt“, sagt Nestlé-Sprecherin Wei­chert. Es ist allerdings auch ein Produkt, das sich vor allem an Erwachsene wendet. Man mag es, oder man mag es nicht. Auch deshalb experimentiert Nestlé seit 2004 mit Varianten, in Frankreich und den skandinavischen Ländern etwa gehören Täfelchen mit dem Geschmack von Cassis oder Orange zum festen Sortiment. In Deutschland gab es bereits 2015 für kurze Zeit eine Marzipan-Edition. In diesem Sommer versuchte Nestlé es mit Erdbeere. Vor allem über die sozialen Medien sei das Feedback gut gewesen, so Ulrike Weichert. Es sei sogar denkbar, die Kunden über weitere Geschmacksrichtungen abstimmen zu lassen.

Inzwischen sind die Täfelchen in der Verpackung angekommen. Jedes After Eight wird einzeln in ein Tütchen aus schwarzem Pergamentpapier gefüllt. Arturo Galvan, Chef der Schokoladenfabrik mit einer Jahresproduktion von jährlich 62.000 Tonnen unter anderem so bekannter Marken wie Smarties oder Choco Crossies, schaut seinen Mitarbeitern beim Rundgang über die Schulter. „Um perfekte Qualität zu gewährleisten, machen wir eine zusätzliche visuelle Kontrolle“, sagt er. Klar, dass die Versuchung groß ist, auch mal ein Täfelchen zu probieren. Aber hier gilt leider: Naschen verboten.

Das etwas andere Täfelchen

Vorsicht, Verwechslungsgefahr! After Eight mit Marzipan
Vorsicht, Verwechslungsgefahr! After Eight mit Marzipan © Michael Rauhe

Das Produkt: Die After-Eight-Sonderedition mit Marzipan-Geschmack steht seit Anfang Oktober in den Regalen des Handels. Die Schachtel unterscheidet sich nur durch den Aufdruck von der klassischen Variante. Auch die Pergamenttütchen, in denen jedes Täfelchen einzeln steckt, sind gleich. Deshalb sollten die Kunden ganz genau beim Zugreifen hinschauen. Es besteht Verwechslungsgefahr.

Der Geschmack: Die Konsistenz der Fondantfüllung ist etwas fester als bei den herkömmlichen Mint-Täfelchen. Die eher scharfe Pfefferminz-Note tritt in den Hintergrund. Bei der Verkostung gehen die Meinungen stark auseinander. Während einige Tester den Geschmack nach Mandelöl zu intensiv bis künstlich finden, beurteilen andere die Komposition als gelungen.

Verfügbarkeit/Preis-Leistungs- Verhältnis: Die Geschmacksvariante Marzipan ist nach Angaben von Nestlé bis Anfang Dezember in den Geschäften erhältlich. In der Regel überall dort, wo es auch den Produktklassiker gibt. Laut Preisempfehlung des Herstellers kostet eine 200-Gramm-Packung mit 24 Täfelchen genau wie der Klassiker 2,09 Euro. Damit ist das Produkt eher im Pralinenbereich angesiedelt.

Fazit: Es ist eindeutig ein anderer Geschmack als beim Original. Allerdings kommen weder die Liebhaber von Mint noch von Marzipan so richtig auf ihre Kosten. Kann man mal probieren, vor allem in der kühleren Jahreszeit. Aber für einen Dauerbrenner hat das Produkt nach Meinung der Redaktion nicht das Zeug. Das Abendblatt-Gesamturteil: 3,5 von fünf Sternen.

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