Der Auftritt von Hussain Al-Abdullah war wenig spektakulär. Doch mit dem Chef der Katar-Holding will VW zum weltgrößten Autobauer aufsteigen.

Hamburg. Er trägt dunklen Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Der neue Aufsichtsrat von Volkswagen, Hussain Ali Al-Abdullah, aus dem Emirat Katar sieht aus wie ein europäischer Manager – kein exotisches Motiv aus dem Morgenland für die Fotografen auf der Hauptversammlung von VW in Hamburg. Am Donnerstag wurde Al-Abdullah in das oberste Kontrollgremium des größten deutschen Unternehmens gewählt.

Die Berufung des Chefs der Katar-Holding, dem neuen Großaktionär, in den VW-Aufsichtsrat ist nicht nur deshalb eine Zäsur, weil damit erstmals ein arabischer Staatsfonds erhebliche Mitsprache in dem deutschen Traditionsunternehmen Volkswagen erhält. Die Beteiligung markiert auch das Ende eines jahrelangen erbitterten Machtkampfes um den größten europäischen Autobauer. Der Übernahmekampf mit Porsche ist entschieden, der Sportwagenbauer wird zehnte Marke im VW-Konzern. Das VW-Gesetz ist kein Thema mehr, das Land Niedersachsen hat seinen Einfluss beim größten Arbeitgeber des Landes gesichert.

Volkswagen ist nun in festen Händen. Die arabischen Investoren sind mit 17 Prozent beteiligt. Nach Al-Abdullah soll im kommenden Jahr ein zweiter Vertreter des neuen Großaktionärs Katar in den Aufsichtsrat berufen werden, wenn ein weiterer Sitz dort frei wird. Das Mandat des früheren Eon-Managers Hans Michael Gaul läuft im Frühjahr 2011 aus.

Zusammen mit dem Land Niedersachsen und der Porsche Holding gehört der Autobauer nun zu 90 Prozent den Großaktionären. Und die demonstrieren Harmonie miteinander und mit dem Vorstand – anders als in den vergangenen Jahren, als die Hauptversammlungen von Zank und Intrigen geprägt waren.

VW-Chef Martin Winterkorn zeigte sich zufrieden. „Katar ist ein hochprofessioneller Investor, der gut für unser Unternehmen ist“, sagt er und betont, wie wichtig eine stabile, langfristig orientierte Aktionärsstruktur ist. Denn VW hat große Pläne, will bis 2018 vom Platz drei auf den Spitzenplatz in der Rangfolge der größten Autobauer der Welt aufsteigen. Das Ziel ist ehrgeizig und der Weg steinig – Streit in den eigenen Reihen käme da äußerst ungelegen.

Der neue arabische Aufsichtsrat ist überzeugt, dass das Vorhaben gelingen kann. „Wir sind zuversichtlich, dass der Konzern die Nummer eins in der Welt wird“, sagte Al-Abdullah in der Aktionärsversammlung. Die Zusammenarbeit bietet nach seiner Meinung kurz- und längerfristig im globalisierten Automarkt Vorteile für alle Beteiligten. Schon früher hatte Katar deutlich gemacht, dass die arabischen Investoren ihr Engagement nicht als reines Finanzinvestment ansehen, sondern auch mitreden wollen.

Katar wolle, dass mehr Autos gebaut werden und dass der Konzern Erfolg hat in der Welt, lobt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). „Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht mit dem neuen Mitaktionär Katar.“ Und er spricht von „ganz erfreulichen Signalen“ aus dem arabischen Emirat.

Die Herausforderungen für Volkswagen sind vielfältig: Die schwierige Marktsituation auf den weltweiten Automärkten, die Integration von Porsche im kommenden Jahr, neue kostengünstigere Fertigungsstrukturen und nicht zuletzt der neue Megatrend Elektroauto. Auch dabei will der Wolfsburger Autobauer in der ersten Liga mitspielen. Der bekennende Fußballfan Winterkorn sagt: „Die Volkswagen-Mannschaft hat auch bei widrigen Platzverhältnissen Höchstleistung gezeigt.“ Und das müsse auch so bleiben.