Milliardengeschäft für die Bayern: Ein junger US-Autobauer hat mehr als 240.000 Motoren für den Super-Streifenwagen bestellt.

Washington. BMW bringt US-Cops in Fahrt: Der junge US-Autohersteller Carbon Motors hat bei den Bayern mehr als 240 000 Dieselmotoren für seinen neuen Super-Streifenwagen E7 bestellt. Niemals zuvor hat BMW einem Dritten derart viele Antriebe verkauft. Ein Milliardengeschäft, von denen Vertriebsvorstand Ian Robertson gerne mehr sähe: „Wir werden weitere Möglichkeiten auf diesem Gebiet ausloten.“

Schon seit längerem arbeitet BMW daran, das Geschäft mit Komponenten auszubauen. Am Montag unterzeichneten BMW und Carbon Motors die Verträge. Nach bisherigen Planungen sollen 2012 die ersten der auf die Bedürfnisse der amerikanischen Polizei zugeschnittenen Autos ausgeliefert werden. Carbon will damit in einen Markt eindringen, der seit fast zwei Jahrzehnten von Ford mit seinem Straßenkreuzer Crown Victoria dominiert wird.

Der E7 ist ein Streifenwagen der Superlative. Er hat ins Wagendach eingelassene Signalleuchten, eine rammfeste Karosserie, die auf Wunsch auch Kugeln abhält, und einen großen, vandalensicheren sowie abwaschbaren Innenraum. Nun steht auch der passende Antrieb bereit: BMW liefert im Paket mit dem Sechszylinder-Diesel zusätzlich das Kühl- und Abgassystem sowie das Automatikgetriebe. Gebaut werden die Aggregate im Motorenwerk Steyr in Österreich.

Die Bayern versprechen den US-Ordnungshütern satte Fahrleistungen bei einem um bis zu 40 Prozent geringen Spritverbrauch. Nicht nur die Umwelt profitiere, sondern auch der Steuerzahler, frohlockte Carbon- Motors-Chef William Santana Li. Ende Februar hatte der Hersteller nach eigenen Angaben mehr als 12 500 Vorbestellungen aus fast allen US-Bundesstaaten vorliegen.

Der Zeitpunkt für Carbon Motors könnte kaum günstiger sein. Denn im kommenden Jahr geht der Platzhirsch Ford Crown Victoria in Rente. Carbon Motors schätzt, dass von den US-weit 450000 Polizeiautos jährlich 75000 ersetzt werden müssen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Ford bringt den Police Interceptor heraus (zu deutsch: Abfangjäger), General Motors schickt den Chevrolet Caprice ins Rennen und Chrysler den Dodge Charger.

Gelingt es Carbon Motors, sich gegen die „Big 3“ der US- Autoindustrie durchzusetzen, wäre es auch für BMW ein Triumph. Die deutschen Autobauer versuchen seit Jahren, den Amerikanern den Diesel schmackhaft zu machen. Bislang mit durchwachsenem Erfolg. Einen der Gründe sieht BMW-Vorstand Robertson darin, dass der Treibstoff in Amerika schwer zu bekommen ist: „Wenn sie Diesel wollen, müssen sie oft zur Lkw-Tankstelle fahren.“

Doch Robertson macht eine langsame Wandlung aus. Dabei ließen sich die US-Amerikaner weniger vom Umweltgedanken leiten als von praktischen Überlegungen. Die Tankfüllung reiche länger. „Die Entfernungen in den USA sind andere als in Europa“, sagte er. Schon heute werde jeder dritte BMW-Geländewagen X5 in den USA mit einer Dieselmaschine verkauft. „Das wäre vor einigen Jahren undenkbar gewesen.“

Zum weithin unbekannten Partner zeigt Robertson Vertrauen. Dabei hat Carbon Motors bislang nicht mehr als einen Prototypen auf die Räder gestellt. Die Fertigung müssen die US-Amerikaner erst noch aufbauen. 1550 Mitarbeiter sollen den E7-Polizeiwagenin einer ausrangierten Fabrik eines Autozulieferers in Indiana produzieren. Dafür hat Carbon Motors beim Staat um einen 310 Millionen Dollar schweren Kredit nachgefragt.

Die Frage, ob der Neuling seine Rechnungen bezahlen kann, ist für BMW-Vorstand Robertson dennoch leicht zu beantworten: „Ich bin sicher, sie können.“