Auf der Messe “Fish International“ in Bremen können sich Besucher rund um Fisch informieren - und so manchen Leckerbissen probieren.
Bremen. Ob gedünstet mit Gemüse, geräuchert oder im Brötchen auf die Hand – Fisch ist nicht nur lecker, sondern gilt auch noch als sehr gesund. Zweimal die Woche sollte er auf den Tisch kommen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
Und immer mehr Menschen halten sich daran. So stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch und Meeresfrüchten in Deutschland nach Angaben des Fisch-Informationszentrums in Hamburg im vergangenen Jahr von 15,5 auf 16 Kilo. Auch weltweit ist der Appetit auf Meerestiere ungebremst, was diese bitter zu spüren bekommen: Allein in Europa gelten nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation Greenpeace 88 Prozent der Bestände als überfischt. Die Umweltschützer schlagen bereits seit vielen Jahren Alarm und fordern reduzierte Fangmengen.
Angesichts sinkender Erträge setzt nun auch in der Fischwirtschaft ein Umdenken ein. Auf der dreitägigen Fachmesse „fish international“ in Bremen, die als der Branchen- Treffpunkt für Händler, Industrie und Gastronomie gilt, steht in diesem Jahr die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. In Vorträgen und Seminaren können die rund 12 000 Besucher noch bis Dienstag erfahren, welche Bestände als überfischt eingestuft werden und wie man Produkte aus nachhaltiger Fischerei erkennen kann.
Den Überblick zu behalten, ist jedoch gar nicht so einfach. „Wir haben jahrelang gelernt, dass wir keinen Kabeljau essen sollen“, sagt Christoph Zimmermann, stellvertretender Leiter vom Institut für Ostseefischerei in Rostock. Doch das stimme so nicht. Während der Nordsee-Kabeljau als überfischt gelte, hätten sich die Bestände in der Barentssee und der östlichen Ostsee wieder gut erholt. „Der Käufer kann zurzeit aber gar nicht unterscheiden, aus welchem Gebiet der Fisch kommt“, erläutert Zimmermann das Problem.
Das Fisch-Informationszentrum sieht deshalb in erster Linie den Handel in der Pflicht. „Entscheidend ist weniger, ob der Verbraucher weiß, woher der Fisch kommt. Er muss dem Händler vertrauen können“, sagt Geschäftsführer Matthias Keller. Als Orientierung können dabei Siegel wie das des Marine Stewardship Councils (MSC) dienen. Die Organisation zertifiziert weltweit Fischereien, die nachhaltig arbeiten. 63 dürfen sich mittlerweile mit dem blauen MSC-Siegel schmücken, 100 sind noch in der Bewertung. „Schätzungsweise zehn Prozent des wildgefangenen Fischs in Deutschland stammt aus zertifizierten Quellen“, sagt Marnie Bammert vom MSC. Bei einigen Fischarten tun sich die Experten aber noch schwer. Die meisten Bestände von Thunfisch und Rotbarsch seien zum Beispiel in einem so schlechten Zustand, dass sie kein Nachhaltigkeitssiegel bekommen könnten, erklärt Bammert.
Die Fischhändler setzen indes auf Vielfalt und Kreativität, um den Hunger auf Fisch weiter zu vergrößern. Auf der Messe präsentieren sie exotische Delikatessen wie den vietnamesischen Rotflossenwels, der erst seit kurzer Zeit auf dem deutschen Markt ist. Bewährtes wie Matjes oder Rollmöpse werden in ungewöhnlichen Marinaden oder mit scharfen Gewürzen zu einem neuen Geschmackserlebnis. Heilbutt und Wildlachs kommen garniert mit Mandeln und Honig oder Wildblüten als handgefertigte Pralinen daher.
Technische Neuheiten wie Reinigungs- oder Verpackungsroboter, Räuchergeräte und Entgräter sollen die Verarbeitung erleichtern und hygienischer machen. Nach Ansicht der Tierschützer von Pro Wildlife haben jedoch nicht alle Aussteller auf der Messe die Nachhaltigkeit im Blick. Viele würden Fischarten anbieten, die so bedroht seien, dass sie unter Schutz gestellt werden müssten, kritisiert die Organisation. Ob die Geschmacksnerven der Deutschen die Produkt-Innovationen goutieren werden, bleibt abzuwarten. Der ihnen liebste Fisch ist seit Jahren ungeschlagen der Alaska-Seelachs – und zwar in Form von Fischstäbchen, im Burger oder als paniertes Filet.