Die Gewerkschaften sind in Sorge: “1700 Jobs sind in Gefahr.“ ThyssenKrupp will den Deal bis zum Jahresende abschließen.
Hamburg. 132 Jahre nach ihrer Gründung kommt die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss in die Hände von arabischen Investoren. Der Mutterkonzern ThyssenKrupp will je 80 Prozent der Blohm+Voss-Unternehmen Neubau, Reparatur und Maschinenbau an die Abu Dhabi Mar Group verkaufen. ThyssenKrupp will den Verkauf bis zum Jahresende abschließen. Gegenwärtig liefen die Verkaufsverhandlungen und die vertiefte Prüfung der Geschäftszahlen, sagte ein Sprecher der Werft am Freitag in Hamburg. Die Verträge sollen Ende Dezember oder Anfang Januar unterschrieben werden.
Für die Konstruktion von Militärschiffen soll ein Gemeinschaftsunternehmen entstehen, an dem beide Partner jeweils die Hälfte der Anteile halten. Ein Abbau der 1700 Stellen in Hamburg sei derzeit nicht geplant, versicherte ThyssenKrupp-Vorstand Olaf Berlien. Der Markenname Blohm + Voss bleibe erhalten.
"Wir rechnen kurzfristig mit Aufträgen, die unser neuer Partner an der Hand hat, sowohl bei den Marineschiffen als auch bei Megayachten", sagte Berlien. Ohne die Araber hätte der Yachtbereich in Hamburg "bis Weihnachten" geschlossen werden müssen.
Scharfe Kritik kam von der IG Metall. Sie bemängelt vor allen den Ausstieg aus dem zivilen Schiffbau. "Wir sehen darin eine große Gefahr für die Beschäftigten. Auslastungslücken im militärischen Bereich lassen sich künftig nicht mehr mit zivilen Aufträgen ausgleichen", sagte Hamburgs IG-Metall-Chef Eckard Scholz. Befürchtet wird, dass die 20-prozentige Beteiligung von ThyssenKrupp nur für ein Jahr gilt. Die Übernahme muss noch vom Aufsichtsrat und dem Kartellamt genehmigt werden. Zudem wird nach dem Außenwirtschaftsgesetz geprüft, ob der Militärbereich überhaupt teilveräußert werden darf.
Optimistisch zu neuen Aufträgen äußerte sich der Investor Iskandar Safa, der mit 30 Prozent einer der großen Teilhaber von Abu Dhabi Mar ist. "Der Markt für Megayachten hat nicht so sehr gelitten wie bei anderen Schiffen", sagte er dem Abendblatt. Bei den Marineschiffen habe man einen "sehr guten Zugang" nach Nordafrika, den Mittleren Osten und nach Südamerika.
Blohm + Voss hat dagegen seit elf Jahren keinen Exportauftrag für Korvetten oder Fregatten mehr erhalten. Auch die vier von der deutschen Marine bestellten Fregatten lasten die Fertigung in Hamburg kaum aus.
Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) sagte: "Der Investor aus Abu Dhabi bringt nicht nur den Willen zur Fortführung der Werft mit, sondern zwei Erfolgsfaktoren: Kapital und die Möglichkeit der Auftragsbeschaffung."