Hamburger Otto-Gruppe will insolventen Konkurrenten nicht übernehmen. Gericht prüft Insolvenzantrag – Verdi mahnt schnelle Maßnahmen.

Hamburg/Frankfurt. Die Otto Group zeigt kein sichtbares Interesse an einer Übernahme des insolventen Konkurrenten Neckermann.de. „Es ist jetzt Aufgabe des Insolvenzverwalters und des Neckermann-Managements, für die 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Lösung zu finden“, teilte das Unternehmen auf Anfrage am Donnerstag in Hamburg mit. „Otto wird sich an keinerlei Spekulationen zur Fortführung des Geschäfts oder einzelner Geschäftsbereiche beteiligen.“

Nach der Pleite von Quelle im Jahr 2009 hatte der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern Otto einige Teile aus der Insolvenzmasse übernommen, darunter Namensrechte. Heute gibt es einen Internet-Marktplatz unter dem Namen Quelle.de als Otto-Tochtergesellschaft.

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Einen Tag nach der Insolvenzverkündung macht sich bei den Neckermann-Mitarbeitern breit. „Das ist eine Riesenenttäuschung“, sagte Logistik-Betriebsrat Thomas Schmidt am Donnerstag in Frankfurt. Viele hätten jetzt Angst vor der Zukunft und fragten sich: „Habe ich überhaupt noch eine Chance“, beschrieb Schmidt die Stimmung in der Belegschaft.

Im Versand seien die Mitarbeiter im Schnitt seit 20 Jahren im Unternehmen. „Das war doch ein Stück von unserem Leben und jetzt wurden wir eiskalt abserviert“, sagte Schmidt. Pläne zur Umstrukturierung des angeschlagenen Unternehmens Neckermann.de waren am Mittwoch am Widerstand des Eigentümers Sun Capital gescheitert.

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Unterdessen wird der von Neckermann gestellte Insolvenzantrag vom Frankfurter Amtsgericht geprüft. „Es ist noch nichts entschieden“, hieß es am Donnerstag im Amtsgericht. Die zuständige Richterin lese, prüfe und bewerte die sehr umfangreichen Dokumente. Mit einer Entscheidung wird am Donnerstag oder Freitag gerechnet. Es geht um die Frage, wer als Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Der Insolvenzantrag betrifft Neckermann Logistik und Neckermann.de.

Die Gewerkschaft Verdi mahnte eine rasche Festlegung an. „Wir haben ein hohes Interesse daran, dass so schnell wie möglich ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird, damit die Firma Neckermann schnell wieder geschäftsfähig ist und die Geschäfte weiterlaufen können“, sagte Gewerkschaftssekretär Wolfgang Thurner. Verdi sei an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert. „Wir unterstützen auch die Suche und Versuche, einen seriösen Investor zu finden.“ (dpa/dapd/abendblatt.de)