Waren sollen nur noch im Internet angeboten werden - Verdi spricht von sozialer Katastrophe für Beschäftigte - Vermieter Segro: Neckermann will Mieten neu aushandeln
Düsseldorf. Der Versandhändler Neckermann.de streicht knapp 1400 und damit mehr als die Hälfte aller Stellen. Die 2010 nach der Pleite des Handelskonzerns Arcandor vom Investor Sun Capital übernommene Frankfurter Traditionsfirma will ihre Artikel künftig nur noch über das Internet verkaufen, wie Neckermann.de am Freitag mitteilte. Das schrumpfende Katalog-Geschäft werde aufgegeben. Schon heute würden 80 Prozent der Umsätze online erwirtschaftet. „Die Zukunft des Versandhandels liegt im Internet. Dieser Entwicklung können wir uns nicht verschließen“, erklärte Vorstandschef Henning Koopmann. Ziel sei es, nachhaltig profitabel zu bleiben.
Die mangelnde Hinwendung zum Online-Handel galt seinerzeit als ein Grund für das Aus der ehemaligen Schwesterfirma Quelle, die inzwischen abgewickelt wurde.
„Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss das Unternehmen die bestehende operative Infrastruktur anpassen“, sagte auch Paul Daccus, Manager beim Neckerman-Eigner Sun. „Dazu wird die Unterstützung verschiedener Parteien erforderlich sein.“ Die britische Immobiliengesellschaft Segro teilte dazu mit, Neckermann wolle Mieten neu aushandeln. Nähere Angaben dazu machten Segro nicht. Neckermann wollte sich nicht dazu äußern.
Insgesamt sollen im Rahmen der Ausrichtung auf den Internet-Handel knapp 1400 Arbeitsplätze wegfallen. Der Großteil - rund 1000 Stellen – entfalle auf den Bereich Einkauf mit dem Schwerpunkt Textil sowie auf die dafür notwendige Logistik.
Die Gewerkschaft Verdi fühlt sich von den Umbauplänen überrumpelt. „Die Beschäftigten wurden kalt erwischt und sind geschockt“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sie kämen auch für die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat völlig überraschend. „Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist ein harter Schlag und in der Dimension völlig unerwartet.“ Besonders hart treffe es die Beschäftigten des Logistik-Bereichs. „Die Geschäftsführung will dort sämtliche 870 Arbeitsplätze streichen. Dieser Kahlschlag ist eine soziale Katastrophe.“ (rtr)