Der angeschlagene Versandhändler will 1380 von 2500 Jobs streichen. Doch im Textilbereich sieht der Betriebsrat gerade die Kernkompetenz.

Frankfurt/Main. Der Betriebsrat des angeschlagenen Versandhändlers Neckermann.de hat ein erstes grobes Konzept zum Erhalt Hunderter Arbeitsplätze vorgelegt. Entgegen den Plänen der Geschäftsleitung müsse an einem eigenen Textilangebot festgehalten werden, sagte Betriebsratschef Thomas Schmidt am Freitag in Frankfurt. Zusätzlich könne das Logistikzentrum in Frankfurt zum Online-Dienstleister für stationäre Textilketten werden, die bislang noch schwach im boomenden Internethandel vertreten seien. Die Geschäftsleitung sagte am Nachmittag eine Prüfung der Vorschläge zu.

Neckermann verfüge über entsprechende Sachanlagen und Know-how, meinte Betriebsrat Schmidt, der gleichzeitig auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist. Waren auspacken, versenden, Retouren abwickeln, mit den Kunden telefonieren – das alles gehöre bereits zum Kerngeschäft von Neckermann und könne anderen Händlern als Dienstleistung angeboten werden, erklärte der wirtschaftliche Berater der Arbeitnehmervertretung, Günter Stolz. Diese sparten Kosten zum Aufbau eigener Strukturen und Prozesse. Zur genaueren Ausarbeitung sollte im Aufsichtsrat des Unternehmens um einen zeitlichen Aufschub von sechs Wochen geworben werden.

+++ Versandhändler Neckermann will etliche Stellen streichen +++

Das Management des Frankfurter Traditionsunternehmens hatte hingegen in der vergangenen Woche angekündigt, den Textilbereich aufzugeben und künftig stärker auf die Internet-Wachstumsbereiche Technik und Möbel zu setzen. Das Textilangebot solle auf Markenprodukte externer Partner reduziert werden. Dem Umbau sollen 1380 von rund 2500 Stellen zum Opfer fallen, das Zentrallager in Frankfurt soll zum Jahresende komplett geschlossen werden.

Neckermann.de müsse im wachsenden Online-Markt für Textilien mit eigenen Angeboten präsent bleiben, verlangte Schmidt. Ein Verzicht auf dieses Sortiment werde auch für sinkende Besucherzahlen auf der Onlineseite führen, was sicherlich nicht im Sinne des US-Investors Sun Capital sein könne, der Neckermann aus dem untergegangenen Arcandor-Reich gekauft hatte.

Unterstützung signalisierten die Arbeitnehmer hingegen für den Plan, die dicken Kataloge aufzugeben. Print-Prospekte müssten künftig witziger, mobiler und flexibler das Online-Angebot unterstützen. (dpa/abendblatt.de)