Der Kampf um Abfindungen und Perspektiven wird härter. Die Beschäftigten drohen dem Versandhandel mit weiteren Arbeitsniederlegungen.
Frankfurt/Main. Mit einem zunächst auf zwei Tage begrenzten Streik hat die Gewerkschaft Verdi das Zentrallager des Versandhändlers Neckermann lahmgelegt. „Da gehen heute keine Waren rein und keine raus“, sagte der Frankfurter Gewerkschaftssekretär Wolfgang Thurner am Montag. Zur Frühschicht hatten die ersten Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt, um Geschäftsführung und den Finanzinvestor Sun Capital zu Verhandlungen über einen Sozialplan zu zwingen. Die rund 350 Streikenden versammelten sich zu einem Demo-Zug und wurden am Nachmittag vom neuen Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann empfangen.
Der einst äußerst erfolgreiche Versandhändler Neckermann will zum Jahresende den Eigenhandel mit Textilien sowie das Frankfurter Zentrallager aufgeben. Dem Schnitt sollen bundesweit 1380 von gut2400 Vollzeitstellen zum Opfer fallen, die weitaus meisten davon in der Frankfurter Zentrale. Knapp jeder zweite Mitarbeiter in dem Unternehmen ist nach Verdi-Angaben Mitglied der Gewerkschaft. Verdi fordert einen Sozialtarifvertrag mit Abfindungen. Ein Gespräch mit der Geschäftsführung und dem Eigentümer Sun Capital war am Freitag ergebnislos verlaufen und auch eine weitere Frist war verstrichen.
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„Eine stoische Verweigerung wie sie die Arbeitgeberseite praktiziert, war noch nie von Erfolg gekrönt“, erklärte Thurner. Die Geschäftsführung sondiere zwar, sei bislang aber weiterhin nicht bereit, an die teils langjährigen Beschäftigten Abfindungen zu zahlen. Der Verdi-Bundesvorstand habe bereits grünes Licht für einen unbefristeten Streik gegeben, man wolle aber der Gegenseite noch die Möglichkeit zum Einlenken geben. Nach dem zweiten Streiktag am Dienstag werde es zunächst eine Pause zum Nachdenken geben. Neckermann lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Streikenden erhielten Unterstützung von anderen DGB-Gewerkschaften sowie Landes- und Kommunalpolitikern. In einer Resolution verlangen sie für die Betroffenen eine Chance auf den Übergang in eine neue Arbeit. Nach den Regeln der Sozialen Marktwirtschaft müsse das notwendige Geld für Abfindungen und eine Transfergesellschaft zur Verfügung gestellt werden, erklärten unter anderem der Frankfurter Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) und die SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Grumbach, Petra Fuhrmann und Andrea Ypsilanti. Auch kirchliche Organisationen schlossen sich an. (dpa)