Ob der EU-Kommission das reichen wird, wird sich spätestens Anfang 2012 zeigen. Die Prüfungsfrist verlängert sich durch die neuen Vorschläge.

Frankfurt/New York. Einlenken für die Megafusion: Deutsche Börse und NYSE Euronext sind bei ihrem Zusammenschluss zum weltgrößten Börsenbetreiber zu Zugeständnissen an die Wettbewerbshüter bereit. Die Amerikaner seien gewillt, ihr gesamtes Europa-Geschäft mit Derivaten auf Einzelaktien abzugeben, teilte die Deutsche Börse am Freitag in Frankfurt mit. Konkurrenten sollen bei europäischen Zins- und Aktienindex-Derivaten einen Zugang zu den Systemen der fusionierten Börse erhalten. Die Entscheidung der EU-Kommission dürfte sich jetzt ins neue Jahr verschieben. Die Prüfungsfrist verlängert sich durch die neuen Vorschläge den Angaben zufolge bis 23. Januar 2012. Eigentlich wollten Deutsche Börse und NYSE Euronext ihren Zusammenschluss spätestens Ende 2011 unter Dach und Fach haben.

Die Aktie der Deutschen Börse legte nach einem tiefroten Start über den Tag hinweg kräftig zu. Am Nachmittag war sie mit einem Plus von 4,02 Prozent mit Abstand Spitzenreiter im Dax. Die EU-Kommission als oberste Kartellbehörde hatte Bedenken gegen die geplante Fusion angemeldet. Vor einigen Wochen hatte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia die Sorge geäußert, dass die neue Super-Börse den Derivatemarkt in Europa monopolisieren könnte. Brüssel wird den Zusammenschluss nach früheren Angaben aus EU-Kreisen deshalb wohl nur unter Auflagen genehmigen.

+++ EU will Fusion mit NYSE bis Dezember prüfen +++

+++ Deutsche Börse vor Megafusion mit NYSE Euronext +++

+++ Die Mega-Hochzeit der Börsen steht bevor +++

Dazu machen die Fusionspartner nun Vorschläge. Der Verkauf des NYSE-Europageschäfts mit Derivaten auf Einzelaktien soll die Abwicklungssparte Bclear einschließen, ausgenommen das Optionsgeschäft in ihren Heimatmärkten. Dort würde die Deutsche Börse sich von ihren entsprechenden Bereichen trennen.

Derivate sind Finanzgeschäfte, die von einem sogenannten Basiswert abgeleitet sind (lat. derivare, ableiten). Dieser Wert kann eine Aktie, eine Währung oder ein Rohstoff sein. Die Grundidee des Derivats ist es, unerwünschte Kursentwicklungen des Basiswerts mit einer Art Gegengeschäft abzufedern. Mit Derivaten kann auch spekuliert werden. (dpa)