Die Reederei feiert ihr 140. Jubiläum mit einer Ausstellung im Internationalen Maritimen Museum. Es gab Erfolge und Tragödien.
Hamburg. Krisen hat die Traditionsreederei Hamburg Süd in ihrer Geschichte oft erlebt. Auch zum 140. Jubiläum bleibt das Unternehmen davon nicht verschont. "Die Achterbahnfahrt, auf der sich unsere Branche seit dem Jahr 2008 befindet, ist wertevernichtend für viele Reedereien", sagte Ottmar Gast, 58, Chef von Hamburg Süd, am Montagabend bei der Eröffnung einer Ausstellung über die Reederei im Internationalen Maritimen Museum.
Ohne Namen anderer Schifffahrtsunternehmen zu nennen, kritisierte er den aktuellen Preiskampf zwischen den Marktführern in der Containerschifffahrt, Maersk und MSC, mit deutlichen Worten: "Das Jagen nach Marktanteilen scheint bei einigen Reedereien den Blick auf die Gewinnsituation zu trüben. Es muss wohl erst wieder so weit kommen, dass manche Schifffahrtsunternehmen an ihre Grenzen stoßen, bevor es zu Preiskorrekturen kommt."
Hamburg Süd zählt nach eigenen Angaben zu den 15 führenden Reedereien in der Container-Linienschifffahrt. Die Preiskämpfe zwischen den größeren Anbietern Maersk und MSC, an denen sich auch andere Reedereien beteiligen, finden hauptsächlich auf den Verkehren zwischen Asien und Europa sowie zwischen Asien und den USA statt. Hamburg Süd konzentriert sich zwar vor allem auf die Nord-Süd-Routen, etwa zwischen Europa und Südamerika oder von Asien nach Australien und Neuseeland. Doch kann sich auch die Reederei, die zur Bielefelder Oetker-Gruppe gehört, dem Abwärtstrend in der Branche nicht entziehen. Die Frachtraten, die Transportpreise für die Container, seien teilweise wieder so niedrig wie Mitte 2009 während der zurückliegenden Weltwirtschaftskrise.
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Das schlage sich auch in der diesjährigen Bilanz von Hamburg Süd nieder, sagte Gast, obwohl die Reederei ihren Containerumschlag auf 3,2 Millionen Standardeinheiten (TEU) gegenüber 2,9 Millionen TEU im vergangenen Jahr wird steigern können. "Unsere Eigner erwarten grundsätzlich, dass wir unsere Anschaffungen aus dem laufenden Geldfluss finanzieren", sagte der Reedereichef. "Das ist in diesem Jahr nicht der Fall."
Noch im vergangenen Jahr hatte Hamburg Süd mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro und einem nicht bezifferten, aber laut Gast "deutlichen" Gewinn eines seiner besten Geschäftsjahre verzeichnet. Angesichts des wieder anziehenden Welthandels erwartete man in der Hamburger Zentrale auch für 2011 ein gutes Ergebnis. Doch die Branche entwickelte sich anders.
Dennoch gab sich Gast vor rund 100 Gästen im Internationalen Maritimen Museum optimistisch. Zweimal habe die Reederei nach den beiden Weltkriegen jeweils ihre komplette Flotte verloren. Die Geschichte des Unternehmens war stürmisch und wechselhaft. Im Eigentum der Bielefelder Industriellenfamilie Oetker allerdings entwickelte sich Hamburg Süd seit dem Zweiten Weltkrieg stetig aufwärts, durch Übernahmen anderer Reedereien ebenso wie durch organisches Wachstum bei den Schiffsverkehren.
Elf Hamburger Kaufleute und Reeder hatten Hamburg Süd am 4. November 1871 gegründet, um die Südamerikafahrt aufzubauen. Zunächst engagierte sich das neue Schifffahrtsunternehmen im Frachtgeschäft, nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts folgte die große Zeit der Passagierschifffahrt zwischen Europa und Südamerika.
Das Unternehmen verbuchte große Erfolge, die von Tragödien überschattet wurden, vor allem dem Untergang der "Cap Arcona" in der Neustädter Bucht. Britische Jagdbomber versenkten das Passagierschiff am 3. Mai 1945 kurz vor Kriegsende. Die SS hatte an Bord 4600 Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme zusammengepfercht, von denen die meisten ums Leben kamen.
Nach dem Krieg baute Hamburg Süd erneut eine Frachtflotte auf und engagierte sich seit Beginn der 1970er-Jahre vor allem in der boomenden Containerlogistik. Heute betreibt die Reederei mit rund 4000 Mitarbeitern mehr als 100 Schiffe in 44 Liniendiensten. "In zehn Jahren werden wir uns wiedertreffen", sagte Gast, "und unser 150. Jubiläum feiern."