Teurer Kraftstoff belastet. Die Reederei fährt einen Umweg von knapp 2000 Kilometern nach Japan, um die Sicherheit der Besatzung zu garantieren.
Hamburg. Nach dem Atomunfall von Fukushima hat die Reederei Hamburg Süd den Kurs ihrer Schiffe in die Häfen von Yokohama und Tokio geändert. "Die Frachter von fünf Diensten nähern sich jetzt 1000 Kilometer weiter südlich dem Land und nehmen einen Umweg von knapp 2000 Kilometern in Kauf, um die Sicherheit der Besatzungen und der Ladung zu garantieren", sagte der stellvertretende Sprecher der Reederei-Geschäftsführung, Joachim A. Konrad, gestern in Hamburg. Weht der Wind von dem Atomkraftwerk Richtung Süden, laufen die Schiffe einen koreanischen Hafen an. Dies war bisher bei drei von 20 Anläufen nötig. Dazu wurden rund 60 Container, die sich weniger als 100 Kilometer von dem Kraftwerk befunden hatten, aus dem Verkehr gezogen. An Bord sei aber bisher keine überhöhte Strahlung festgestellt worden, so Konrad. Klar ist: Die Frachter laufen auf ihrem Kurs nicht Hamburg an. Hamburg Süd verbindet Japan mit Südamerika, Asien, Australien und Neuseeland.
Die Kosten für die Vorsichtsmaßnahmen sind noch nicht berechnet. Entscheidend dafür, dass die Reederei für 2011 ein schwächeres Ergebnis erwartet als 2010, sind aber andere Faktoren. Zwar geht Reederei-Chef Ottmar Gast für dieses Jahr von einem weltweiten Plus von acht bis zehn Prozent bei den Containertransporten aus. Doch die Konkurrenz durch Großreedereien, die ansonsten auf den Ost-West-Routen unterwegs sind, wird für Hamburg Süd schärfer. Hintergrund: Vor allem asiatische Reedereien, die Containerriesen einsetzen, schicken kleinere Schiffe nun auch auf Routen nach Südamerika. Dies führe zu Überkapazitäten und bringe die Frachtraten, den Preis für den Transport der Container, unter Druck, sagte Gast. Dazu kommen steigende Energiekosten. So hat sich der Preis für eine Tonne Treibstoff seit 2010 um 150 auf gut 600 Dollar pro Tonne erhöht. Für Hamburg Süd wird dies die Jahresrechnung für 2011 von 920 Millionen auf 1,15 Milliarden Dollar erhöhen. "Noch im Oktober haben wir erwartet, dass sich die Lage besser entwickelt", sagte Gast. Nach dem leichten Verlust im Krisenjahr 2009 werde die Reederei aber in jedem Fall auch 2011 schwarze Zahlen schreiben.
Kostensenkungen sollen nun mit den von 21 auf jetzt 17 bis 18 Knoten (rund 32 km/h) verringerten Geschwindigkeit sowie durch den Einsatz von Schiffen erreicht werden, die immer mehr Boxen tragen können. So hat Hamburg Süd jetzt ihre bisher größten Containerfrachter bestellt. Ende 2013/Anfang 2014 soll die koreanische Hyundai Werft sechs Schiffe mit jeweils 9600 Stellplätzen für Standardcontainer (TEU) liefern. Dazu sind vier weitere Optionen vereinbart. Damit dürfte der Auftrag ein Volumen von mehr als einer Milliarde Dollar haben. Die Frachter werden auch Hamburg anlaufen.
Mit den Neubauten bleibt die Reederei auf Wachstumskurs. Für 2011 peilt Gast trotz der Risiken ein Transportvolumen von knapp 3,3 Millionen TEU an. Um den Zuwachs bewältigen zu können, sollen 2011 weltweit 400 Mitarbeiter eingestellt werden. Etwa 70 von ihnen sind für Hamburg vorgesehen, wo 700 der 4099 Beschäftigten arbeiten.
2010 war für Hamburg Süd ein Rekordjahr. In der Linienschifffahrt erhöhte sich das Transportvolumen gegenüber dem Krisenjahr 2009 um 23 Prozent auf 2,9 Millionen TEU und lag sogar um acht Prozent über dem Wert von 2008. Der Erlös stieg um 45 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Die Massengut- und Tankerschifffahrt mitgerechnet, legte der Umsatz im Jahresvergleich um 39 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu. Das entspricht 47 Prozent des Umsatzes der Oetker-Gruppe, zu der die Reederei zählt. Den Gewinn gibt Hamburg Süd nicht bekannt. Nur so viel verriet Gast: "Er lag 2010 im deutlich dreistelligen Millionenbereich."