Vor gut zweieinhalb Jahren atmete Hamburg auf. Hapag-Lloyd wurde nicht nach Singapur verkauft. Eine Hamburger Investorengruppe und die Stadt retteten die Traditionsreederei. Am Ballindamm knallten die Champagnerkorken. Politik und Wirtschaft frohlockten. Es war einmal.
Seitdem hat Hapag-Lloyd turbulente Zeiten hinter sich. Wegen der Finanzkrise musste die Reederei staatliche Bürgschaften beantragen und ein Sparprogramm auflegen. Nach einer Phase der Stabilisierung droht nun die nächste Krise. Sinkende Frachtraten, starke Konkurrenz und ein schwacher Dollar belasten die Geschäfte. Und der Großaktionär TUI will den Anteil an der Reedereitochter lieber heute als morgen losschlagen. Doch ein Verkauf in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dürfte kompliziert werden.
Weder ein Börsengang noch der Einstieg eines Finanzinvestors als Minderheitsaktionär sind derzeit realistische Szenarien. Wer würde derzeit mit Blick auf die abstürzenden Kurse Aktien von Hapag-Lloyd kaufen? Und welcher Finanzinvestor will sich mit den anderen mächtigen Anteilseignern bei Hapag-Lloyd über den richtigen Weg durch das ökonomische Gewitter streiten, welches gerade heraufzieht?
Am Ende werden wohl die heutigen Eigner rund um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die Stadt Hamburg der TUI ihre Anteile abkaufen müssen. Denn sollten sie sich nicht zu diesem Schritt durchringen, könnte die Mehrheit doch noch an einen ausländischen Investor fallen. Aber genau das sollte mit der Hamburger Lösung vor zweieinhalb Jahren verhindert werden.