Viele Firmen bangen einer Analyse zufolge um das Weihnachtsgeschäft. Wirtschaftsinstitute rechnen mit magerem Wachstum 2012.

Stuttgart. Im Einzelhandel wächst die Sorge um das bevorstehende Weihnachtsgeschäft: Zwei Drittel der Händler gehen davon aus, dass die eingetrübten Konjunkturaussichten und die Turbulenzen an den Aktienmärkten die Konsumlust der Verbraucher dämpfen werden, fand die Beratungsgesellschaft Ernst & Young in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage unter 120 Unternehmen heraus.

Sofern sich aber die Schuldenkrise nicht weiter zuspitze und keine deutlich negativen Folgen für die Realwirtschaft sichtbar würden, sei ein Weihnachtsgeschäft auf Vorjahresniveau wahrscheinlich, erklärte Handelsexperte Thomas Harms. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwarteten den gleichen Umsatz wie im Weihnachtsgeschäft 2010, fast ein Drittel sogar einen Zuwachs und nur 12 Prozent einen Rückgang.

Unterhaltungselektronik wird auch im Weihnachtsgeschäft 2011 als „Renner“ gesehen, berichtete Harms weiter. Gut jeder vierte Händler erwarte steigende Umsätze bei Fernsehern, Smartphones und anderen elektronischen Geräten. Schon im Vorjahr waren die Erwartungen des Handels bei Unterhaltungselektronik am größten. Dann hatte allerdings sehr schlechtes Wetter dem deutschen Einzelhandel Umsatz gekostet.

Zwar blicke die Branche weiterhin positiv in die Zukunft, aber die Erwartungen seien heruntergeschraubt worden, heißt es bei Ernst & Young weiter. Bei der Umfrage im September gingen 34 Prozent von einer leichten Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten aus. Bei der Umfrage im März waren es noch 50 Prozent. Deutliche Umsatzzuwächse erwartet nun nur noch 2 statt 8 Prozent.

Belastend wirkten derzeit auch steigende Energiepreise. „Was der Verbraucher an der Tankstelle zusätzlich zahlt, kann er nicht mehr im Kaufhaus ausgeben“, meinte Harms. Die Händler stellten sich daher zu Recht auf schwierigere Zeiten ein. Die Branche werde wohl mit einem kleinen realen Umsatzplus im Gesamtjahr 2011 zufrieden sein. Ein Einbruch beim Weihnachtsgeschäft könnte die Jahresbilanz allerdings verhageln.

Als krisensicher gelte das Internetgeschäft. Mehr als jeder dritte Händler bewerte die Aussichten im Onlinebereich als sehr gut. Das Beschäftigungswachstum des Einzelhandels insgesamt schwäche sich ab. So wollen 22 Prozent der Händler zusätzliche Mitarbeiter in den kommenden sechs Monaten einstellen. Im März waren es noch 41 Prozent. Nur vier Prozent der Unternehmen planten einen Stellenabbau.

Der Branchenverband HDE hatte bereits vor drei Wochen davor gewarnt, dass die Euro-Schuldenkrise den deutschen Verbrauchern die Kauflaune gründlich verderben könnte. „Im Einzelhandel steht die Sorge um die Euro-Schuldenkrise ganz oben auf der Liste potenzieller Konsumkiller“, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zur Umfrage des Handelsverbandes Deutschland ((HDE) unter 500 Unternehmen.

„FAZ“: Wirtschaftsinstitute rechnen mit magerem Wachstum 2012

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer harten konjunkturellen Bremsung – damit rechnen laut Zeitungsbericht die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten für die Bundesregierung. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag) berichtet, erwarten die Institute in ihrer Prognose ein mageres Wachstum von 0,8 Prozent im kommenden Jahr. Damit sind sie im Vergleich mit anderen Prognosen eher skeptisch.

Im laufenden Jahr werde die Wirtschaft laut Herbstgutachten noch um insgesamt 2,9 Prozent wachsen, weil der Start sehr gut war, berichtet die „FAZ“. Inzwischen belasteten jedoch die weltwirtschaftliche Abkühlung sowie die Unsicherheit wegen der Schuldenkrise. Der Arbeitsmarkt werde von der konjunkturellen Flaute aber kaum berührt, sofern die Krise nicht eskaliere. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die führenden Institute für das nächste Jahr noch mit einem Zuwachs von 2,0 Prozent gerechnet.

Die Institute üben laut Zeitung in ihrem Herbstgutachten scharfe Kritik an der zögerlichen und widersprüchlichen Politik der europäischen Regierungen in der Euro-Schuldenkrise. Diese hätten immer noch kein Rezept, um der Krise Herr zu werden. Eine entscheidende Frage sei auch die Rekapitalisierung von Banken. Die Politik habe viel zu lange kein Rezept dafür entwickelt.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das nicht am Herbstgutachten beteiligt ist, hatte vor kurzem seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2012 von 1,8 auf 1 Prozent korrigiert. Eine Rezession stehe aber nicht bevor. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Ende September seine Prognose für das Wachstum 2012 in Deutschland um 0,7 Punkte auf 1,3 Prozent gesenkt.

(dpa/abendblatt.de)