Mittwoch präsentierte Amazon sein Tablet der Öffentlichkeit. Niedriger Preis und einfache Bedienung machen es zu ernsthaftem iPad-Rivalen.
New York. Amazon sorgt mit dem Einstieg ins Tablet-Geschäft für Aufsehen in den USA - deutsche Kunden werden sich vorerst mit einem neuen Kindle-Lesegerät zufriedengeben müssen. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft bringt der weltgrößte Online-Einzelhändler am 12. Oktober einen neuen Kindle-Reader für 99 Euro auf den Markt. Er hat erstmals eine deutsche Menüführung, die bisher typische Tastatur ist verschwunden. Auch das sorgt dafür, dass das neue Gerät bei der gleichen Bildschirm-Diagonalen von 15 Zentimetern rund 18 Prozent kleiner geworden ist, wie Amazon betont. Der neue Kindle kann bereits vorbestellt werden.
Der Schwarz-Weiß-Bildschirm basiert wieder auf E-Ink-Technologie - Amazon wirbt aber damit, dass das Display weiter verbessert wurde. Es sei jetzt noch kontrastreicher und spiegele auch bei hellem Sonnenlicht nicht. Die Zahl der deutschsprachigen Titel in Amazons Kindle Store sei von 25 000 beim Deutschland-Start im Frühjahr auf 40 000 gestiegen. Von den aktuellen 100 «Spiegel»-Bestsellern seien 83 für den Kindle verfügbar.
In den USA bietet Amazon diese Version des Kindle sogar schon ab 79 Dollar an - allerdings liegt das daran, dass auf die Geräte Werbung aufgespielt wird. Amerikanische Kunden werden demnächst auch weitere E-Ink-Kindle nutzen können, die man wie einen Touchscreen mit dem Finger bedienen kann. Wann der Kindle Touch nach Deutschland kommt, ist unklar. Auch für das am Mittwoch vorgestellte Tablet Kindle Fire gibt es keinen internationalen Starttermin.
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Das iPad ist rund eineinhalb Jahre nach dem Marktstart nach wie vor das Maß aller Dinge im Tablet-Geschäft. In den vergangenen Monaten kamen zwar viele konkurrierende Geräte heraus, doch Apple hält nach Einschätzung von Experten immer noch rund drei Viertel des Marktes. Die Analysten von Gartner erwarteten zuletzt, dass das iPad auch in den kommenden Jahren noch den Markt anführen wird.
Für die iPad-Rivalen sah es bisher schlecht aus. Mit dem TouchPad von Hewlett-Packard wurde zuletzt ein iPad-Herausforderer nach nur wenigen Wochen auf dem Markt aus dem Verkehr gezogen. Zugleich zeigte der reißende Ausverkauf der Restbestände für 99 Dollar, dass die Verbraucher nach einem günstigen Tablet lechzen. Auch das Playbook des Blackberry-Anbieters Research In Motion verkauft sich laut Medienberichten schlecht. Etwas besser läuft es für die vielen Android-Tablets, allerdings wurde keines davon auch nur annähernd zu einem Verkaufshit wie das iPad. Zudem schießt Apple mit Ideenklau-Vorwürfen vor allem gegen Samsung.
Amazon hat aber etwas, was andere Konkurrenten nicht haben – eine ähnlich starke Inhalte-Plattform wie Apples iTunes Store. Der Online-Händler hat in den vergangenen Jahren seine Palette an online verfügbaren Inhalten Schritt um Schritt ausgebaut. Allerdings blieben einige Angebote wie der Dienst zum Speichern von Musik in der Internet-Cloud, die Film-Downloads oder die Plattform für Android-Apps bisher US-Kunden vorbehalten. Oft verzögern komplexe Verhandlungen mit Rechteinhabern einen internationalen Start, so kam zum Beispiel auch Amazons Kindle deutlich später nach Europa.
In Deutschland startete ein vollwertiges Kindle-Angebot erst im April. Seitdem sei die Zahl der deutschen Buchtitel von 25 000 auf 40 000 gewachsen, sagte Deutschlandchef Ralf Kleber der dpa. Absatz- Zahlen nennt das Unternehmen weiterhin nicht. Die US-Faustregel, dass ein Kindle-Nutzer drei Mal soviele Bücher kaufe, gelte aber auch hier, sagte Kleber. In den USA setzt Amazon vier Jahre nach dem Kindle-Start mehr elektronische als herkömmliche Bücher ab.
Amazon-Chef Jeff Bezos stellte am Mittwoch zudem ein neues Kindle-Lesegerät für elektronische Bücher mit einem Schwarz-Weiß-Bildschirm vor, das man ebenfalls mit dem Finger steuern kann. Das „Kindle Touch“ soll 99 Dollar kosten, mit Mobilfunk-Verbindung 149 Dollar. Einen gewöhnlichen Kindle-Reader gibt es jetzt für nur noch 79 Dollar. Der deutlich niedrigere Preis im Vergleich zu den 99 Euro in Deutschland wird dadurch erreicht, dass die Kunden Werbung angezeigt bekommen.
Während Amazon-Chef Bezos die Kindle-Erfolge feiern ließ, protestierte draußen ein Häufchen Einzelhändler. Der weltgrößte Versandhändler missbrauche seine Marktmacht, hieß es von der Initiative „Stand with Main Street“.
Mit Material von dpa