Die Auswirkungen der Katastrophe in Japan sind auch in Deutschland spürbar: IT-Firmen und Einzelhandel stehen vor Lieferengpässen.

Köln. Gut zweieinhalb Monate nach dem verheerenden Erdbeben in Japan machen sich die wirtschaftlichen Folgen auch bei Technologie-Unternehmen und im Elektronikhandel in Deutschland langsam bemerkbar. Nach einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom verzeichnen 42 Prozent der IT-Firmen, die Produkte oder Bauteile aus Japan beziehen, Lieferengpässe.

Ein Fünftel erwartet, dass es in den kommenden Wochen zu Engpässen kommt. Dennoch: „Für die Verbraucher werden die Auswirkungen bis auf weiteres kaum spürbar sein“, versichert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Allerdings müssten Kunden in Einzelfällen möglicherweise auf vergleichbare Produkte ausweichen.

„Die globale Lieferkette bei der Herstellung von Hightech-Produkten ist nach wie vor an einigen Stellen gestört“, erläutert Rohleder. Probleme gebe es vor allem bei elektronischen Bauteilen, Halbleitern, Chips und Festplatten. Fast ein Fünftel der befragten IT-Unternehmen verzeichnet mittlerweile Preissteigerungen beim Bezug solcher Komponenten.

Die deutsche Elektroindustrie spürt nach Angaben des Fachverbands ZVEI die Auswirkungen der Katastrophe beim Handelsverkehr mit Japan. Im März sind die Exporte dorthin im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp drei Prozent gesunken, die Importe gingen um ein Zehntel zurück.

Die Elektronik-Handelsverbünde ElectronicPartner (EP) und Euronics bemerken erste Auswirkungen der Japan-Katastrophe bei Digitalfotografie und Multimedia. Hier gebe es Lieferengpässe und damit Wartezeiten, berichtet EP-Chef Jörg Ehmer.

Die übrigen Warengruppen seien aber nicht betroffen. „Unsere Lager sind gut gefüllt“, sagt Ehmer. Media-Saturn dagegen merkt nach Angaben einer Sprecherin bislang noch nichts von Lieferengpässen. „Das mag vielleicht einzelne Produkte betreffen, aber generell haben wir bisher keine Schwierigkeiten.“

Auch der Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) in Köln beruhigt. Er rechne bei Kameras nicht mit einer Verschlechterung der aktuellen Situation, sagt Geschäftsführer Willy Fischel. Viele Händler hätten sich unmittelbar nach der Katastrophe mit Waren eingedeckt und die Lagerbestände aufgefüllt. Deshalb sei „die Warenverfügbarkeit im Facheinzelhandel kurz- und mittelfristig nicht gefährdet“. Eine langfristige Prognose wage er aber nicht, betont Fischel: „Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“

Der Photoindustrie-Verband sieht „einige marginale Engpässe in wenigen Produktbereichen“. „Bei einzelnen Objektiven oder Kameras kann es zu Lieferverzögerungen kommen, vielleicht auch bei neuen Produkteinführungen“, sagt Sprecherin Constanze Clauß. „Aber die großen Engpässe, wie viele sie anfangs befürchtet haben, sind nicht eingetreten.“

Zahlreiche Elektronik-Hersteller in Japan hätten sich schneller als gedacht auf die Situation eingestellt und zum Beispiel ihre Lieferwege geändert. „Prinzipiell sieht es gut aus.“ Und wenn jemand tatsächlich auf seine Wunschkamera etwas warten muss? „Dann ist die Vorfreude umso größer“, sagt Clauß schmunzelnd.