Vertreter verhandeln mit China auch um die Beteiligung an italienischen Unternehmen. Ausweitung des Sparpakets wird debattiert.
London. Offenbar wollen die Chinesen massive Staatsanleihen des hochverschuldeten Italiens übernehmen. Medienberichten zufolge gibt es bereits seit Wochen intensive Verhandlungen. So gab es mehrere Treffen mit Vertretern chinesischer Investmentfonds, auch um über eine Beteiligung an führenden Unternehmen des Euro-Landes zu verhandeln. Die „Financial Times Deutschland“ berichtet unter Berufung auf italienische Regierungskreise, dass Lou Jiwei der Vorsitzende der China Investment Corporation – eines der weltweit größten Investmentfonds – in der vergangenen Woche mit Italiens Finanzminister Giulio Tremonti zusammenkam. Im Fokus der Verhandlungen stand die Beteiligung an italienischen Unternehmen. Weitere Teilnehmer der bislang öffentlich nicht bekannten Zusammenkunft: Vertreter der Cassa Depositi e Prestiti – einer staatlichen Institution, die für den Zugang von ausländischen Investoren an strategischen Beteiligungen in Italien zuständig ist.
Auch vor zwei Wochen soll es eine interne Gesprächsrunde gegeben haben: Dort hätten Vertreter der italienischen Regierung in Peking Gespräche mit mehreren staatlichen Stellen geführt, die für die Verwaltung der chinesischen Devisenreserven mit einem Volumen von etwa 3,2 Billionen US-Dollar zuständig sind. Zuvor habe es im August Gespräche zwischen chinesischen Investoren und dem Chef der italienischen Schuldenverwaltung, Vittorio Grilli, gegeben. Laut Regierungskreisen soll es in näherer Zukunft weitere Treffen geben, berichtet die „Financial Times“ weiter. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich chinesiche Investoren massiv in europäische Staatsanleihen engagieren. In Griechenland investierten sie Milliarden.
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Italien leidet unter einer hohen Staatsverschuldung. Im laufenden Jahr erwarten Experten einen Anteil der Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt von 120 Prozent. Der Maastricht-Vertrag sieht nur eine Schuldenobergrenze eines Mitgliedslandes der Eurozone von 60 Prozent an der Wirtschaftsleistung eines Jahres vor. Neben den chinesischen Investoren plant Italien aber auch, weitere Sparmaßnahmen durchzudrücken.Dazu soll in den nächsten Tagen im Parlament deabttiert werden, sagte Finanz-Staatssekretär Alberto Giorgetti am Dienstag in Rom. Gegenstand der Beratungen sei dann auch, was die Regierung tun könne, um die Wirtschaft anzukurbeln. „Die erste große Frage ist Wachstum“, sagte Giorgetti. „Das ist ein Thema auf der Agenda.“ Das von der Regierung bereits beschlossene und vom Senat verabschiedete Sparpaket soll im Lauf der Woche auch im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden.
Das bisherige Sparpaket ist 54 Milliarden Euro schwer und sieht einen ausgeglichenen Haushalt bis 2013 vor. Italien ist nach Griechenland innerhalb der Eurozone das Land mit der höchsten Staatsverschuldung. Im Zuge der Griechenland-Krise ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion zunehmend ins Visier der Finanzmärkte geraten. Die Regierung steht in der Kritik der Europartner, nicht beherzt genug gegen die Schulden vorzugehen.