Dabei ginge es nur um eine Beteiligung an der italienischen Industrie. Verkauf von Staatsanleihen nach China sei angeblich nicht geplant.
Rom. Das unter einer großen Schuldenlast ächzende Italien sucht Hilfe in China, will der aufstrebenden Wirtschatsmacht aber nach Angaben aus Regierungskreisen keine Staatsanleihen verkaufen. Es sei bei dem Treffen von Finanzminister Giuoio Tremonti und Vertretern aus China in der vergangenen Wochen vielmehr um eine Beteiligung der asiatischen Großmacht an der lahmenden italienischen Industrie gegangen. Der Ankauf italienischer Staatsanleihen habe dabei keine Rolle gespielt, hieß es am Dienstag aus den Kreisen. Sie traten damit Medienberichten entgegen, wonach die Regierung in Rom China um den Erwerb einer größeren Zahl italienischer Bonds gebeten hat.
Sollte sich das Land erneut am Finanzmarkt verschulden zeigte sich am Dienstag, dass viele Investoren einen großen Bogen um die Anleihen des Landes machen – Italien musste deshalb die höchsten Zinsen seit Bestehen des Euro in Kauf nehmen. Nach dem Hickhack der vergangenen Wochen stellte die Regierung in Rom weitere Einsparungen in Aussicht.
Italien ächzt unter einem Schuldenberg von rund 1,9 Billionen Euro. Deshalb sorgen die Probleme des Landes für besondere Unsicherheit: Eine Zahlungsnot der nach Deutschland und Frankreich drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone würde die Rettungsmechanismen überfordern.
Nach anfänglicher Erleichterung macht sich Skepsis breit
Ein Sprecher des Finanzministeriums in Rom bestätigte am Dienstag zwar die Gespräche mit China, wollte jedoch nichts zu deren Inhalt sagen. Die „Financial Times“ und das „Wall Street Journal“ berichteten übereinstimmend, dass Italien die Chinesen gebeten habe, seine Staatsanleihen in großem Stil zu kaufen. Die Nachricht machte den Finanzmärkten kurzfristig Hoffnung auf eine Eindämmung der Schuldenkrise. Der Euro legte deutlich zu.
Finanzprofis äußerten sich jedoch schon bald skeptisch über die Erfolgsaussichten – vor allem, weil in der Vergangenheit bereits mehrfach Berichte über ein Eingreifen Chinas in der Schuldenkrise kursierten. „Es ist nicht das erste Mal, dass der Markt auf eine Rettung durch China hofft“, erklärte Jeremy Batstone-Carr von Charles Stanley. China äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Das chinesische Außenministerium erklärte lediglich, die Regierung vertraue Europa bei der Bewältigung der Schuldenkrise. China verfügt über Devisenreserven von 3,2 Billionen Dollar, ein Viertel davon laut Expertenschätzung in Euro.
China hatte bereits im April signalisiert, verstärkt Schulden der unter Druck geratenen Euro-Länder aufkaufen zu wollen. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Die Volksrepublik gab aber an, Milliarden in Euro-Staatsanleihen investiert zu haben. Weil schätzungsweise ein Viertel der chinesischen Währungsreserven in Euro-Anleihen investiert sind, haben chinesische Politiker wiederholt ihre Unterstützung für die von der Schuldenkrise gebeutelte Währungsunion bekundet.
Anleger fordern von Italien Rekordzinsen
Die Europäische Zentralbank bemüht sich bereits seit rund einem Monat, mit dem umstrittenen Kauf italienischer Staatsanleihen die Zinsen für das Land auf einem erträglichen Niveau zu halten. Diese Hilfe trägt jedoch bislang kaum Früchte: Bei einer Kreditaufnahme im Volumen von vier Milliarden Euro verlangten Investoren am Dienstag eine Rendite von 5,6 Prozent - so viel wie noch nie seit Einführung des Euro. Zudem war die Nachfrage deutlich geringer als bei vorherigen Emissionen.
Unter den Investoren nahm die Enttäuschung über die andauernde Schuldenkrise weiter zu. „Die Märkte wollen endlich sehen, dass entschieden gehandelt wird und jemand Herr der Lage ist“, sagte Marc Ostwald von Monument Securities in London. Auch der Chef des größten italienischen Konzerns Fiat zeigte sich auf der Frankfurter Automesse besorgt: „Falls die falschen Entscheidungen getroffen werden, könnte das ganze System den Bach runtergehen.“
Berlusconi gelobt erneut Einsparungen
Ministerpräsident Silvio Berlusconi bemühte sich, die Märkte vom Sparwillen seiner Regierung zu überzeugen. Die Regierung sei entschlossen, bis 2013 einen ausgeglichen Haushalt zu erreichen. Hierzu werde das Parlament bereits am Mittwoch ein Sparprogramm verabschieden. Zudem suche die Regierung nach Möglichkeiten, gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu fördern. Das könnte auch dringend nötig sein: Viele Ökonomen fürchten bereits, dass ein ehrgeiziger Sparkurs die italienische Wirtschaft in eine tiefe Rezession treiben könnte und so den Schuldendienst weiter erschwert. Berlusconi hatte in den vergangenen Wochen das Sparpaket zunächst aufgeweicht und dann angesichts des wachsenden Drucks an den Märkten und der Partner-Länder wieder verschärft.
Unterdessen wurde aus Regierungskreisen bekannt, dass die Regierung mittlerweile auch den Verkauf von Immobilien erwägt, um die Staatsverschuldung abzutragen. Hierzu würden sich Vertreter der Regierung möglicherweise bereits in der kommenden Woche mit Investoren treffen.