Deutscher Leitindex fällt erstmals in 2011 unter 6000 Punkte. Dow Jones sinkt ebenfalls, Kurseinbrüche in Russland. Griechischer Aktienindex auf niedrigstem Stand seit 14 Jahren. Die aktuelle Entwicklung im Liveticker.

Tokio/Washington/Berlin. 19.32 Uhr: An der Athener Börse sind nach massiven Kursverlusten Leerverkäufe vorübergehend verboten. Ab Dienstag dürften für zwei Monate lang keine derartigen Geschäfte getätigt werden, kündigte die Börsenaufsicht des krisengeschüttelten Eurolandes am Montag an.

18.29 Uhr: Zu Börsenschluss in Frankfurt notierte der deutsche Aktien-Leitindex bei 5.923 Punkten und damit nochmals gut fünf Prozent leichter als am Freitag.

18.15 Uhr: Deutsche Staatsanleihen haben von abermals sehr schwachen Aktienmärkten profitiert. Nach einer zunächst leichteren Tendenz am deutschen Rentenmarkt legte der richtungweisende Euro-Bund-Future bis zum Montagabend kräftig um 0,62 Prozent auf 133,18 Punkte zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank auf 2,28 Prozent.

18.06 Uhr: Die Kursverluste an der Wall Street haben sich massiv ausgeweitet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel um 2,5 Prozent auf 11.159 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 3,1 Prozent auf 1162 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq lag 3,2 Prozent im Minus und tendierte bei 2451 Stellen. Die New Yorker Börse Nyse hatte vorsorglich in Erwartung größerer Kurseinbrüche einen Boden eingezogen und eine Regel aktiviert, mit der massive Ausschläge bei der Preisfindung zum Handelsauftakt abgefedert wurden.

Die Nervosität der Händler schlug sich auch im Volatilitäts-Index VIX nieder: Zum ersten Mal seit Mai 2010 stieg der sogenannte „Angst-Index“ zeitweilig über 40 Punkte, um sich später auf 37,7 zu erholen.

17.51 Uhr: Der russische Aktienmarkt hat die neue Börsenwoche mit schweren Kurseinbrüchen begonnen. Der RTS-Index des Computerhandels in Moskau endete am Montag mit minus 7,84 Prozent bei 1657,77 Punkten. Belastet habe die Entscheidung der Ratingagentur Standards & Poor's (S&P), die Bonität der mächtigsten Wirtschaft der Welt – der USA – erstmals in deren Geschichte von „AAA“ auf „AA+“ abzustufen, sagten Analysten. Händler sprachen auch von billigem Öl und von einem Einbruch bei der Eröffnung der US-Börsen am Montag.

17.30 Uhr: Unter dem Eindruck eines schwachen Handelsauftaktes an der Wall Street ist der Dax immer weiter gefallen. Bis gegen 17 Uhr hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer rund 5 Prozent eingebüßt, das Tagestief lag bei 5927,07 Punkten. Auch der Dow Jones Industrial büßte mehr als 3 Prozent ein.

Noch härter nach unten ging es im MDax, der zeitweilig um die 7 Prozent verlor. Auch der TecDax wurde um mehr als 5 Prozent nach unten gezogen.

17.05 Uhr: Die Aktienkurse an der Athener Börse sind am Montag auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gefallen. Der griechische Leitindex setzte am ersten Handelstag nach der Herabstufung der US-Bonität seinen Abwärtstrend fort und schloss bei 998,24 Punkten. Das entsprach einem Minus von sechs Prozent und war der niedrigste Wert seit Januar 1997. Leerverkäufe wurden daraufhin ab Dienstag für zwei Monate ausgesetzt.

16.28 Uhr: Der deutsche Leitindex Dax ist unter die Marke von 6000 Punkten und damit auf ein neues Jahrestief gefallen. Gegen 16.25 Uhr stand der Leitindex mit einem Minus von 3,8 Prozent bei 5.999 Zählern. Der MDAX gab 6,1 Prozent nach auf 8.575 Punkte, der TecDAX verschlechterte sich um 4,3 Prozent auf 687 Zähler.

15:40 Uhr: Dax weitet angesichts der Eröffnungsverluste an der Wall Street seine Verluste aus, verliert drei Prozent auf 6051 Punkte.

15.37 Uhr: Der US-Aktienmarkt startet mit Verlusten in den Handel: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel am Montag in den ersten Handelsminuten um 1,34 Prozent auf 11.287 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 1,67 Prozent auf 1180 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq lag 2,06 Prozent im Minus und tendierte bei 2481 Stellen. Die New Yorker Börse Nyse hatte vorsorglich in Erwartung größerer Kurseinbrüche einen Boden eingezogen und eine Regel aktiviert, mit der massive Ausschläge bei der Preisfindung zum Handelsauftakt abgefedert wurden. Insbesondere Bankentitel kamen unter Verkaufsdruck: Bank of America gaben um 8,2 Prozent nach, der Kurs von Citigroup fiel um 4,8 Prozent. Auch Energiewerte mussten kräftig Federn lassen: Halliburton-Aktien büßten um 4,1 Prozent ein, Exxon Mobil gaben um rund 2,5 Prozent nach.

14.34 Uhr: Vorjahresfavoriten auf Talfahrt: BMW, Infineon und K+S rutschten um je mehr als sechs Prozent ab. Alle drei Titel hatten 2010 zu den Top Ten des Dax gezählt. Unter den Verlierern war auch der Star des Vorjahres – VW, der fast fünf Prozent einbüßte.

14.12 Uhr: Die Ölpreise haben ihre Talfahrt zu Wochenbeginn ungebremst fortgesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur September-Lieferung kostete am Montagmittag 105,82 US-Dollar. Das waren 3,55 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) sank ähnlich stark um 3,13 Dollar auf 83,75 Dollar. In der vergangenen Woche waren die Ölpreise um rund zehn Dollar eingebrochen.

13.50 Uhr: Der Deutsche Aktienindex (Dax) an der Börse in Frankfurt am Main fiel am Mittag um 2,56 Prozent auf 6076 Punkte.

12.54 Uhr: Der büßte zwischenzeitlich 2,7 Prozent ein und erreichte ein Tagestief von 6057,05 Punkten.

12.42 Uhr: Nachdem der deutsche Aktienmarkt am Montagmorgen nur mit geringen Verlusten auf die weltweite Krisenstimmung reagiert hat, sind am späten Vormittag die Kurse deutlich gefallen. Gegen 11.40 Uhr verlor der DAX 2,5 Prozent auf 6.080 Punkte.

12.40 Uhr: Starinvestor Warren Buffett schreckt die Aberkennung der Spitzenbonität der USA nicht. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway investiere nach wie vor in US-Staatsanleihen, sagte Buffett am Montag im Fernsehsender CNBC.

11.53 Uhr: Trevor Greetham von der Fondsgesellschaft Fidelity International dämpft die Angst vor einer Panik: "Die US-Rating-Herabstufung kommt nicht überraschend und die Verkäufe der letzten Woche waren zum Teil von Gerüchten über diesen Schritt getrieben.“ Die Marktreaktion in dieser Woche sei zwar offen, die Gewissheit um den Verlust des Top-Ratings könne aber auch zu einer Erleichterungs-Rally statt zu einem Ausverkauf führen, so der Experte.

11.20 Uhr: Am deutschen Aktienmarkt ist der befürchtete "schwarze Montag“ zunächst ausgeblieben. Das Krisenmanagement der Europäischen Zentralbank (EZB) und beruhigende Aussagen der G7-Finanzminister halfen dem DAX nach schwächerem Handelsstart schnell ins Plus. Später allerdings gab der Leitindex wieder 0,40 Prozent ab auf 6.211,41 Punkte.

10.27 Uhr: Der Goldpreis hat nach der Abstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard and Poor's (S&P) am Montag zu einer rasanten Rekordjagd angesetzt. Im frühen Handel trieb die Sorge vor einer Eskalation der Schuldenkrise den Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) erstmals über die Marke von 1700 US-Dollar auf ein Rekordhoch bei 1715,01 Dollar.

10.10 Uhr: Die Kurse von US-Staatsanleihen sind am Montag im frühen europäischen Handel trotz der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA merklich gestiegen. Damit fiel die Rendite von zweijährigen US-Anleihen sogar auf ein Rekordtief. Aber auch in den übrigen Laufzeiten gingen die Renditen merklich zurück. Die Renditen signalisieren das aktuelle Zinsniveau, das ein Land bei Aufnahme vom frischem Geld zahlen muss.

10 Uhr: Angeführt von deutlich erholten Finanztiteln ist der schwach gestartete DAX am Montagvormittag ins Plus gedreht. Zuletzt stieg der Leitindex um 0,57 Prozent auf 6271 Punkte, nachdem er in den ersten Minuten am Tagestief mit minus 1,06 Prozent gestartet war.

9.09 Uhr: Nach dem Kursrutsch in der vergangenen Woche ist der deutsche Aktienmarkt auch am Montag mit Verlusten in den Handel gestartet. Zur Eröffnung ging der deutsche Leitindex um 62,47 Punkte auf 6173,69 Zähler nach unten. In der vergangenen Woche hatte der DAX knapp 13 Prozent eingebüßt.

8.55 Uhr: In Japan schloss der Nikkei-Index für 225 führende Werte mit einem Minus von 2,18 Prozent bei 9097,56 Punkten. Auch an anderen Finanzplätzen in Asien und der Pazifik-Region gingen die Kurse weiter auf Talfahrt. In Neuseeland schloss der Aktienmarkt mit einem Minus von 2,8 Prozent auf dem tiefsten Stand seit elf Monaten. In Australien fielen die Kurse sogar auf ein Zwei-Jahres-Tief.

8.10 Uhr: Der US-Dollar hat sich am Montag trotz der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zum Euro relativ stabil gehalten. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde im frühen Handel in Frankfurt mit 1,4326 US-Dollar gehandelt.

7.15 Uhr: Die Aktienmärkte in Asien haben am Montag ihre Verluste im Handelsverlauf deutlich ausgeweitet. In Tokio gaben der Nikkei-Index ebenso wie der breiter gefasste Topix im späten Geschäft um jeweils mehr als zwei Prozent nach. An den anderen asiatischen Börsen gab es zum Teil noch deutlich kräftigere Verluste: Die Aktienmärkte in Südkorea sowie Taiwan gaben um jeweils mehr als vier Prozent nach. In China sank der Hang-Seng-Index ebenfalls um mehr als vier Prozent, der wichtigste Index in Shanghai verlor 3,7 Prozent.

6.50 Uhr: In Sydney erholte sich der S&P/ASX200-Index nach ersten Verlusten und lag am Mittag (Ortszeit) 0,8 Prozent unter dem Schlusskurs von Freitag. Der NZX in Neuseeland machte auch Boden gut, lag aber mittags noch rund 2,2 Prozent im Minus.

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Es geht weiter abwärts: Trotz aller Krisengespräche und Stabilisierungsbemühungen auf höchster Ebene am Wochenende hat sich der Kursrutsch der Aktien am Montag unmittelbar nach Öffnung der ersten Märkte im Pazifik und Fernen Osten fortgesetzt. Allerdings blieben Panikverkäufe aus, wie Händler betonten. Mit den neuen Verlusten reagierten die Märkte weiter auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA in der Vorwoche. Mit einer gemeinsamen Erklärung nach einer Telefonkonferenz versuchten die Finanzminister der sieben stärksten Industrieländer (G7), einem weiteren Verfall der Märkte entgegenzuwirken.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die europäische Schuldenkrise, über deren Bewältigung nur knapp drei Wochen nach dem jüngsten Euro-Krisengipfel schon wieder gestritten wird. Dort signalisierte jedoch die Europäische Zentralbank am Sonntagabend den Ankauf von spanischen und italienischen Staatsanleihen. Die EZB wolle ihr Anleihenkaufprogramm "aktiv umsetzten“, teilte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Telefonkonferenz des Rats der Notenbank am Sonntag in Frankfurt mit.

An den Börsen von Neuseeland bis Singapur rutschten die Aktienwerte kurz nach Handelsbeginn am Montag weiter ab. Das Minus der wichtigsten Indizes lag zu Handelsbeginn zwischen 3,3 (Neuseeland) und 1,04 (Südkorea). In Tokio notierte der Nikkei-Index für 225 führende Werte zur Handelsmitte ein Minus von 121,85 Punkten oder 1,21 Prozent beim Zwischenstand von 9178,03 Punkten. Der breit gefasste Topix gab bis dahin um 13,29 Punkte oder 1,66 Prozent auf 787,67 Zähler nach. An den früher eröffneten Börsen in Neuseeland und Australien stabilisierte sich die Lage im Laufe des Vormittags und die Verluste wurden verringert. In China (Shanghai und Shenzhen) sowie in Hongkong lief es entgegengesetzt - nach einem moderaten Minus-Auftakt ging es am Vormittag um fast vier Prozent auf Talfahrt.

Trotz Schuldenkrise und schwacher Wirtschaftsentwicklung will US-Finanzminister Timothy Geithner weiter im Amt bleiben. Das teilte er nach Angaben einer Ministeriumssprecherin vom Sonntag Präsident Barack Obama mit. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Geithner sich zurückziehen könnte. Obama habe Geithner gebeten zu bleiben, "und er begrüßt seine Entscheidung“, zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg den Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Geithner hatte selbst vor Wochen angedeutet, dass er sich nach der Erhöhung der Schuldengrenze zurückziehen könnte.

Die Finanzminister der G7 bekannten sich nach einer Telefonkonferenz in der Nacht zum Montag zu ihrer Verantwortung für stabile Aktienmärkte. Die G7 würden bei Bedarf "koordiniert eingreifen“, um Liquidität zu sichern und um das Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen, heißt es unter anderem in einer am Morgen in Tokio verbreiteten gemeinsamen Erklärung. Wie Japans Finanzminister Yoshihiko Noda erklärte, hatte er kurz vor Handelsbeginn an der Tokioter Börse mit seinen Kollegen telefoniert. Die Minister vereinbarten zudem, dass sie in den kommenden Wochen bei Bedarf weitere Stabilisierungsmaßnahmen erörtern wollten. (dpa)

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Die USA haben erstmals in der Geschichte die Bestnote als zuverlässiger Schuldner verloren. Nun wartet die Welt gebannt auf die Reaktion der Märkte für Aktien, Anleihen und Devisen. Nach der rasanten Talfahrt der internationalen Börsen besteht die Sorge, dass der Kursrutsch weitergeht, die flaue US-Konjunktur weiter leidet und all dies die Weltwirtschaft in einen neuen Abwärtsstrudel reißen könnte. Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die europäische Schuldenkrise, über deren Bewältigung nur knapp drei Wochen nach dem jüngsten Euro-Krisengipfel schon wieder gestritten wird.

Mit der Abstufung der US-Bonität durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s wankt ein Eckpfeiler des weltweiten Finanzsystems – Experten rätseln darüber, wie sich dies auf die Märkte auswirken wird. Der Schritt war zwar erwartet worden, kommt aber nach einer Woche mit den schwersten Verlusten an den Weltbörsen seit dem Herbst 2008, als die Finanzmärkte infolge der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kollabiert waren. Standard & Poor’s hält es für möglich, dass es Jahre dauert, bis die USA ihre Topbonität zurückerhalten.

Finanzminister Geithner will trotz Schuldenkrise bleiben

Märkte und Politiker sind angesichts dieser bedrohlichen Lage in höchster Alarmstimmung. Die Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrienationen (G7) wollten sich nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo telefonisch über die heftigen Irritationen an den weltweiten Finanzmärkten beraten. Auch die Eurozonen-Notenbanken wollten sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg am Sonntag kurzschließen und über die heikle Lage sprechen. Unabhängig von der verminderten Kreditwürdigkeit verteidigte US-Präsident Barack Obama seine Finanzpolitik.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollten nach einem Bericht des französischen „Journal du Dimanche“ zunächst keine weiteren Erklärungen veröffentlichen. Nach den vergleichsweise guten US-Arbeitsmarktzahlen vom Freitag solle nun Montag und Dienstag die Entwicklung an den Börsen beobachtet werden.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hatte am Freitag den USA die Bestnote „AAA“ entzogen und die Bonität auf „AA+“ abgestuft. Die Agentur begründete dies mit dem jüngsten Schuldenabkommen. Die angepeilten Einsparungen reichten zur Finanzkonsolidierung nicht aus. Außerdem wurde die Berechenbarkeit der US-Politik in Frage gestellt. Die beiden anderen wichtigen US-Ratingagenturen Moody’s und Fitch hielten an der Bestnote fest. Konsequenz eines schlechteren Ratings können höhere Zinsen für die Aufnahme frischen Geldes sein: Die USA müssten dann neben der Tilgung ihrer riesigen Schulden zusätzlich eine wachsende Zinslast schultern.

S&P-Geschäftsführer John Chambers warnte am Sonntag, dass die US-Kreditwürdigkeit ein weiteres Mal heruntergestuft werden könnte, sollte sich die Finanzlage des Landes weiter verschlechtern. Die Chancen für einen solchen Schritt bezifferte er mit 1:3. „Wenn sich die fiskale Lage der USA weiter verschlechtert oder sich der politische Stillstand weiter verfestigt, dann könnte das zur Herabstufung führen“, sagte Chambers dem Sender ABC. Weiter sagte er, die Geschichte lehre, dass es bis zu einer Wiederhochstufung der USA eine ganze Weile dauern könne.

Im Windschatten des US-Schuldendebakels streitet die EU schon wieder heftig über die Instrumente zum Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise. Heftigen Gegenwind spürt vor allem EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der am Donnerstag eine Überprüfung aller Elemente des Rettungsschirms EFSF einschließlich dessen finanzieller Ausstattung verlangt hatte. Der Vorstoß des Portugiesen provoziert weiter heftige Kritik.

SPD-Chef Sigmar Gabriel warf Barroso vor, er habe mit seinen Äußerungen zu einer Aufstockung des Euro-Rettungsschirms die Märkte verunsichert. „Die Krise, die man eigentlich verhindern will, wird durch das, was Barroso getan hat, eher beschleunigt“, sagte Gabriel im ZDF-Sommerinterview vom Sonntag. Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok rügte am Sonnabend im Deutschlandfunk: „Brüssel, muss man sagen, hat in dieser Woche nicht geschickt reagiert, weil es die Nerven verloren hat.“ Es gebe „zu viele Politiker, die in dieser Frage den Mund nicht halten können“. Bereits am Freitagabend hatte der Vorsitzende der Euro-Gruppe, der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker angesichts irrationaler Finanzmärkte „aktive Ruhe“ statt fortgesetzten Streits verlangt.

Als erstes öffnen am Montag (Ortszeit) die Finanzmärkte in China und Fernost, dann folgen die europäischen Börsen – anschließend beendet die Wall Street in New York den Reigen. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Tom Mayer, rechnet mit weiteren Kurseinbrüchen an den Börsen. „Schlechte Nachrichten sind immer unangenehm für Märkte“, sagte Mayer im Gespräch mit „Bild am Sonntag“. Er rechne zwar nicht mit einem weltweiten Börsencrash, aber: „Es könnte Verluste geben.“ Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte er: „Ob sich solche Entwicklungen zu einem Sommergewitter oder einem Tornado zusammenbrauen ist schwer vorherzusehen.“

Ungewöhnlich scharfe Kritik an den USA kam aus China. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb: „Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen.“ Als größter Gläubiger Amerikas habe China jedes Recht zu verlangen, „dass die USA ihre strukturellen Schuldenprobleme in den Griff bekommen und die Sicherheit chinesischer Dollar-Anlagen sicherstellen“. Außerdem stellte Peking erneut die bislang führende Rolle des Dollars infrage. Es müsse über Alternativen zum Dollar als Reservewährung nachgedacht werden. Die amtliche Agentur agiert häufig als Sprachrohr der Regierung.

Nach der Herabstufung der USA gibt es nur noch vier führende Industrienationen (G7) mit der Bestnote der Agentur: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kanada. In Europa sind die Beschlüsse zur Euro-Stützung sind bereits gefasst – eine praktische Wirkung steht aber noch aus. Die 17 Staats- und Regierungschefs der Eurogruppe hatten bei einem Sondergipfel am 21. Juli ein ganzes Bündel von Maßnahmen gegen die Schuldenkrise beschlossen. Es kann aber erst in Kraft treten, wenn entsprechende Gesetzestexte ausgearbeitet und von den nationalen Parlamenten beschlossen worden sind.

Derzeit arbeiten Experten der EU-Kommission in Brüssel, der EZB und der EU-Mitgliedsstaaten unter Hochdruck daran, die Beschlüsse im Detail auszuformulieren. Dabei geht es um ein zweites Hilfspaket für Griechenland und die Ausweitung der Aufgaben des Euro-Krisenfonds EFSF. Anfang September könnte diese Arbeit erledigt sein und die Texte den nationalen Parlamenten zur Verabschiedung vorgelegt werden.

Derzeit hängen die hoch verschuldeten Euroländer Griechenland, Irland und Portugal am internationalen Finanztropf. Die Sorge wächst, dass Spanien und vor allem Italien als nächste in den Strudel der Schuldenkrise geraten könnten.

Von Peer Meinert und Thomas Kaufner