Die Angst um eine Eskalation der Schuldenkrise lässt den Goldpreis auf Rekordhöhe steigen - auch junge Leute investieren in das Edelmetall.

Hamburg. Die Angst um eine Eskalation der Schuldenkrise steigt und treibt immmer mehr Investoren in vermeintlich sichere Anlageformen. Davon profitiert der Goldpreis, der sich am Montag auf einem neuen Rekordhoch befindet. Zum ersten mal kostete im Vormittagshandel eine Feinunze (31,1 Gramm) bei 1600,40 Dollar (rund 1.138 Euro). Am Nachmittag lag der Preis bei 1.596 Dollar.

Den Goldrausch bekommen vor allem die Händler zu spüren. „In den vergangenen fünf Tagen haben wir Gold im Wert von mehr als 21 Millionen Euro verkauft, in der Woche zuvor waren es etwa acht Millionen Euro“, sagte ein Sprecher des Goldhändlers Pro Aurum der Nachrichtenagentur dapd. Gründe für den Ansturm auf das Edelmetall seien neben der Griechenland-Krise die Sorgen der Bürger um die Bonität Portugals, Irlands und Italiens.

„Gekauft werden vor allem Goldbarren in den Gewichtseinheiten von einer Unze bis zu einem Kilogramm“, sagte der Sprecher. Dabei seien es längst nicht mehr nur Männer zwischen 40 und 50 Jahren, die an dem Edelmetall interessiert seien. „Häufig sehen wir derzeit auch informierte Kunden im Auszubildendenalter in den Verkaufsräumen. Die Ordergrößen reichen von einigen hundert Euro bis zu siebenstelligen Beträgen.“

Es sei davon auszugehen, dass das Absicherungsbedürfnis der Anleger vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in den USA und der Euro-Krise in den kommenden Wochen und Monaten weiter zunehmen werde. „Normalerweise sehen wir in den Sommermonaten schwächere Kurse beim Gold, das wird dieses Jahr vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Euro-Krise wohl anders verlaufen“, sagte der Sprecher des Goldhändlers.

„Der Goldpreis ist ein klares Anzeichen dafür, wie schlimm die Marktteilnehmer den Markt einschätzen“, sagte der Anlageexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser. Da sich der Preis an den globalen Märkten bilde, machten nicht nur den deutschen Anlegern die US-Schuldenkrise und der Euro Sorgen, sondern Anlegern weltweit.

Verbraucher müssten jedoch wissen, was den Goldpreis antreibe und auch wieder fallen lasse. „Viele Hedgefonds haben Milliardenbeträge in Gold investiert“, sagte Nauhauser. Wenn diese anfingen, ihr Gold zu verkaufen, dann könnte der Preis sehr schnell wieder sinken. Dennoch sei es ratsam, Anlagen zu streuen. Gold biete dabei durchaus eine gute Sicherheit in Krisenzeiten.

Selbst das zuletzt verschmähte Silber schien vielen Anlegern sicherer als Dollar oder Euro. Die Feinunze verteuerte sich um bis zu 2,2 Prozent auf 40,15 Dollar und kostete damit wieder so viel wie seit Anfang Mai nicht mehr, als letztlich geänderte Kontraktbedingungen den Höhenflug des Edelmetalls beendet hatten. „Die politischen Unsicherheiten in den Vereinigten Staaten und Europa sind ein Dauerbrenner, und die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen wird anhalten“, fasste Natalie Robertson, Rohstoff-Analystin bei ANZ zusammen.

„Dass Gold viel mehr als ein Rohstoff ist, ist dem Markt sehr wohl bewusst“, erklärten die Commerzbank-Analysten in ihrem Tageskommentar. „Seine gegenwärtige Entwicklung zeigt, dass Gold nicht nur als Inflationsschutz, Angstindikator oder 'Anti-Dollar' dient. (abendblatt.de/reuters/dpa/dpad)