Die deutschen Reeder wollen in Zukunft Soldaten an Bord ihrer Frachter am Horn von Afrika. Insgesamt sieht sich die Schifffahrt im Aufschwung.
Hamburg. Der bisher letzte Überfall auf ein deutsches Schiff liegt eine Woche zurück. Im Indischen Ozean, 950 Meilen vor der Küste Somalias, enterten Piraten die 130 Meter lange "Bremen" . Die Crew der Reederei Schepers aus Haren an der Ems verschanzte sich im Schutzraum, bis eine dänische Fregatte zu Hilfe kamen. Die Räuber waren schon abgezogen. Der Überfall verlief glimpflich, niemand wurde verletzt.
Doch insgesamt weiten Piraten ihren Aktionsradius aus und gehen immer brutaler vor. "Es geht hier um erpresserischen Menschenraub, nicht mehr um die Schiffe oder ihre Ladung", sagte Michael Behrendt, der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), am Freitag in Hamburg. Die Unternehmen wollen erreichen, dass Einsatztrupps von Polizei oder Marine die etwa 400 am Horn von Afrika eingesetzten Frachter schützen. "Wir wären die Letzten, die für eine solche Dienstleistung nicht bezahlen würden", sagte Behrendt. Am 24. Januar wird sich auch die Regierung mit dem Problem befassen. Der Maritime Koordinator, Hans-Joachim Otto, wird dabei ein Treffen leiten, zu dem neben den Reedern auch Vertreter des Verteidigungs- und des Innenministeriums geladen sind.
Ihre wirtschaftliche Lage sieht die deutsche Seeschifffahrt wieder optimistisch."Es zeichnet sich ein Silberstreif ab", sagte Behrendt. Für 2010 erwartet der VDR einen Anstieg des Welthandels um 11,4 Prozent, 2011 sollen es sieben Prozent sein. "Das Geschäft normalisiert sich", so der VDR-Chef, der auch an der Spitze von Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd steht. Gerade Linienreeder wie Hapag-Lloyd verdienen schon wieder gut. Dagegen sind die Charterraten vor allem bei kleineren Schiffen von mittelständischen Reedereien häufig noch nicht wieder auskömmlich.
Behrendt appellierte daher an die Banken, diese Reeder nicht im Stich zu lassen. Der Mittelstand - 60 Prozent der Firmen haben vier Schiffe oder weniger - bilde den Schwerpunkt der Branche. "Wir gehen davon aus, dass sich auch hier die Lage in zwei Jahren stabilisiert."