Die deutschen Müller verteuern ihr Mehl, weil nach dem russischen Exportstopp die Getreidepreise steigen. Das wirkt sich auf Brot aus.

Berlin/Moskau. Wegen der drastischen Verteuerung von Weizen sieht sich der Verband Deutscher Mühlen zu starken Preiserhöhungen bei Mehl gezwungen. „Bleibt der Weizenpreis auf dem aktuellen Niveau, kommen auf uns in diesem Jahr bis zu eine Milliarde Euro an zusätzlichen Kosten zu“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Weizbauer, dessen Verband rund 600 Mühlenunternehmen vertritt. „Das ist mehr als die Hälfte unseres Jahresumsatzes.“

Eine Tonne Mehl sei derzeit kaum für weniger als 300 Euro pro Tonne zu haben. Vor wenigen Wochen seien es noch knapp 200 Euro gewesen. „ Die Getreidepreise bestimmen zu 70 bis 80 Prozent die Mehlpreise“, sagte Weizbauer. „Wir sind deshalb gezwungen, die Kostensteigerungen weiterzugeben.“ Für die deutschen Verbraucher bedeute das in diesem Jahr zusätzliche Kosten von bis zehn Euro. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch betrage jährlich etwa 65 Kilogramm.

Ernteausfälle in Folge der Hitzewelle sowie das russische Verbot von Getreideexporten haben den Weizenpreis mit 227,50 Euro auf den höchsten Stand seit März 2008 getrieben. Seit Anfang Juli hat der Preis für dieses Grundnahrungsmittel rund 50 Prozent zugelegt. Der Mühlenverband hält auch Preise von mehr als 250 Euro für möglich. „Spekulanten mischen inzwischen mit“, sagte Weizbauer. „Und die Landwirte hoffen auf Zusatzerlöse. Ihre Verkaufsbereitschaft ist deshalb im Moment extrem gering.“

Russland hatte zuvor wegen der anhaltenden Trockenheit und den zahlreichen Bränden, die große Teile der Ernte zerstört haben , einen Stopp seiner Getreide-Exporte bis zum Ende des Jahres verkündet. Ministerpräsident Wladimir Putin begründete das mit der Notwendigkeit, die heimischen Lebensmittelpreise stabil zu halten. Die Entscheidung – Russland gehört zu den größten Getreide-Exporteuren – ließ an der Börse in Chicago den Weizenpreis um 8,3 Prozent steigen. In diesem Sommer hat sich Weizen bereits um 70 Prozent verteuert.

Das werden die Verbraucher in Europa und den USA mit einem etwas höheren Preis für Brot zu spüren bekommen. Die größere Last werden Agrarmarktexperten zufolge die Menschen im Nahen Osten, Afrika und Teilen Asiens tragen, weil bei ihnen die Rohstoffpreise stärker die Preise für Lebensmittel bestimmen.

Putin sagte am Donnerstag an, das Exportverbot trete am 15. August in Kraft und sei bis zum 31. Dezember befristet. Die Maßnahme sei erforderlich, obwohl Russland über ausreichende Reserven verfüge. Vom Exportverbot betroffen sind neben Weizen Gerste, Roggen und Mais.