Ausnahmezustand in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage Majak, in der vor über 50 Jahren schon eine atomare Katastrophe passierte.
Moskau. Russische Behörden haben in der Nähe der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Majak am Ural wegen der Waldbrände den Ausnahmezustand verhängt. Vorerst sei das Betreten der Wälder und Parkanlagen in der Gegend etwa 1500 Kilometer östlich von Moskau verboten, teilten die Behörden nach Angaben der Agentur Ria Nowosti am Montag mit. Das Zentrum samt Lagerstätte selbst war dem Vernehmen nach zunächst nicht betroffen. Für diesen Dienstag wurde in Majak eine Krisensitzung angesetzt.
Auch in der Nähe der atomaren Forschungsanlage Sneschinsk – etwa 80 Kilometer nördlich von Tscheljabinsk – brannten die Wälder. Die Flammen waren nach Behördenangaben aber rund 15 bis 20 Kilometer von dem Zentrum entfernt, in dem Atomwaffen geplant und gewartet werden. Sicherheitshalber wurden aber zusätzliche Einsatzkräfte nach Sneschinsk abkommandiert. Ein näher gelegener Brand sei bereits gelöscht worden, sagte ein Sprecher des russischen Staatskonzerns Rosatom.
Am Wochenende hatten mehr als 2000 Rettungskräfte den tagelangen Kampf gegen die Flammen in der Nähe der atomaren Forschungsanlage Sarow etwa 400 Kilometer östlich von Moskau erfolgreich beendet. Zuvor hatten sie eine acht Kilometer langen und etwa 150 Meter breite Brandschneise um die Anlage geschlagen.
Russische Löschtrupps kämpfen gegen radioaktive Gefahr
Majak war am 29. September 1957 Schauplatz der größten Atomkatastrophe vor Tschernobyl im Jahr 1986. Doch die Welt erfuhr erst Jahrzehnte später davon. Ein unterirdischer Betontank mit flüssigen, hoch radioaktiven Abfällen explodierte. Nach offiziellen Angaben starben 200 Menschen. Schätzungen zufolge kamen jedoch etwa 150.000 Menschen an den Folgen ums Leben. Die radioaktive Strahlung verseuchte ein Gebiet von etwa 100 Quadratkilometern. Zwar wurden bei dem Unfall nur einige Prozent der Strahlungsmenge der Katastrophe von Tschernobyl freigesetzt. Da die radioaktiven Stoffe aber auf einem viel kleineren Gebiet niedergingen, waren die Folgen ähnlich verheerend.
Das Unglück blieb lange geheim. Erst 1976 veröffentlichte der von der Sowjetunion ausgebürgerte Biochemiker und Dissident, Schores Medwedew, in London einen Aufsatz, in dem er Hinweise auf die Katastrophe zusammentrug. 1979 veröffentlichte er das Buch „Bericht und Analyse der bisher geheim gehaltenen Atomkatastrophen in der Sowjetunion“. Erst zehn Jahre später bestätigte die Sowjetführung den Vorfall in Majak.
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