Kartoffel-Großbauer aus Schleswig-Holstein rechnet mit 30 Prozent weniger Ernte. Selbst Atomkraftwerke machen bei der Hitze schlapp.

Hamburg. Wegen des heißen Sommers werden in diesem Jahr deutlich weniger Kartoffeln geerntet werden. Die Fachverbände rechnen mit Ertragsausfällen zwischen zehn Prozent und 30 Prozent. 30 Prozent weniger Kartoffeln als im vergangenen Jahr wird auch Thilo Kracht von der Kracht Kartoffel GmbH bei Neumünster ernten. Der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 500 Hektar. "Ab 25 Grad stellen die Kartoffeln ihren Stoffwechsel ein", sagt Kracht. Einige Pflanzen lägen schon platt auf dem Acker, die meisten würden aber beregnet und so am Leben gehalten. Kracht hofft, dass sich die Kosten für die Bewässerung durch höhere Verkaufspreise ausgleichen. Dass Kartoffeln in den Läden knapp werden, glaubt er aber nicht: "Es wird wahrscheinlich eher bei der Herstellung von Stärke und bei der Ethanolgewinnung gespart werden."

Auch 2003 und 2006 habe es wenig geregnet, aber so schlimm wie in diesem Jahr sei es seit 16 Jahren nicht mehr gewesen. „Die Situation ist in diesem Jahr vielerorts noch bedrückender als in den Trockenjahren 2003 und 2006“, bestätigt auch Martin Umhau, Vorstandsvorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft. Aussagen zur Qualität der Knollen seien derzeit noch schwierig.

Beim Getreide erwartet der Deutsche Raiffeisenverband knapp acht Prozent niedrigere Erträge. Geschädigt wurden durch die anhaltende Hitze vor allem Weizen, Mais und spät gesäte Sommersaaten. Vorraussichtlich würden 5,3 Millionen Tonnen weniger Getreide geerntet als im Vorjahr, schätzt der Verband. Das wäre ein Rückgang um elf Prozent. Bei Raps veranschlagt der Verband den Durchschnittsertrag um etwa 11,5 Prozent niedriger als im Rekordjahr 2009. "Auch viele Weideflächen sehen braun aus", sagt Klaus Dahmke vom Bauernverband Schleswig-Holstein.

Unter der anhaltenden Hitze machen auch Atomkraftwerke schlapp. Das Atomkraftwerk Brokdorf an der Elbe musste am Montag für drei Stunden seine Leistung um 50 Megawatt drosseln. Die Elbe hatte in dieser Zeit die kritische Wassertemperatur von 23 Grad um ein Grad überschritten, sagte ein Sprecher des für die Atomaufsicht zuständigen Justizministeriums.

Um den Fluss durch das Kühlwasser nicht weiter aufzuheizen, musste die Leistung des Kraftwerks reduziert werden. Dies komme nicht regelmäßig, aber immer mal wieder vor. Die beiden anderen schleswig- holsteinischen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel sind wegen Pannen seit Sommer 2007 vom Netz

Auch das Atomkraftwerk Unterweser läuft wegen der Hitze zurzeit mit deutlich weniger Leistung. Das Kraftwerk in Stadland (Kreis Wesermarsch) sei seit Dienstag von 1345 auf 550 Megawatt gedrosselt, sagte ein Sprecher von Eon Energie. „Das ist bei diesen Witterungsbedingungen nicht ungewöhnlich.“ Die Elbe sei derzeit so warm, dass das Kraftwerk nicht genug Kühlwasser einleiten könne, ohne die vorgeschriebenen Maximaltemperaturen für den Fluss zu überschreiten. (vet/dpa)